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Raus in die Welt

09.01.2023

Von den Niederlanden bis Kanada – wohin es LMU-Studierende zieht und worauf es bei der Planung eines Auslandsaufenthalts ankommt.

LMU-Studentin Tamara steht auf einer Brücker

Tamara Müller

hat im Wintersemester den Traum vom Auslandsstudium verwirklicht. | © Tamara Müller

Zum Jahreswechsel blickt Tamara Müller auf eine spannende Zeit zurück: Vier Monate lang war die Münchner Studentin der Wirtschaftspädagogik, die Englisch als Wahlpflichtfach belegt hat, mit ihrer 13-jährigen Tochter für einen Erasmus-Aufenthalt in Leeds, England. „Es war eine großartige Zeit und eine einmalige, enorm bereichernde Erfahrung, nicht nur für mich, sondern auch für meine Tochter“, sagt sie.

Müller hat an der University of Leeds Fach- und Sprachkurse belegt, ihre Englischkenntnisse erweitert, neue Menschen kennengelernt und mit ihrer Tochter, die für vier Monate eine englische Schule besuchte, viele Kurztrips unternommen, um das Land zu sehen.

Tamara Müller ist eine von jährlich mehr als 1200 sogenannten „Outgoings“, also LMU-Studierenden, die für ein oder zwei Semester ins Ausland gehen. Über 550 Partnerhochschulen weltweit stehen zur Auswahl, die Programme LMUexchange und Erasmus+ ermöglichen den Austausch. Darüber hinaus können Studierende sich unabhängig von den Partnerschaften der LMU an jeder beliebigen Hochschule bewerben.

Eine Erfahrung fürs Leben

Claudia Wernthaler, die im International Office der LMU die „Outgoings“ im Erasmus+-Programm betreut und auch Tamara Müller für ihren Auslandsaufenthalt beraten hat, betont, dass die Studierenden durch ein Austauschsemester mehr als nur Fach- und Sprachkenntnisse erwerben: „Ein Auslandsaufenthalt ist eine Erfahrung fürs Leben. Die Studierenden lernen einerseits ihr Gastland kennen, aber durch den Kontakt zu Kommilitoninnen und Kommilitonen aus vielen anderen Ländern auch deren Kultur. Daraus können Offenheit, Toleranz und auch ein Zusammengehörigkeitsgefühl entstehen. Alles Dinge, die wir gerade mehr brauchen denn je.“

Wernthalers Kollege Dr. Harald David, Leiter der Auslandsstudienberatung LMUexchange, unterstützt die Studierenden bei ihrer Bewerbung, wenn sie an einer außereuropäischen Partnerhochschule studieren möchten. Der Job macht ihm großen Spaß: „Man kann wirklich etwas verändern“, sagt er. „Man schickt Leute raus und sie kommen verändert zurück, mit einem erweiterten Blick auf die Menschen, die Gesellschaft, die Welt, in der wir leben.“

Auslandsstudium frühzeitig planen

Davids wichtigster Rat für die Studierenden lautet: Wer gerne im Ausland studieren oder ein Praktikum absolvieren möchte, sollte sich möglichst frühzeitig darum kümmern, einen Platz zu bekommen – etwa eineinhalb Jahre vor dem geplanten Aufenthalt. „Der Bewerbungsprozess braucht Zeit, und auch die Finanzierung will gut vorbereitet sein“, sagt er.

Die meisten Studierenden entscheiden sich für einen Auslandsaufenthalt im dritten Studienjahr. „Dann haben sie schon wichtige Grundkenntnisse erworben und profitieren am meisten von den wissenschaftlichen Angeboten der Partneruniversitäten“, sagt David. „Entsprechend sollte man bereits im ersten Semester anfangen, sich Gedanken darüber zu machen, ob man sich einen Auslandsaufenthalt vorstellen kann und wo es einen hinzieht.“

„Gerade Universitäten in kleineren Städten bieten oft eine besonders intensive Austauscherfahrung“, sagt Claudia Wernthaler vom International Office. „Es muss nicht immer Rom oder Paris sein.“ Harald David und Claudia Wernthaler empfehlen beide, sich gut über die Universität zu informieren, an der man studieren will, und sich Gedanken darüber zu machen, wie die Wunschuniversität zum eigenen akademischen Profil passt – dann habe man auch die besten Chancen auf eine erfolgreiche Bewerbung.

