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Kleine Strategen

08.08.2016

Mit anderen teilen und selbst etwas abbekommen: Schon Kindergartenkinder erwarten, dass es ein anderer bei Gelegenheit honorieren wird, wenn sie sich ihm gegenüber als großzügig erwiesen haben.

„Eine Hand wäscht die andere“ – diesem alten Sprichwort folgen schon Vorschulkinder, wie eine Studie des LMU-Psychologen Markus Paulus zeigt. In mehreren Experimenten hat Paulus, Professor für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie der frühen Kindheit an der LMU, untersucht, ob schon Drei- bis Fünfjährige strategisch denken, wenn sie einen anderen um etwas bitten. „It’s Payback Time“, hat er das Ergebnis überschrieben, das aktuell in der Print-Ausgabe der Zeitschrift Developmental Psychology erscheint.

Welchen Motiven Kinder in ihrem sozialen Verhalten folgen, warum sie etwa teilen, wird in der Entwicklungspsychologie vielfach untersucht. Die kognitiven Mechanismen dahinter und die Frage, inwiefern sie dabei strategisch denken, sind bislang umstritten. Markus Paulus konnte in seiner Studie nun zeigen, dass bereits Drei- bis Fünfjährige von einem anderen erwarten, dass dieser es honoriert, wenn sie ihm selbst zuvor etwas gegeben haben. In einer experimentellen Situation mit zwei möglichen Ansprechpartnern fragten Kinder immer erst jenen der beiden, ihnen etwas abzugeben, dem sie zuvor selbst am meisten gegeben hatten. „Schon Kindergartenkinder scheinen darauf zu achten, welches soziale Kapital sie durch ihr Verhalten aufbauen, und dieses strategisch zu nutzen“, sagt Paulus. „Reziprokes Verhalten ist ein entscheidender Faktor im sozialen Leben und wesentlich für stabile Gesellschaften. Unsere Studie zeigt zum ersten Mal, dass schon junge Kinder diese Erwartung an Reziprozität in ihrem sozialen Verhalten zeigen.“ (Developmental Psychology 2016)

Mehr zur Forschung von Markus Paulus : ERC Starting Grant: Auszeichnung für Markus Paulus Entwicklungspsychologie: Ich und die anderen

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