Es wirkt ein bisschen paradox: Die CARE-Conference ist eine wissenschaftliche Tagung, zu der niemand kommen soll. Zumindest diejenigen nicht, die mit dem Flugzeug anreisen müssten. In der Einladung zur ersten Carbon-Reduced-Conference bittet Professor Martha Merrow vom Institut für Medizinische Psychologie darum, lediglich CO2-arme Transportmittel zu nutzen, um nach München zu kommen. „Die Resonanz war durchweg gut. Einer der Besucher plant sogar mit dem Fahrrad aus Frankfurt anzureisen“, sagt die Organisatorin.
Wer außer Radreichweite lebt, ist allerdings nicht gleich von der Tagung ausgeschlossen. Für Interessenten aus Übersee besteht die Möglichkeit, die Vorträge per Stream zu verfolgen. Aber was ist mit dem internationalen Austausch, von dem die Wissenschaft lebt? „Deswegen haben wir sogenannte virtual hubs eingerichtet“, erklärt Merrow. „An den Universitäten in Zürich, Tel Aviv, Tokio, Porto Allegre und in Harvard können sich Forscher zusammenfinden und gemeinsam die Vorträge ansehen. Das ist eine gute Gelegenheit, auch fachfremde Kollegen in das Feld einzuführen.“ Chronobiologie und CARE-Conference – passt zusammen
Die Chronobiologie ist zwar ein kleines Fachgebiet, die Forschungsergebnisse, die in der kommenden CARE-Conference behandelt werden, sind jedoch in vielen anderen Disziplinen relevant. Insbesondere Medizin, Psychologie und Wirtschaft profitieren zu lernen, welche Auswirkungen die biologische Uhr auf den Organismus hat. Ein digitales Symposium ist also wie gemacht für ein Forschungsgebiet, das eine breite Masse anspricht. Was aber natürlich entfällt, ist das abendliche Get-Together, das ebenfalls zu vielen Symposien gehört. „Eine digitale Konferenz ist natürlich kein großes Networking-Event, aber dafür gibt es noch genug andere Veranstaltungen. Außerdem kann man ja im kleinen Kreis über und um die virtual hubs zusammenkommen“, beruhigt Merrow.
Die Übertragungen zu den virtual hubs werden nämlich nicht nur in Echtzeit stattfinden, sondern teilweise auch interaktiv sein. Die Zuschauer können im Stream direkt Fragen zum Konferenzstandort und den anderen virtual hubs schicken. „Wir hoffen, dass es so auch über die großen Distanzen zu einem regen Austausch kommen wird“, so die LMU-Professorin. Und was ist, wenn man an einem nicht-interaktiven hub teilnimmt? „Auch dann besteht die Möglichkeit, über unseren Hashtag auf Twitter mit den anderen Konferenzteilnehmern zu diskutieren.“ Anmerkungen können auch so den Weg ins Konferenzprogramm finden.
Für Professor Merrow ist die erste CARE-Conference auch ein Experiment: „Wir wollen das Format künftig weiterverbreiten. Damit wir wissen, was wir noch verbessern können, werden wir die CARE-Conference eingehend analysieren.“ Dabei wird sie von Professor Anne Frenzel von der Fakultät für Psychologie unterstützt. Gemeinsam mit ihren Master-Studierenden übernimmt sie die Evaluation des neuen Tagungsformates. So hofft Merrow, dass in Zukunft auch andere Forschungsbereiche das Prinzip der gestreamten Konferenz übernehmen werden und gemeinsam nicht nur Zeit, sondern auch CO2 einsparen.
Mehr Informationen zur ersten CARE-Conference „The circadian clock and its pervasive impact on metabolism from behavior to mechanism” und zur Teilnahme finden Sie hier .