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Science Communication: Neues Modellzentrum an der LMU

29.06.2021

Die VolkswagenStiftung fördert das Munich Science Communication Lab, das neue Kommunikationsansätze zu Gesundheits- und Klimaforschung entwickelt.

Mit der globalen Erwärmung wird auch der Monsun stärker, sagen Klimaforscher. | © Indranil Aditya/NurPhoto/Picture Alliance

Die Welt wird immer komplexer, die globalen Herausforderungen werden immer verwickelter, sie sind zunehmend von Interessenkollisionen und der Verkettung von Problemen bestimmt. Von der Wissenschaft wird inzwischen verlangt, dass sie nicht nur Lösungen findet, sondern auch den richtigen Weg ebnet, die Erkenntnisse zu vermitteln und den Dialog mit der Gesellschaft zu steuern. Die klassischen Formen der Informationsverbreitung reichen dafür nicht mehr aus. Doch wie könnten neue Formen der Wissenschaftskommunikation aussehen, die gesellschaftliches Vertrauen in die Forschung schaffen, auch wenn das Wissen zum Teil noch nicht ausreichend gesichert ist? Wie kann sie erfolgreich agieren und auch unter Skeptikern neue Zielgruppen erschließen, wenn in den digitalen Medien Emotionen und Meinungen das öffentliche Bild von der Wissenschaft stärker prägen als wissenschaftliche Fakten? Wie sollen die dazu passenden Medien- und Vermittlungsformate aussehen, die auch partizipative Ansätze berücksichtigen?

Auf diese Fragen will das neue Munich Science Communication Lab Antworten finden. Das Großprojekt vereint Expertinnen und Experten der LMU vom Institut für Kommunikationswissenschaften (IfKW), vom Rachel Carson Center für Umwelt und Gesellschaft (RCC), aus Medizin, Biologie, Geowissenschaften und Physik. Dazu kommen als Partnerinstitutionen das Naturkundemuseum BIOTOPIA, das Deutsche Museum und die Mediaschool Bayern. Auch Professor Harald Lesch, Physiker und Moderator von Wissenschaftssendungen wie Terra X, ist mit von der Partie. Damit vereint das Projekt die Perspektiven von Wissenschaftskommunikationsforschung, Fachwissenschaft und Kommunikationspraxis. Gefördert wird das Projekt von der VolkswagenStiftung für zunächst fünf Jahre mit insgesamt vier Millionen Euro im Rahmen ihres Programms „Wissenschaftskommunikation hoch drei“.

Als Testfall für neue Kommunikationsstrategien hat sich das Munich Science Communication Lab „Planetary Health“ vorgenommen, eines jener Themen, die zugleich wissenschaftlich hochkomplex und transdisziplinär sind und gesellschaftlich von globaler Tragweite. Spätestens Klimawandel und Coronapandemie haben deutlich gemacht, wie sehr der Zustand natürlicher Systeme und die menschliche Gesundheit zusammenhängen. Es geht um Fragen wie Klimawandel und Gesundheit, um Giftmüll und globale Umweltverschmutzung, um Ernährung, veränderte Landnutzung und Wassermangel. „München ist der ideale Ort, um ein Science Communication Lab zu gründen. Wir koordinieren das Projekt als führender Standort für Kommunikationswissenschaft in Deutschland. Forscherinnen und Forscher zahlreicher Disziplinen sind beteiligt.

„Das perfekte Testfeld für neue Vermittlungsansätze“

Weltbekannte Orte der Wissenschaftsvermittlung bieten Expertise, Publikum und Experimentierpotenzial“, sagt Dr. Bernhard Goodwin, Projektkoordinator vom IfKW. „Das Team des Labors bringt Kommunikationswissenschaftler, Praktiker und Planetary-Health-Forscher zusammen. Es wird neue Modelle der Wissenschaftskommunikation entwickeln und praktisch testen. Die Ergebnisse werden nicht nur dazu beitragen, die akademische Debatte voranzubringen, sie werden auch Tools und Ressourcen erzeugen und so Forscher und Praktiker weltweit unterstützen.“

„Im Lab können wir gemeinsam innovative Kommunikationsansätze zu lebenswichtigen Fragestellungen wie dem Zusammenhang zwischen Klimawandel und Krankheit oder zwischen Biodiversitätsverlust und Ernährungssystemen entwickeln“, sagt Professor Michael John Gorman, Inhaber des Lehrstuhls Life Sciences in Society an der LMU und BIOTOPIA-Gründungsdirektor. „Im BIOTOPIA Lab im Botanischen Garten haben wir zudem das perfekte Testfeld für neue Vermittlungsansätze zu diesen Themen.“

„Das neue Vorhaben wird dem laufenden Aufbau eines Science Communication Lab des Deutschen Museums selbst starken Rückenwind verleihen“, sagt Professor Helmuth Trischler, Leiter des Bereiches Forschung am Deutschen Museum und RCC-Co-Direktor. „Und umgekehrt werden das Museums-Lab und die neuen großen Dauerausstellungen des Museums zu Themen wie Gesundheit und Ernährung zahllose Erprobungsmöglichkeiten neuer Ideen und Konzepte in der Kommunikationspraxis bieten – und das noch in Verbindung mit dem Rachel Carson Center. Größer könnte das Synergiepotenzial nicht sein.“

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