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Was nützt Mentoring dem Mentor?

29.05.2015

Als Mentor ist nur geeignet, wer sich sozial engagieren will? Von wegen: Auch Mentoren können vom Mentoring profitieren. Vor allem, wenn die Universität sie unterstützt – zum Beispiel mit einer Mentorenausbildung.

„Natürlich geht es beim Mentoringprogramm in erster Linie darum, seinem Mentee zu helfen“, erzählt Sarah Bichler, die sich bereits im zweiten Semester als Mentorin engagiert. „Aber als Mentor kann man dabei ebenso viel mitnehmen.“ Sie findet: Im Mentoringprogramm lernen Studierende wichtige „soft skills“ wie Zeitmanagement, Gesprächsführung oder Lernstrategien. Und das kommt im Studium oft zu kurz.

Die Studentin nimmt am Peer-to-Peer-Mentoring-Programm der LMU teil, das Erstsemestern den Start ins Studium erleichtern soll. Erfahrene Studierende stehen ihnen in den ersten zwei Semestern zur Seite, geben Tipps zum Studium und Unialltag, und helfen, sich in München einzuleben. „Aber wir werfen unsere Mentoren nicht ins kalte Wasser“, erklärt Simone Kaminski vom Mentoringprogramm der LMU. „An der LMU gibt es eine eigene Ausbildung für studentische Mentoren: Hier lernen sie, wie sie ihre Mentees am besten betreuen – und das sind Kompetenzen, die später im Berufsleben entscheidend sein können.“

„Oft sind es auch die scheinbar banalen Dinge, bei denen man viel mitnimmt,“ meint Sarah. Zum Beispiel beim Zeitmanagement: Ein Workshop stellte Studierende vor die Aufgabe, ihre Zeitplanung zu Papier bringen. Um festzuhalten, wie viel Zeit Studium, Nebenjob und Freizeit fordern – und um herauszufinden, dass jeder Tag dafür mindestens 48 Stunden haben müsste. „Als wir gemerkt haben, dass bei allen Studenten eine große Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft, haben alle aufgeatmet“, erklärt die Mentorin. Ein einfacher Kniff, um den Studierenden zu zeigen, wie ein realistisches Zeitmanagement aussehen muss. Und nicht nur Erstsemestern hilft.

Führungskompetenzen für den Mentor „Die wichtigste Fähigkeit eines Mentors? Für mich ist das Empathie“, findet die Studentin Christina Franze, ebenfalls Mentorin an der LMU. Nur wer sich gut in seinen Mentee einfühlen könne, sei auch in der Lage, ihn bei seinen Problemen zu unterstützen, so die Psychologiestudentin. „Beim Peer-to-Peer-Mentoring haben wir gelernt, wie notwendig wertschätzendes Zuhören und gezielte Fragen sind.“ Dazu trainieren Mentoren konkrete Gesprächssituationen und analysieren, was sie bei der Gesprächsführung verbessern können. Ein wichtiges Kriterium ist: Redet der Mentor mehr als der Mentee? Genau das sollte bei einem Beratungsgespräch nicht passieren.

Mentoren erwerben so Kompetenzen, die viele Studierende erst im Laufe ihres Berufslebens erlernen – als Fortbildung für Führungskräfte. Ein guter Mentor benötigt eben die gleichen Fähigkeiten wie eine Führungskraft, erklärt Kaminski vom Peer-to-Peer-Mentoring: „Wenn ich zusammen mit meinem Mentee eine Lösung für ein Problem erarbeiten kann, habe ich Strategien angewandt, die mir auch im Beruf vieles ermöglichen.“

Christinas Mentee Hannah Mair bestätigt diese Einschätzung: „Ich habe mich von Anfang an auf meine Mentorin verlassen“, erklärt sie. „Mit Fragen konnte ich jederzeit zu ihr kommen – und habe immer Unterstützung bekommen.“ Gerade der Einstieg ins Studium sei ihr schwergefallen – und die Tipps der Mentorin waren oft Gold wert: „Sie hat mir klargemacht, dass man im Studium auch manchmal Mut zur Lücke beweisen darf – um die Bereiche, die einem am meisten Spaß machen und interessieren, zu vertiefen. Diesen Rat erhält man weder von seinen Kommilitonen, die ebenfalls erst ihr Studium begonnen haben, noch von den Dozenten.“ Gerade bei konkreten Fragen zu Professoren, Klausuren und Studienschwerpunkten können Studierende sich gegenseitig helfen – vor allem da Mentee und Mentor in der Regel das gleiche Fach studieren. In „Matching-Runden“ versucht das Mentoringprogramm zudem, Studierende mit den gleichen Interessen zusammenzubringen. Die Leiterin des Mentoringprogramms stützt sich auf zahlreiche Studien, die gezeigt haben, dass das Mentoring so am besten funktioniert. „Verfügt man über ähnliche Interessen und Zielvorstellungen, kann man die Probleme des anderen besser nachvollziehen und so eine möglichst passende Lösung erzielen. Außerdem schafft Ähnlichkeit Sympathie.“

Sarahs Mentee sieht noch ganz andere Vorteile im Peer-to-Peer-Mentoring: „Mich hat beeindruckt, dass meine Mentorin von ihrem Studienfach total begeistert ist“, erklärt Ana Hiebinger, die bereits ein Studium in ihrer Heimat Kanada abgeschlossen hat und sich an der LMU sofort für das Mentorenprogramm angemeldet hat. „Ich habe mich am Anfang hier an der Uni ein wenig fehl am Platz gefühlt. Ein Mentor, der schon einen viel besseren Überblick über unser Studienfach hat, und es zudem noch gern studiert, war ein großer Ansporn für mich“, erzählt die 28-Jährige.  cdr

Weitere Informationen zur Anmeldung als Mentor oder Mentee beim Peer-to-Peer-Mentoring-Programm: www.lmu.de/p2pmentoring

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