News

LMU-Reporter berichten aus aller Welt

25.11.2019

Wer ein Auslandssemester macht, ist zugleich Korrespondent für seine Kommilitonen. Viele Studierende geben am Internationalen Tag Tipps – und erzählen, was man abseits des Studiums erlebt. Vorab berichten „LMU-Reporter“ von ihrer Lage vor Ort.

Fremde Länder erkunden, eine andere Kultur kennenlernen – und das, während man an einer anderen Uni studiert und ECTS-Punkte sammelt. Vermutlich das Hauptargument für ein Auslandsemester. Zum Beispiel für Jana, die gerade in Helsinki ist. „Noch immer stehe ich der finnischen Kultur manchmal verwundert gegenüber, inzwischen habe ich mich aber an die Finnen gewöhnt: sie sind reserviert und offen zugleich. Während des öffentlichen Lebens sind viele sehr zurückhaltend, in der Sauna werden aber schnell tiefere Gespräche begonnen. Fun Fact: Sogar das finnische Parlament hat eine Sauna und einer der Präsidenten soll wichtige Verhandlungen ausschließlich dort geführt haben.“

„Allgemein lässt sich sagen, dass Finnen menschenüberfüllte Orte meiden und gerne ihren persönlichen Freiraum haben“, berichtet Jana. Davon scheint es jedenfalls eine Menge zu geben. Davon konnte sie sich bei Ausflügen überzeugen.

Veronika studiert gerade an der Universität Bergen. Sie kann den Janas Bericht aus Skandinavien, wo übrigens die drei beliebtesten Erasmus-Zeile von LMU-Studenten liegen, nur bestätigen. „Puh, das ist hier in Bergen ganz anders als daheim und vor allem viel ruhiger. In Bergen ist man der Natur viel näher, selbst wenn man mitten in der Stadt ist. Ich liebe das Wandern, das kann ich hier ausgiebig tun.“

Während die deutsche Grammatik vier Fälle kennt, hat das Finnische 15 Fälle. Ein Glück, dass die meisten Finnen so gut englisch sprechen. Wie ist das denn generell so mit der Verständigung? LMU-Studentin Lydia lacht. Sie kennt das Problem mit der Verständigung gut, sie studiert gerade in Moskau: „Die Babushkas sind unsere Wohnheimsverwalter und sprechen kein Englisch. Trotzdem erklären sie den Studierenden alles vollkommen stoisch auf Russisch und die Studierenden antworten genauso stoisch auf Englisch. Auf diese Art wird alles geklärt: Von ‚Räum die Küche auf!‘ bis hin zu komplizierten Visa-Anträgen. Übrigens: Auch wenn man den Raumfinder der LMU teilweise noch belächelt: in der Uni Moskau wäre er Gold wert!“

Und kann man bei diesen Verständigungsschwierigkeiten überhaupt Kontakt zu den einheimischen Studenten herstellen? „Es hat sich irgendwie ergeben, dass ich im Ultimate Frisbee Team der Universität Moskau mitspiele. Ich spreche zwar nicht gut Russisch und viele im Team kaum Englisch, aber trotzdem haben sie keine Probleme damit, die internationalen Studenten einfach mit aufs Feld zu stellen. Sei das im Training, fürs Herumblödeln, oder nach nur drei Wochen Spielerfahrung im Turnier. Wir werden einfach mit eingepackt auf dem Weg in andere Städte und bekommen eine ganz eigene Art der Tour durch Russland.“

LMU-Studentin Jana ist ebenfalls gerade in einem Auslandssemester in Moskau. „Ich erlebe hier jeden Tag neue Geschichten. Die einen eher lustig, andere frustrierend oder eben auch einfach nur der typische Kulturschock-Moment“, lacht sie. Gerade kämpft sie um die begehrten Studierendenkarten für das Bolshoi-Theater. Bereits um 03:00 Uhr nachts ist sie mit Freundinnen vor Ort. „Die Nacht war ein Desaster, es ist wirklich alles schief gegangen, was nur schief gehen konnte.“ Es dauert bis Nachmittags, bis Bewegung in die Sache kommt. „Meine Freundinnen und ich verpassen die Chance auf Einlass knapp. 16.15 Uhr: Erstmal Kaffeetrinken gehen, das Ballett können wir uns auch live im Internet ansehen“, sagt Jana. „Die meisten Sachen passieren spontan, wirklich geplant ist nichts. Und mein Alltag besteht eher aus Uni.“

