Nuklearmedizin: Bessere Diagnose und Therapie von Hirnmetastasen
08.05.2025
Ein internationales Forschungsteam legt erstmals standardisierte Kriterien für die Anwendung der Aminosäuren-PET bei Hirnmetastasen fest.
08.05.2025
Ein internationales Forschungsteam legt erstmals standardisierte Kriterien für die Anwendung der Aminosäuren-PET bei Hirnmetastasen fest.
Nathalie Albert ist eine der Leiterinnen der neuen Studie. | © LMU Klinikum
Hirnmetastasen treten häufig als Folge fortgeschrittener Krebserkrankungen auf und sind trotz medizinischer Fortschritte nach wie vor mit einer schlechten Prognose verbunden. Nun hat ein internationales Forschungsgremium unter Leitung des LMU Klinikums und der Medizinischen Universität Wien einen wichtigen Schritt zur Verbesserung von Diagnostik und Therapieüberwachung gemacht. Eine spezielles bildgebendes Verfahren, die Aminosäuren-PET, kann nicht nur die Versorgung von Patientinnen und Patienten verbessern, sondern auch die Forschung zur Entwicklung neuer Behandlungsansätze vorantreiben. Die ersten standardisierten Kriterien zum Einsatz dieser Methode wurden aktuell im Fachjournal Nature Medicine publiziert.
Bisher wird für die Diagnose und Therapieüberwachung von Hirnmetastasen vor allem die Magnetresonanztherapie (MRT) genutzt. Diese Methode kann jedoch die Stoffwechselaktivität von Tumorzellen nicht darstellen. Darum wird in der Forschung, aber auch in der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Hirnmetastasen zunehmend die sogenannte Aminosäuren-Positronen-Emissions-Tomographie (Aminosäuren-PET) angewandt. Dieses bildgebende Verfahren nutzt radioaktiv markierte Substanzen, um eine genauere Beurteilung des Tumorstoffwechsels und damit eine präzisere Einschätzung der Tumorreaktion auf eine Therapie zu erreichen. Die dabei verwendeten Aminosäure-Tracer reichern sich bevorzugt in Krebszellen an und können so die Tumorlast genauer erfassen als konventionelle MRT-Techniken.
Trotz des vermehrten Einsatzes in Forschung und klinischer Routine gibt es bisher keine standardisierten Kriterien für die Anwendung der Aminosäuren-PET bei Hirnmetastasen. Diese wurden nun von einer internationalen Forschungsgruppe, der sogenannten RANO-Gruppe, unter Leitung der Nuklearmedizinerin Nathalie Albert, Professorin für Nuklearmedizin und Oberärztin an der Klinik für Nuklearmedizin des LMU Klinikums in München, und des Onkologen Matthias Preusser von der Medizinischen Universität Wien erstellt. Die „PET RANO BM 1.0“ genannten Kriterien legen erstmals ein standardisiertes Verfahren zur Beurteilung der metabolischen Reaktion von Hirnmetastasen auf eine Behandlung fest. Damit könnte die PET-Bildgebung künftig stärker in klinische Studien integriert werden, um neue Therapieoptionen gezielt zu evaluieren.
Die Einführung der neuen Kriterien ist laut den Forschenden ein wichtiger Schritt zur Verbesserung von Diagnose und Therapieüberwachung bei Hirnmetastasen. Sie erlaubt möglicherweise auch eine präzisere Unterscheidung zwischen echten Tumorveränderungen und therapiebedingten Effekten wie Gewebeschäden nach Bestrahlung. „Dies könnte nicht nur die Versorgung der Patientinnen und Patienten optimieren, sondern auch die Entwicklung innovativer Behandlungsstrategien beschleunigen“, sagt Nathalie Albert.
Nathalie Albert et al.: RANO criteria for response assessment of brain metastases based on amino acid PET imaging. Nature Medicine 2025