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Philologie des Abenteuers

21.12.2017

Am Institut für allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft der LMU startet eine geisteswissenschaftliche DFG-Forschergruppe.

Vom antiken Roman bis Tolkien – Abenteuergeschichten haben die Menschen schon immer fasziniert. Eine neue Forschergruppe an der LMU wird sich dem Abenteuer nun aus literaturwissenschaftlicher Sicht widmen. „Abenteuer ist ein ursprünglich narrativer Begriff, der in wichtigen Aspekten aus der höfischen Epik des Mittelalters stammt und in charakteristischer Ambivalenz sowohl einen Ereignistyp als auch ein Erzählschema bezeichnet“, sagt Professor Martin von Koppenfels vom Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der LMU und Sprecher der neuen Forschergruppe „Philologie des Abenteuers“. Doch das Erfahrungsschema des Abenteuers hat sich als sehr anpassungsfähig erwiesen und immer neue Bereiche der Kultur und Medien wie etwa Film und Computerspiel durchdrungen. Der ursprünglich narrative Charakter dieses Begriffs wird dabei in solchen Übertragungen häufig verdrängt. „Von der erzählerischen Herkunft des Begriffs her ist „Abenteuer“ definiert als eine Gefahrensituation, der eine bestimmte Figur ausgesetzt wird“, sagt von Koppenfels. „Häufig hat eine solche Gefahrensituation eine initiatorische Funktion. Das gilt noch für die zeitgenössische Jugendliteratur, wo das Abenteuer als narrative Struktur überlebt hat, während die moderne Literatur seit Ende des 18. Jahrhunderts abenteuerliches Erzählen überwiegend ins Triviale verdrängt hat.“

Die Wissenschaftler wollen in der neuen Gruppe in einem umfassenden und interdisziplinären Ansatz eine Philologie des Abenteuers entwickeln, um diesem den ihm gebührenden Platz in der Anthropologie des Erzählens zuzuweisen. „Man kann dem Abenteuerbegriff nur gerecht werden, wenn man sich seine kulturelle Entwicklung über einen langen Zeitraum ansieht und dabei auch über die jeweiligen nationalen Tellerränder hinausblickt“, sagt von Koppenfels. „Um diesem Anspruch gerecht zu werden, werden in der neuen Gruppe zahlreiche Literaturwissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen zusammenarbeiten – von der klassischen Philologie über die Romanistik und Slawistik bis zur Anglistik und Germanistik. Das Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der LMU bietet die ideale Basis für ein derartig umfassendes Projekt“, betont von Koppenfels.

Die DFG ermöglicht mit der Förderung von Forschergruppen, dass sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aktuellen Fragen ihres Fachgebiets widmen und innovative Arbeitsrichtungen etablieren können. An der neuen Forschergruppe sind neben Wissenschaftlern der LMU auch Forscher der FU Berlin beteiligt.

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