News

Honig aus dem Uni-Wald

15.12.2022

Seit einiger Zeit leben vier Bienenvölker im LMU-Wald, gepflegt vom Imkerverband Landshut. Wie das Zusammenleben mit den neuen LMU-Mitgliedern funktioniert, berichten Förster Dimke und Imker Barthl Frey.

Fleißige Sammlerinnen im LMU-Wald.

„Die Hauptschwarmzeit der Bienen ist im Mai“, so Barthl Frey, Vorsitzender des Imkervereins Landshut. Der Pensionär pflegt selbst einen der Bienenstöcke im Klosterholz in der Nähe von Landshut, der zur LMU gehört. Was viele nicht wissen: Die Universität besitzt noch ein zweites Waldgebiet, nämlich den etwas ländlicher gelegenen Bocksberg zehn Kilometer von Landshut entfernt. Die Gesamtfläche des Uni-Waldes beträgt rund 432 Hektar und ist damit so groß wie 605 Fußballfelder.

„Im Universitätswald herrschen ideale Bedingungen für die Bienenvölker. Ein Imker hat seine Bienen explizit hierher umgesiedelt, weil wir ausschließlich biologische Mittel verwenden und eine nachhaltige Waldwirtschaft betreiben“, sagt Christoph Dimke. Seine Liebe zur Natur stammt wohl aus seiner Kindheit, die er hauptsächlich im Schwarzwald verbrachte. „Wie es sich anfühlt, im Wald zu sein, kann man nicht auf YouTube anschauen. Das muss man spüren und wahrnehmen. Mir gefällt das Summen der Bienen, und ich vergesse die Zeit, wenn ich die Bienen am Springkraut beobachte, wie sie ein- und ausfliegen“, erzählt der Förster. Bäume beschneidet er manuell und achtet darauf, möglichst viel der sogenannten Begleitvegetation stehen zu lassen. Am Waldrand pflanzt er Hecken und sät Wildblumen aus, die Bienen, Vögeln und Schmetterlingen Nahrung bieten.

„Bienen müssen das ganze Jahr über versorgt werden“

„Bienen brauchen einen kontinuierlichen Futterstrom. Dies ist durch die intensive Landwirtschaft erschwert: Vielerorts gibt es Monokulturen, die alle zur gleichen Zeit blühen“, erklärt der erfahrene Imker Barthl Frey. Etwa 400 bis 500 „Bienenstunden“ investiert er pro Jahr. Zu seinen Aufgaben zählen beispielsweise die Kontrolle der Volksentwicklung und das Füttern seiner Insekten. „Bienen müssen das gesamte Jahr über versorgt werden. Zum Teil geht es auch nur darum, zu schauen, ob alles in Ordnung ist. Tiere wie Marder können einen Bienenstock mit ihren scharfen Krallen aufbrechen und komplett verwüsten“, sagt Frey.

Seine Leidenschaft für die Imkerei entdeckte er bereits als Elfjähriger. „Ich habe schon immer gerne die Bienen am Flugloch beobachtet und bewundert, wie sie emsig und zielorientiert ausfliegen. Der Duft, der aus dem Bienenstock strömt, die sogenannte Stockluft, ist ein unvergleichlicher Geruch, der fest in meinem Gedächtnis verankert ist“, schwärmt der Imker. Wie oft er gestochen wurde, weiß er nicht mehr – aber: „Das gehört eben dazu und hängt auch von der Art der Bienen ab, die man versorgt.“

Größer, als man denkt: der Bienenstand im Uniwald.

„Kein Bienenjahr ist wie das andere“

Besonders fasziniere ihn die hochkomplexe Struktur des Bienenalltags. „Mir wird immer wieder klar: Wir Menschen sind kleine Lichtlein, gerade wenn ich mir die Bienen anschaue, dieses Konglomerat aller Lebewesen im Bienenstock. Ich lerne nie aus und bin immer wieder überrascht.“ Auch Förster Dimke betont: „Der Uni-Wald bietet umfangreiche Forschungsmöglichkeiten, zum Beispiel zu gesellschaftlichen, klimabezogenen oder technischen Fragestellungen. Ich würde ihn schon fast als ‚Reallabor‘ betrachten. Forschende, Studierende und Beschäftigte der LMU sind jederzeit hoch willkommen.“

In der Region Niederbayern können Imker vor allem Blütenhonig, etwa aus Raps oder Obstbäumen, und Waldhonig ernten. Pro Jahr kommen in einem Bienenstock 20 bis 30 Kilogramm Honig zusammen – auch wenn Barthl Frey einschränkend ergänzt: „Kein Bienenjahr ist wie das andere! Es gibt keine Schablone für den richtigen Umgang mit dem Bienenvolk. Was man braucht, sind eine gewisse Ausdauer und Liebe zum Detail.“ Förster Dimke ergänzt: „Wichtig ist, mit der Natur zu arbeiten, nicht an ihr vorbei.“ Damit das Spinnennetz intakt bleibt.

Für alle, die sich jetzt fragen, ob sie den "Uni-Honig" auch probieren können: Im LMU-Shop gibt es für kurze Zeit den "Uni-Honig" aus dem LMU-Wald zu kaufen. Nur so lange der Vorrat reicht!

Bienen-Mathematik

  • Für ein Kilogramm Honig müssen die Bienen etwa 3 Kilogramm Nektar sammeln. Dafür sind rund 100.000 Ausflüge erforderlich und die Bienen müssen rund 150.000.000 Blüten besuchen.
  • Die Flugstrecke der Bienen reicht dazu sechsmal um die Erde herum. Die Fluggeschwindigkeit einer Biene liegt bei 6 bis 8 Metern pro Sekunde.
  • Die durchschnittlich geflogene Tagesstrecke einer Biene kann auf etwa 85 Kilometer geschätzt werden.
  • Im Schnitt dauert ein Sammel-Ausflug rund 27 Minuten. Eine Biene unternimmt in der Schwarmzeit etwa 13 Ausflüge pro Tag.

Wonach suchen Sie?