LMU-Studentin Antonia blickt auf das Meer

Antonia von Ellerts

hat es im Auslandsstudium nach Kanada verschlagen.

© Antonia von Ellerts

Fach- und Sprachkenntnisse und noch viel mehr

Genau das dachte sich auch Antonia von Ellerts, als sie ihr Auslandsjahr plante. In München studiert sie Humanmedizin – und es stellte sich als schwierig heraus, eine Partneruni zu finden, an der sie die Leistungsnachweise bekommt, die sie in München braucht. „Mir war dann viel wichtiger, dass ich meinen Horizont erweitere, einen fachlichen Aspekt dazunehme, der vielleicht in Deutschland zu kurz kommt“, sagt sie. Von Ellerts interessierte sich schon immer für Ernährungswissenschaften und fand an der Dalhousie University in Halifax, Kanada, ein Programm, das es ihr ermöglicht, ihre Fachkenntnisse in diesem Bereich zu vertiefen. Im Studiengang „Health Promotion“ hat sie die Fächer Human Nutrition, Disease Prevention und Human Sexuality belegt, außerdem einen Französischkurs.

„Am Anfang hatte ich manchmal Angst, ich falle damit aus dem Raster“, sagt sie und weiß nun: „Das Gegenteil ist der Fall. Ich empfinde es als sehr gewinnbringend, für ein Jahr aus dem Hamsterrad auszusteigen und mir die Freiheit zu nehmen, meinen eigenen akademischen Interessen zu folgen – abseits dessen, was im Curriculum für mein Studium festgelegt ist“, so die Medizinerin. Sie könne sich zwar in Deutschland nicht alle Scheine anrechnen lassen. Dafür könne sie aber inzwischen Paper auf Englisch schreiben, habe ein anderes Universitätssystem, andere Lern-, Denk- und Arbeitsweisen kennengelernt und ihr Fachwissen um neue Bereiche ergänzt.

Und nicht zuletzt habe sie gelernt, aus sich herauszugehen, die Komfortzone zu verlassen und sich neuen Herausforderungen zu stellen. „Ich kann für ein Jahr meinen Studienplan vollkommen selbst gestalten“, sagt von Ellerts. „Ich profitiere davon fachlich und persönlich, und ich genieße meine Zeit hier jeden Tag.“

LMU-Studentin Milena besucht eine Altstadt

Milena Hofmeister

würde ihren Aufenthalt in den Niederlanden am liebsten verlängern. | © Milena Hofmeister

Auch Milena Hofmeister erzählt, wie bereichernd es sich anfühlt, sich in einer anderen Kultur zurechtzufinden. Die Studentin der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft (AVL) verbringt derzeit ein Semester an der Universiteit Utrecht in den Niederlanden. Mit dem Auslandsaufenthalt wollte sie einerseits ihr Niederländisch verbessern, sich aber auch fachlich weiterentwickeln. „Man könnte natürlich denken, die Niederlande seien Deutschland kulturell sehr ähnlich, und auf den ersten Blick stimmt das auch“, sagt Hofmeister. Es gebe aber unendlich viele große und kleine Unterschiede, auch und gerade in der akademischen Kultur. „Wenn man alleine irgendwo hingeht, wo man sich überhaupt nicht auskennt, wird man viel mehr aus sich herausgehen als zuhause“, sagt sie. „Ich bin viel spontaner geworden und habe gelernt, die Dinge in die Hand zu nehmen.“

Ihr Aufenthalt in Utrecht neigt sich bereits dem Ende zu. Wenn sie könnte, sagt sie, würde sie ihn verlängern, so gut gefällt es ihr hier – doch zuhause warten bereits die Bachelor-Arbeit und eine Stelle als studentische Hilfskraft. Ihre Zeit in Utrecht empfindet Hofmeister als so gewinnbringend, dass sie während des Masterstudiums noch einmal ins Ausland gehen möchte, vielleicht auch außerhalb von Europa.

