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Mit Forschung im Gepäck

04.10.2018

Der Münchner Chemiker Henry Schurkus ist der erste Outgoing Fellow der LMU. Er forscht nun im Rahmen des Förderprogramms der LMU Research Fellowships am amerikanischen Caltech-Institute. Sein Forschungsvorhaben könnte dazu beitragen, die Wasserstoffpr...

Dr. Henry Schurkus arbeitet an einer der großen gesellschaftlichen Herausforderungen – und das eher nebenher. Schurkus Forschungsgebiet ist die Theoretische Chemie, genauer: die Quantenchemie, bei der es um das elektronische Verhalten in Atomen und Molekülen geht. Bei seinen theoretischen Fragestellungen beschäftigt sich Schurkus derzeit mit dem Wasserstoff, der als Energieträger der Zukunft gilt, weil er, so die Hoffnung, langfristig unabhängig von den fossilen Energieträgern Erdöl- und Erdgas machen könnte und ein gutes Speichermedium ist. Doch beim traditionellen Verfahren der Herstellung von Wasserstoff entsteht derzeit das schädliche Kohlenmonoxid, das in Verbindung in Wasserdampf zum Treibhausgas Kohlendioxid wird. Henry Schurkus könnte mit seiner Grundlagenforschung dazu beitragen, dass die Herstellung von Wasserstoff klimaneutraler wird.

Nun ist er seinem Ziel einen Schritt näher gekommen: Seit drei Wochen arbeitet er am California Institute of Technology, kurz Caltech, in den USA, laut Rankings einer der besten Universitäten der Welt. Dort wird Schurkus sein neues Forschungsprojekt beginnen. Möglich macht es die Programmschiene Outgoing LMU Research Fellowships, die die LMU 2017 zum ersten Mal ausgeschrieben hat. Sie bietet Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern der LMU die Chance, ihrer Forschungsfrage an einer akademischen Einrichtung außerhalb der Europäischen Union nachzugehen.

Henry Schurkus ist der erste Fellow, der im Rahmen des neuen Programms, ins Ausland geht. Sein Forschungsvorhaben beschreibt er so: „Zur alternativen Herstellung von Wasserstoff sind bereits einige Ideen vorhanden, beispielsweise das Elektrolyseverfahren. Für die großtechnische Anwendung wird aktuell mit unterschiedlichen Katalysatoren experimentiert. Ich hoffe, eine Theorie zu entwickeln, die es auch erlaubt, für neue Katalysatoren treffsichere Vorhersagen zu machen.“ Damit könnten Katalysatoren zielgerichteter entwickelt werden.

Schnell ins Gespräch kommen

Die ersten zwei Wochen nach seiner Ankunft musste sich Henry Schurkus um viele Formalitäten kümmern. Nun, nachdem die meisten erledigt sind, erzählt Schurkus von der „National Postdoc Appreciation Week“. Eine ganze Woche lang wird landesweit der Beitrag von Postdocs zur Spitzenforschung gewürdigt – mit Informationsveranstaltungen, Diskussionsrunden und vor allem informellen Möglichkeiten, einander kennenzulernen. Henry Schurkus zieht erste Vergleiche zu seiner Heimatuni: „Das Caltech ist im Größenvergleich zur LMU wie ein Boot neben einem Ozeanriesen. Das Tolle an der LMU ist, dass es aufgrund ihrer Größe viele unterschiedliche Anknüpfungspunkte für meine Forschung gibt. Das Spektrum ist enorm. Am Caltech dagegen ist alles klein und familiär. Dadurch kommt man schnell ins Gespräch miteinander. Der Austausch ist einfacher.“

Mit 2.200 Studierenden ist das Caltech kein großes Institut, allerdings befinden sich dort mehr als 600 Jungwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in einem Postdoc-Programm. Die 38 Nobelpreise, die Caltech-Forschern oder -Alumni verliehen wurden, sprechen für sich. Im Rahmen der Research Fellowships wird Henry Schurkus für seine Forschung weiterhin von seiner Heimat aus durch seinen ehemaligen Doktorvater Professor Christian Ochsenfeld unterstützt. Vor Ort wird Schurkus von Professor Garnet K. Chan betreut. Chan, der sich mit korrelierten Quantenphänomen in Chemie und Physik beschäftigt, ist der Grund für Schurkus Entscheidung gewesen, an das Caltech zu gehen, da seine methodische Entwicklungen den Ausgangspunkt für Schurkus Ansatz darstellen.

Einblicke in ein anderes akademisches System

Für einen Forschungsaufenthalt in den USA entschied sich Henry Schurkus auch, weil er ein anderes akademisches System nicht nur kennenlernen, sondern auch erleben will. „Wie ein System wirklich tickt, bekommt man erst mit, wenn man dort arbeitet. Ein Urlaub genügt dafür nicht. Erstaunlicherweise wird selbst naturwissenschaftliche Forschung auf der kulturellen Ebene unterschiedlich priorisiert“, resümiert Schurkus seinen ersten Eindruck.

Henry Schurkus gehört zu den aussichtsreichsten Jungwissenschaftlern seines Faches. Nach seinem doppelten Bachelorabschluss in Chemie/Biochemie und in Physik 2012 erlangte der Stipendiat der Bayerischen EliteAkademie nach Ablegung der Promotionseignungsprüfung die vorzeitige Erlaubnis zur Promotion. Die Masterarbeit legte er 2015 in der Chemie ab, die Promotion folgte 2017. Im Rahmen des LMU Research Fellowships Outgoing Program wird Schurkus nach seinem Aufenthalt am Caltech, der in seinem Fall zwei Jahre dauern wird, für ein weiteres Jahr an der LMU forschen.

Vize-Präsident Dr. Sigmund Stintzing freut sich, dass ein herausragender Nachwuchsforscher wie Henry Schurkus als erster Fellow dem neuen Programm ein Gesicht gibt: „Auch dieses Jahr hoffen wir auf zahlreiche Bewerbungen von Kandidaten wie Herrn Schurkus. Voraussetzung ist eine herausragende Promotion und der Wille, in ihrem Fachgebiet Neues zu entdecken.“

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