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Millionenprojekte für LMU-Wissenschaftler

18.04.2018

Forschen für die eigene Firma: Das Bundesforschungsministerium unterstützt Universitätsforscher in den Lebenswissenschaften, eine Idee reif zu machen für die Ausgründung. Gleich zwei der acht in dieser Runde erfolgreichen Teams stammen von der LMU.

Der Weg vom Labor in die Wirtschaft ist in den Lebenswissenschaften oft besonders weit: Die Entwicklung von einer Idee zum marktreifen Produkt ist langwierig, kostspielig und deswegen risikoreich. Mit einem speziellen millionenschweren Förderprogramm schlägt das Bundesforschungsministerium nach eigenem Bekunden „eine Brücke vom Labor zum Markt“. In zwei maximal dreijährigen Förderphasen unterstützt das BMBF „gründungswillige Forscherteams“ dabei, ihr Projekt – auch durch die Entwicklung passender Businessstrategien – für die Unternehmensgründung vorzubereiten und mithilfe der staatlichen Co-Finanzierung den Start zu schaffen.

Der GO-Bio-Wettbewerb ist hochkompetitiv. In der diesjährigen Förderrunde stammen indes gleich zwei der bundesweit acht erfolgreichen Projekte von Wissenschaftlern der LMU:

Das Projekt DEOXY Technologies Krebs ist vielgestaltig und deswegen besonders schwer zu bekämpfen. Der Tumor eines Patienten besteht aus einem Gemisch von unterschiedlich aggressiven Zellen. Damit Ärzte die Zusammensetzung besser untersuchen und eine Therapie gezielter ausrichten können, entwickelt das Team von Dr. Johannes B. Woehrstein , im Projekt DEOXY Technologies eine neue Methode, mit der sich einzelne Tumorzellen schnell und präzise genetisch analysieren lassen. Zusammen mit Professor Ralf Jungmann arbeitet das Team, dem auch Dr. Heinrich Grabmayr und Dr. Robert Grummt angehören, am Lehrstuhl für Experimentalphysik von Professor Joachim Rädler (Soft Condensed Matter Group). Auf einem speziellen Mikrofluidikchip lassen sich mehrere Tausende Tumorzellen vereinzeln und so gleichzeitig untersuchen. Mit speziellen fluoreszierenden Nanosonden lässt sich feststellen, welche Gene in den Zellen jeweils aktiv sind. Bis zu 100 verschiedene Gene gleichzeitig lassen sich so aufspüren und anhand der Leuchtfarbe der Sonden differenzieren. Diese hohe Spezifität, sagt Woehrstein, sei ein entscheidender Vorteil gegenüber anderen Verfahren, die die Proben mit enzymatischen Umsetzungen aufbereiten. Das Team plant zunächst, die Technologie – bestehend aus Nanosonden, Mikrofluidikchips, automatisiertem Instrument und einer spezialisierten Software-Infrastruktur – für die wissenschaftlichen und klinischen Kooperationspartner einsatzfähig zu machen. Das geplante Unternehmen soll sich zunächst im wissenschaftlichen Markt, später dann auch in dem für klinische Diagnostik etablieren.

Das Projekt NanoCapture Das NanoCapture-Team unter der Leitung von Dr. Petar Marinković vom Department Pharmazie (Arbeitsgruppe Dr. Oliver Thorn-Seshold, Pharmazeutische Chemie) hat zum Ziel, die Effizienz von Tumorchemotherapien entscheidend zu erhöhen. Trotz vielfältiger Ansätze bleibt ein Kernproblem der Therapie häufig die mangelnde Selektivität und der Transport ausreichender Wirkstoffdosen zum Tumorgewebe. Mit der NanoCapture-Technologie wollen die LMU-Wissenschaftler dies verbessern, indem gleichzeitig mit den wirkstoffbeladenen Nanopartikeln sogenannte DLV-Substanzen eingesetzt werden. Diese Moleküle erleichtern den Chemotherapeutika den Weg in den Tumor, indem sie selektiv die Tumorblutgefäße für die Nanopartikel leichter passierbar machen. Dadurch können nicht nur die Wirkung der Therapie und die Überlebenschancen der Patienten verbessert, sondern auch die Nebenwirkungen von Chemotherapien deutlich reduziert werden. Mit der GO-Bio-Förderung will das NanoCapture-Team zu einer signifikanten Verbesserung vorhandener Chemotherapien beitragen, die bei schwer behandelbaren Krebsarten wie Pankreaskarzinom und dreifach-negativem Brustkrebs eingesetzt werden. Das Verfahren ist aber grundsätzlich auch für andere Krebserkrankungen einsetzbar. Zum Ende der GO-Bio-Förderung ist die Gründung der Firma NanoCapture GmbH geplant.

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