Uni. Ein gutes Stichwort. Die Wahl einer Partner-Uni hängt ja oft auch von den angebotenen Fächerkombinationen ab, damit die erforderlichen ECTS-Punkte erbracht werden können. Stefan berichtet aus Mailand, wie seine Wahl zustande kam: „Ich werde sehr oft gefragt, inwiefern ein Auslandsstudium bei einem Studiengang wie Bayerische Geschichte überhaupt sinnvoll ist. Dabei ist der Vergleich von verschiedenen Regionen ein methodischer Kern der Landesgeschichte. Und nicht zuletzt ist ein Auslandsstudium ja auch immer ein Blick über den eigenen Tellerrand hinaus: Wie ‚funktioniert‘ die Wissenschaft, das Studium, das Leben in einem anderen Land? Mailand ist auf jeden Fall eine gute Wahl für das Erasmussemester. In den Uni-Gebäuden kommt ein bisschen Hogwarts-Feeling auf, die Archive sind gut bestückt und am Wochenende bleibt Zeit für ‚dolce vita‘ am Lago di Como oder Lago Maggiore.“ Hogwarts-Feeling also – das kennen wir doch irgendwoher?

Land und Kultur, Sprache, Uni – das Wichtigste vergessen: Freunde. Jonas, der gerade in Orenburg studiert, möchte dazu etwas sagen. „Auf der Summerschool meiner Uni habe ich viele Freunde aus Japan und Usbekistan kennengelernt. In den kommenden Winterferien werden ich daher die Direktverbindung von Orenburg nach Taschkent nutzen (Fahrzeit: Ein Tag und 18 Stunden, einmal quer durch Kasachstan), um meine neuen Freunde zu besuchen.“

„Buddys“, wie man im Kontext des Auslandssemesters sagen kann, finden die 1000 LMU-Studierenden, die pro Jahr ein Auslandssemester machen, sicher genug – und manchmal auch sehr ruhige Orte zum Teilen. „Ich würde sehr gerne einen besonderen Ort aus meinem Auslandssemester in Griechenland mit den LMUlern teilen“, sagt Rebekka. „Ich bin gerade bei den Klöstern von Meteora (gr. Μετέωρα) - was ‚in der Höhe schwebend‘ bedeutet. Mich hat dieser Ort total in seinen Bann gezogen. Die atemberaubenden Felsformationen sind schon von weitem erkennbar und bei Nebel wirkt es tatsächlich so, als würden die Klöster schweben. Zum Glück fahren heutzutage Busse bis zu den Klöstern, so dass wir nicht, wie die Mönche früher, über gefährliche Holzleitern oder wackelige Seilwinden nach oben gelangen müssen. An alle in Deutschland verbliebenen: liebe Grüße aus dem sonnigen Griechenland!“

Vielen Dank an alle LMU-Reporter da draußen! Die Zeit an einer Partner-Universität der LMU kann spannend, aufregend, fordernd sein – oder eben „in die Höhe schwebend“. Wer sich für eine solche Erfahrung interessiert und Fragen zu Ablauf, Planung und Angebot hat, kann sich auf dem International Day der LMU informieren. Neben organisatorischen Fragen gibt es auch eine Exchange-Corner: Hier sind internationale Studierende vor Ort, die gerade eben an der LMU ihr Auslandssemester absolvieren. Sie können von ihren Erfahrungen berichten, oder Fragen zu ihrer eigenen Universität beantworten. Weitere Informationen auf der Webseite des International Office der LMU.

Wonach suchen Sie?