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„Wenn ich Putin begegnen würde, würde es mir nichts ausmachen“

17.11.2016

Warum sich Studenten unbedingt mit Russland beschäftigen sollten und warum ihn das Land schon immer interessiert hat: Ein Interview mit dem Münchner Kabarettist und Autor Gerhard Polt.

Herr Polt, am 20. November nehmen Sie an einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Russland und der Westen – Konfrontation oder Kooperation?“ teil. Was erwarten Sie von der Diskussion?Gerhard Polt: Es wäre schön, wenn ein paar Studentinnen und Studenten heranrücken würden. Vielleicht gelingt es uns, dass es lustig wird, dass es unterhaltsam wird. Und wenn es unterhaltsam ist, dann könnte es sein, dass die Studenten anspringen. Dass es halt nicht so – verstehen Sie – dass es halt nicht so ex-kathedral daherkommt. So, dass man sich wirklich unterhält.

Wie sind Sie auf das Thema gekommen? Gerhard Polt: Auf die Idee hat mich Markus Ederer gebracht, der ebenfalls an der Diskussion teilnehmen wird und bei mir im Ort wohnt. Ederer ist Staatssekretär bei Außenminister Steinmeier: Er war in Minsk bei den Verhandlungen über den Ukraine-Konflikt dabei, saß bei Verhandlungen neben Putin, Merkel und Hollande – und kann daher einiges über Russland berichten. Das finde ich interessant. Ich selber bin halt da nur jemand, der Fragen stellt: Ein Moderator. Meine Kenntnisse sind gering: Ich bin dem Putin nie begegnet. Und dem Stalin auch nicht.

Würden Sie Putin gerne treffen? Gerhard Polt: Nein, nicht unbedingt. Aber: wenn ich ihm begegnen würde, würde es mir nichts ausmachen. Russland ist ein interessantes Land – historisch und zeitgeschichtlich natürlich auch. Und dieses Land spielt ja für unser Schicksal eine große Rolle, aber auch in jeder Hinsicht beeinflusst: Russland hat uns kulturell beeinflusst, genauso ist Russland von Deutschland beeinflusst worden. Es ist ein reges Zusammenleben und war es auch immer.

Sie haben selbst Politik studiert. Erinnern Sie sich an Veranstaltungen, die Sie damals selbst beeindruckt haben? Gerhard Polt: Das ist ja schon lange her, und damals war – glaub ich – auch die Art des Studierens anders. Aber auch damals hat mich Russland interessiert. Damals war ja noch der kalte Krieg, Ideologien wie Leninismus oder Marxismus haben eine große Rolle gespielt – aber auch diese Vorstellungen waren interessant. Man hat eher über die Entstehung und Berechtigung von marxistischen Ideen nachgedacht. Mein eigentlicher Interessensschwerpunkt war die Geschichte der Philosophie. Das hat mich persönlich interessiert: wie sich Gedanken über Jahrhunderte fortsetzen, immer wieder auftauchen, wie sie behandelt werden, anders adaptiert werden und wiederum anders interpretiert werden.

Die Podiumsdiskussion soll das Interesse Studierender an Außenpolitik wecken: Warum sollten Studenten sich mehr mit Politik beschäftigen? Gerhard Polt: Nicht nur Studenten sollten sich mit Politik beschäftigen. Gerade bei Studenten finde ich jedoch: Ganz egal, was sie studieren – Politik gehört zur Allgemeinbildung mit dazu. Sei es, sich mit dem historischen oder dem aktuellen Russland zu beschäftigen. Man weiß ja auch nicht: Vielleicht gibt es Studenten, die in Russland studiert haben, vielleicht gibt es auch welche, die Russisch lernen wollen. Vielleicht kommen auch Studenten, die Journalismus studieren. Es kommt immer darauf an, was man im Blick hat. Russland gehört aber in jeder Hinsicht zur Allgemeinbildung dazu. Und wenn man das vertiefen kann, ist das ja wunderbar.

Titel der Veranstaltung ist: Russland und der Westen. Wie geht es wohl weiter in der Weltpolitik? Gerhard Polt: Ich bin kein Prophet und auch keine Kassandra. Ich kann nicht sagen: es wird alles schlecht. Ich kann aber auch nicht sagen, wie‘s wird. Ich kann nur hoffen, dass sich bestimmte Dinge so entwickeln, dass sie nicht entgleisen. Aber um eben nichts entgleisen zu lassen, ist es wichtig, dass mein ein breiteres Verständnis im Allgemeinen bekommt – über diese Länder und diese Kultur. Zum Beispiel über den Reichtum Russlands: Wenn man nach Russland fährt und sich dort beispielsweise die Kunstschätze anschaut, die es dort gibt. Oder über die Kultur, wenn man russische Musik hört oder russische Chöre. Man könnte sich auch über die Orthodoxie in der Religion unterhalten – verstehen Sie? Ganz egal welchen Aspekt man betrachtet: das ist einfach ein wahnsinnig interessantes Land. Es geht ja nur darum, dass man jemanden stimuliert, erst zuzuhören und dann selber Fragen zu stellen, die vielleicht beantwortet werden können. Und wenn jemand selber was weiß, wenn er etwas beitragen kann, ist das ja auch interessant.

Die Podiumsdiskussion „Russland und der Westen – Konfrontation oder Kooperation?" findet am 20. November von 11 bis 13 Uhr auf Einladung der Gesellschaft für Außenpolitik München und der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien der LMU im „Museum Fünf Kontinente" statt. Moderiert wird die öffentliche Veranstaltung von Prof. Dr. Marie-Janine Calic, Professorin für Geschichte Ost- und Südosteuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Weitere Informationen zur Veranstaltung

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