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Klimabildung zum Anfassen

12.03.2024

Beim Projekt „Moore im Klimawandel“ haben Studierende des Lehramtsstudiengangs Geographie Grundschulklassen erklärt, wie Moore zum Klimaschutz beitragen können.

Alexandra Stumbaum im Ampermoos bei Grafrath

Projektleiterin und LMU-Geographin Alexandra Stumbaum | © LMU

Um bis 2045 klimaneutral zu sein, braucht es Lösungen, der Atmosphäre dauerhaft CO₂ zu entziehen. Dazu trägt auch die Wiedervernässung von Mooren bei. Denn Fakt ist: Entwässerte Moorböden verursachen in Deutschland jedes Jahr etwa 53 Millionen Tonnen Treibhausgase.

Um schon Kinder für das Thema zu sensibilisieren, hat LMU-Geographin Alexandra Stumbaum das Projekt „Moore im Klimawandel" ins Leben gerufen. Die Idee: Lehramtsstudierende der Geographie erweitern ihren Erfahrungsschatz und unterrichten Grundschulklassen am Ampermoos bei Grafrath.

„Es ist ein Praxisseminar, bei dem die Lehramtsstudierenden in intensiven Kontakt mit Schulklassen kommen“, sagt Stumbaum, die seit 2021 abgeordnete Lehrkraft am Department für Geographie ist. Der Ansatz kommt bei ihren Studierenden gut an:

Während der Projekttage im Februar 2024 erkundeten rund 75 Schülerinnen und Schüler der dritten Jahrgangsstufe benachbarter Grundschulen nicht nur die Faszination des Moores, sondern erlangten auch an interaktiven Stationen ein Verständnis für dessen Rolle im Klimaschutz.

Ein Schultag im Moor

Angekommen im Moor, werden die Kinder in einem Pavillon am Fuße des Naturschutzgebiets Ampermoos von den Figuren „Schmetterling Lisa“ und „Kröte Tom“ begrüßt. Die Studierenden erklären den Kindern mit den aus Pappkartons gebastelten Tierfiguren spielerisch, dass das Moor aus der Perspektive der Tiere zu trocken ist, und fragen nach möglichen Gründen dafür. Gleich darauf legen die Kinder los und stellen ihre Ideen dazu vor.

Die angehenden Geographielehrerinnen und -lehrer gehen auf die Vorschläge der Grundschulklasse ein und informieren diese über die Entstehung und Funktion der Moore. Sie zeigen den Kindern, dass das Moor aus unterschiedlichen Gründen seine Rolle als Kohlenstoffspeicher verliert und ein „müder Klimaheld“ geworden ist.

Im Laufe des Vormittags sind die Gummistiefel schon halb im Matsch versunken, doch die Grundschulkinder lauschen noch immer gespannt den Erklärungen der Studierenden Carmen Mikluschka und Stefanie Obermeier. Anhand einfacher Experimente lernen die Kinder, was ein pH-Wert ist und dass der Moorboden im Idealfall aufgrund der Kohlenstoffspeicherung ein saurer Boden ist.

Diese Möglichkeit, den Kindern vor Ort in der Natur etwas beizubringen, ist für Stefanie Obermeier etwas ganz Besonderes. Der Lehramtsstudentin gefällt die Begegnung mit den Klassen und mit den Kindern im Allgemeinen, weil es einfach nahe an dem sei, was man auch später mache.

  1. Kinder führen einen pH-Wert-Test durch
  2. Nahaufnahme von Kindergummistiefeln im Schlamm
  3. drei Lehramtsstudentinnen stehen am Moor lächeln in die Kamera
  4. Moorlandschaft des Apermoos bei Grafrath

Anhand einfacher Experimente erlernen die Kinder, was ein pH-Wert ist.

© LMU

Die Gummistiefel versinken schon halb im Matsch, doch die Grundschulkinder lauschen noch immer gespannt den Erklärungen der Studierenden.

© LMU

Projektteilnehmerinnen Sophie Egersdoerfer (rechts), Carmen Mikluschka (Mitte) und Stefanie Obermeier (links)

© LMU

Das Naturschutzgebiet Ampermoos in Kottgeisering bei Grafrath

© LMU

Klimaschutz hautnah

Student lächelt in die Kamera und hat eine Gartenschaufel und Erde in der Hand

Der angehende Geographielehrer Tobias Enders bereitet seine Mitmach-Station zum torffreien Gärtnern vor. | © LMU

„Wir sind schon sehr spät dran, überhaupt aktiv etwas für den Klimaschutz zu tun. Darum denke ich, dass es besonders wichtig ist, schon möglichst früh im Schulalter damit zu beginnen“, so Projektteilnehmer Tobias Enders.

Die Gruppe des Lehramtsstudenten ist gerade dabei, Schaufeln und Blumentöpfe bereitzustellen. Denn die nächsten Drittklässlerinnen und Drittklässler warten schon gespannt darauf, was sie bei der letzten Mitmach-Station des Projekttages im Ampermoos erkunden dürfen.

Alexandra Stumbaum und den Studierenden ist es besonders wichtig, selbst der jüngsten Generation bereits jetzt echte Handlungsoptionen aufzuzeigen, wie sie Klimaschutz betreiben können. Die Projektleiterin erklärt: „Wir können den Kindern sagen, dass sie und ihre Eltern bei der nächsten Flugreise auf die CO2-Bilanz achten sollen. Ob das wirklich umgesetzt wird, ist jedoch fraglich.“

Eine kindgerechte Handlungsoption bietet das Gärtnern. „Im Frühling holen alle ihre Pflanzentöpfe raus und fahren in den Baumarkt. Worauf sollen sie dann achten? Auf torffreie Erde, und mit Moorschutz können sie dann auch Klimaschutz betreiben“, so Alexandra Stumbaum.

Lehre aus der Heimat

Für die Geographin ist „Moore im Klimawandel“ ein Herzensprojekt. Aufgewachsen in der Nähe des Ampermooses, erzählt sie von ihrer tiefen Verbundenheit mit der Natur und dem Moor. „Hier geht einem das Herz auf, wenn man an diesem besonderen Platz steht", sagt sie. „Wir haben ein einzigartiges Alpenpanorama und das Moor, das einlädt, einen Blick in die Weite zu wagen. Zudem kann es unter bestimmten Voraussetzungen zum Klimaschutz beitragen. Das alles zu transportieren, lag mir am Herzen und jetzt können wir es sogar mit der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung verbinden.“

Die Studierenden möchten den Kindern vor allem eines mitgeben: dass sie ihre Neugier und ihr Engagement für den Klimaschutz beibehalten. „Sie haben toll mitgemacht, und das sollen sie auch beibehalten", sagt Stefanie Obermeier.

Naturbeobachtungsturm im Naturschutzgebiet Ampermoos in Kottgeisering

Der Naturbeobachtungsturm am Naturschutzgebiet Ampermoos in Kottgeisering

© LMU

Weitere Informationen zum Projekt erhalten Sie auf Instagram.

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