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Kirche in Zeiten der Veränderung

11.08.2023

Das Herzogliche Georgianum hat einen neuen Direktor: Stefan Kopp leitet das Priesterseminar und hat zugleich den Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät übernommen.

Porträt von Professor Stefan Kopp. Er steht vor neutral-grauem Hintergrund und trägt Bild und Anzug mit Krawatte.

Professor Stefan Kopp ist neuer Direktor des Herzoglichen Georgianums. | © privat

Vor seinem Wechsel an die LMU im Sommer 2022 war der gebürtige Kärntner Professor an der Theologischen Fakultät Paderborn. Dort leitete er unter anderem ein Projekt zur historischen Erforschung lokaler liturgischer Quellen und veröffentlichte soeben einen Band zur Paderborner Domkrypta, die saniert und völlig neu gestaltet wurde. Darin führte er Expertisen aus Archäologie und Denkmalpflege, Geologie und Physik, Architektur und Vermessungstechnik sowie Kunst- und Kirchengeschichte zusammen und verband diese mit Erkenntnissen aus dem eigenen Fach.

Dem Theologen und Priester ist bei solchen interdisziplinären Initiativen wichtig, die Kontexte wahrzunehmen, in denen Liturgie gefeiert wurde und wird. Deshalb interessieren ihn neben Form und Funktion von Kirchenbauten zum Beispiel auch Mentalitäten, die auf vielfältige Weisen Menschen prägen.

Der Bezug zu interdisziplinären Fragestellungen macht deutlich: „Es gibt nicht die Liturgiewissenschaft“, sagt Stefan Kopp. „Das Fach ist vielmehr eine lebendige Wissenschaft mit vielfältigen Schwerpunkten in Geschichte, Theologie und Praxis des christlichen Gottesdienstes und schon deshalb spannend, weil man viele Brücken zu den unterschiedlichsten Bezugswissenschaften bauen kann.“

Natürlich gehört die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit „klassischen“ Themen seines Fachs wie der Sakramentenliturgie weiterhin zum Forschungsportfolio des katholischen Theologen. Er macht es sich allerdings zur Aufgabe, solche Themen auf innovative Weise anzugehen, indem er dabei beispielsweise verstärkt ökumenische Fragestellungen einbezieht.

Einen wichtigen Schwerpunkt in seiner wissenschaftlichen Arbeit bildet die Auseinandersetzung mit gegenwärtigen Transformationsprozessen, denen sich auch die Kirche heute in verstärktem Maße gegenübersieht. Das sei nicht neu, denn „die Kirche war immer schon solchen Prozessen ausgesetzt“, weiß Kopp. „Aber die Dinge geschehen heute mit einer beschleunigten Dynamik und bringen Herausforderungen mit sich, die verstärkt einer differenzierten Betrachtung bedürfen.“

„Wir müssen zeigen, dass wir einen Beitrag leisten können“

Noch in Paderborn hat Stefan Kopp deshalb ein Graduiertenkolleg initiiert, das sich mit „Kirche in Zeiten der Veränderung“ befasst. Flankierend dazu wurde eine mittlerweile 14 Bände umfassende Publikationsreihe begründet, die aktuelle Fragestellungen reflektiert – so unter anderem kirchliches Change Management, Macht und Ohnmacht, liturgische Ausdrucksformen im Medienzeitalter, den Priesterberuf in der Kirche von morgen oder Diversität.

Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit engagiert sich Kopp aber auch ganz praktisch: als Direktor des Herzoglichen Georgianums in der Ausbildung von Priesteramtskandidaten. Auch hier geht es um „Kirche in Zeiten der Veränderung“. Junge Männer sollen sich während ihrer Ausbildung zu reifen Persönlichkeiten entwickeln, die mit Veränderungen und Ambiguitäten umgehen können, weil für Kopp klar ist: „Wir wollen stabile Persönlichkeiten heranbilden.“ Denn: „Wir müssen zeigen, dass wir einen Beitrag leisten können – in Zeitgenossenschaft mit den Menschen, und das nicht nur innerhalb der Kirchenmauern, sondern auch außerhalb davon.“

In diesem Sinne will er das Haus gegenüber dem Hauptgebäude der Uni als Studien- und Lernort akzentuieren: „Wir haben hier sehr gute Studienbedingungen. Junge Menschen sollen in einer geistig vitalen Atmosphäre ganzheitlich einüben, weder weltflüchtig noch weltsüchtig, sondern welttüchtig zu leben und zu wirken.“

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