News

Zwei Wissenschaftler ausgezeichnet

29.09.2016

Zwei vor kurzem habilitierte Wissenschaftler der LMU sind auf dem 51. Deutschen Historikertag mit dem renommierten Carl-Erdmann-Preis des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V. für ihre Habilitation ausgezeichnet worden

PD Dr. Simone Derix sowie PD Dr. Romedio Schmitz-Esser erhielten den jeweils mit 6.000 Euro dotierten Carl-Erdmann-Preis für ihre Arbeiten über „Die Thyssens. Familie und Vermögen“ beziehungsweise über „Der Leichnam im Mittelalter“. Damit geht der Preis, der alle zwei Jahre an jeweils zwei Nachwuchsforscherinnen und -forscher vergeben wird, ausschließlich an Habilitanden der LMU.

Simone Derix, die im Wintersemester 2016/17 die Professur für Neueste Geschichte an der Goethe-Universität Frankfurt vertritt, nimmt in ihrer Studie das ganze Spektrum der Beteiligten im Zusammenspiel von Familie und Vermögen der Thyssen-Dynastie in den Blick – von den Familienmitgliedern über ihre Hausangestellten bis hin zu ihren zahlreichen Rechts- und Finanzberatern. Ihr Vermögen bietet den zentralen Schlüssel für das Leben der Thyssens seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Es ermöglichte extravagante Lebensweisen in Europa, den USA und Südamerika. Es stand im Zentrum heftiger Konflikte innerhalb der Familie; ihm galt in Kriegs- und Krisenzeiten aber auch die gemeinsame Sorge. Um es zu erhalten und zu mehren, entwickelten die Thyssens Strategien, ihr Vermögen international möglichst unsichtbar zu streuen. Sie nahmen dabei Praktiken vorweg, die in manchem dem globalen Finanzkapitalismus der Gegenwart nahe kamen.

Romedio Schmitz-Esser, der seit 2014 Direktor am Deutschen Studienzentrums in Venedig ist, erhält den Carl-Erdmann-Preis für seine Arbeit „Der Leichnam im Mittelalter. Einbalsamierung, Verbrennung und die kulturelle Konstruktion des toten Körpers“. Er untersucht darin den Umgang der mittelalterlichen Gesellschaft mit dem toten Körper. Durch die Verbindung der Erkenntnisse neuerer naturwissenschaftlicher Methoden der Mittelalterarchäologie mit den Schriftquellen wird Disziplin übergreifend die Praxis mittelalterlicher Bestattung, Einbalsamierung und Leichenschändung dargestellt. Der tote Körper stellt sich dabei weniger als ein physikalisches Objekt dar; seine Existenz nimmt vielmehr erst in einem kulturellen Zuschreibungsrahmen klare Konturen an. Der Leichnam lässt sich als Konstrukt verstehen, er entsteht erst durch die sozialen Zuschreibungen und konkreten Handlungen der (Über-)Lebenden.

Der Preis erinnert an den Historiker Carl Erdmann, einem erklärten Gegner des Nationalsozialismus. Den Mut, seine Meinung zum Regime öffentlich zu äußern, brachte ihn um eine Karriere an der Universität; seine Lehrberechtigung wurde eingezogen.

Wonach suchen Sie?