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Sonderforschungsbereich zu „Vigilanzkulturen“ verlängert

19.05.2023

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Großprojekt für weitere vier Jahre. An einem weiteren erfolgreichen Fortsetzungsantrag ist die LMU maßgeblich beteiligt.

© Andrey Gonchar / Adobe Stock

In der jüngsten Bewilligungsrunde der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) waren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit ihrem Fortsetzungsantrag erfolgreich. Der Sonderforschungsbereich SFB 1369 „Vigilanzkulturen“ wird für eine weitere Arbeitsperiode von vier Jahren gefördert. An einem zweiten Verbund, dem die DFG ebenfalls eine weitere Förderung bewilligt hat, ist die LMU maßgeblich beteiligt.

Vigilanz steht für die Verknüpfung persönlicher Aufmerksamkeit mit überindividuellen Zielen. Dies geschieht alltäglich im Bereich der Sicherheit, des Rechts, des Gesundheitswesens oder auch der Religionen: überall dort, wo wir auf etwas achten, gegebenenfalls auch etwas tun oder melden sollen. Der Sonderforschungsbereich (SFB) 1369 „Vigilanzkulturen. Transformationen – Räume – Techniken“ (Sprecher: Professor Arndt Brendecke, Inhaber des Lehrstuhls für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der LMU) untersucht die Geschichte, kulturellen Varianten und aktuellen Formen dieses Phänomens. Er geht dabei also von der Beobachtung aus, dass viele Leistungen innerhalb von Gesellschaften, die gewöhnlich Institutionen zugeschrieben werden, in hohem Maße auf der Mitwirkung nicht-institutioneller und formal nicht zuständiger Personen basieren. Sie stellen ihre Aufmerksamkeit partiell in den Dienst entsprechender Aufgaben, verstehen dies als eine Form des Wachens (oder weisen es als eine solche aus) und interagieren dabei mit politisch-sozialen Anreizsystemen, technischen Möglichkeiten und Institutionen.

Der SFB wendet sich somit einem Phänomen des Funktional-Werdens von Aufmerksamkeit zu, welches Religion, Recht, Politik, Gesundheit wie auch der religiösen und zivilen Subjektkonzeption vielfältig zugrunde liegt, aber vor Einrichtung des SFBs nie historisch oder systematisch zusammenhängend erforscht worden ist. Historisch bis in die Kulturen des Alten Orients zurückgreifend, rekonstruiert er, wie sich unter jeweils neuen institutionellen, religiösen, technologischen und politischen Bedingungen die Verfahren der Einbeziehung und die Rollen wachsamer Akteurinnen und Akteure veränderten. Der Verbund arbeitet interdisziplinär unter Einbeziehung der Geschichts- und Rechtswissenschaften, der Ethnologie, der Medizingeschichte sowie der Literaturwissenschaften. Nach der Grundlagenarbeit der ersten Phase ist es Aufgabe der nun folgenden zweiten Phase, die Modellbildung des SFBs zu konsolidieren und seine empirische Basis zu erweitern. Auch wird durch die Einbeziehung Lateinamerikas und Japans noch intensiver kulturvergleichend gearbeitet.

Wirtschaftswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der LMU sind zudem maßgeblich beteiligt am Sonderforschungsbereich/Transregio „Accounting for Transparency“ (TRR 266), für den die Universität Paderborn zusammen mit der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Mannheim eine zweite Förderperiode eingeworben hat.

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