LMUexchange hilft bei der Planung

Antonia von Ellerts betont, wie sehr ihr in der Vorbereitung auf das Jahr in Halifax die Beratung durch LMUexchange geholfen habe. „Ich war in Kanada sehr schnell eingewöhnt“, sagt sie, „weil ich durch LMUexchange gut beraten wurde und mich durch das Programm auch schon mit Leuten austauschen konnte, die vor mir hier waren, das war unglaublich wertvoll.“

Milena Hofmeister rät dazu, sich in der Vorbereitung mit anderen zusammenzutun, die ebenfalls einen Auslandsaufenthalt planen, um sich gegenseitig immer wieder zu erinnern und zu ermuntern, die Bewerbung voranzutreiben. Zum Schwierigsten gehörte es, von Deutschland aus in Utrecht eine Wohnung zu finden. „Man ist dann gezwungen, sich Hilfe zu suchen, und lernt so auch Leute kennen. Die unvergessliche Zeit, die ich hier habe, war jeden Aufwand absolut wert“, sagt sie.

Auch Tamara Müller stand vor einigen Herausforderungen, als sie in Leeds anfing – von der Wohnungssuche bis hin zur Schulanmeldung für die Tochter gab es nicht nur wegen neuer Brexit-Regelungen immer wieder bürokratische Hürden. „Aber es hat sich so gelohnt“, sagt Tamara Müller glücklich. „Ich würde es jedem empfehlen, gerade Studierenden mit Kind. Ich bin jung Mutter geworden; der Traum vom Auslandsaufenthalt lag für mich lange in weiter Ferne. Ich bin sehr froh, dass ich drangeblieben bin und nie aufgegeben habe.“

Dass trotz verschiedener Widrigkeiten alles gut geklappt habe, verdanke sie auch den Ansprechpartnerinnen im International Office, Claudia Wernthaler und Claudia Agne, die sie in jeder Lebenslage unterstützt hätten. „Die beiden haben sich so für mich ins Zeug gelegt, wenn es Schwierigkeiten gab, das ging weit über ‚Dienst nach Vorschrift‘ hinaus“, sagt Müller. „Am Ende hat sich für absolut jedes Problem immer eine Lösung gefunden, egal wie kompliziert es am Anfang schien. Allein das ist schon eine tolle Erfahrung.“

Der Weg zum Auslandsstudium

Erste Schritte bei der Planung:

  • Für viele ist ein Auslandssemester im dritten Studienjahr ideal.
  • Man sollte sich schon ab dem ersten Semester erste Gedanken machen, ob ein Auslandsaufenthalt für einen persönlich interessant wäre – so kann man auch schon damit beginnen, die entsprechenden Sprachkenntnisse auf- bzw. auszubauen.
  • Konkreter mit der Planung wird es dann im dritten Semester.
  • In jedem Wintersemester gibt es z.B. für Erasmus+ an den meisten Fakultäten Infoveranstaltungen.
  • Ergänzend dazu gibt es den „Internationalen Tag“ vom International Office, bei dem Studierende sich über alles Wichtige rund um den Auslandsaufenthalt informieren können und Tipps zur Planung erhalten.

Fristen beachten:

  • Bewerbungsfrist für Erasmus ist der 15. Januar für einen Aufenthalt im darauffolgenden akademischen Jahr, egal ob Winter- oder Sommersemester.
  • Die Fristen für LMUexchange variieren je nach Zielland. Darüber informiert LMUexchange

Workspace für Studierernde: Auslandsstudium

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