
Zum 50jährigen Bestehen des Instituts für Vorderasiastische Achäologie zeigt die Ausstellung „Ton, Steine Scherben“ noch bis zum 22. Januar 2021 Objekte aus dem Fundus der Einrichtung. Studierende der LMU ergänzen durch ein kreatives Rahmenprogramm die Ausstellung in den Hallen der Universitätsbibliothek.
Was verbindet Steine, Bruchstücke von Gefäßen und Scherben miteinander? Das ist manchmal gar nicht so leicht herauszufinden, dabei lassen sich so wertvolle Erkenntnisse über Lebensgewohnheiten und historische Zusammenhänge gewinnen. Für Außenstehende mag das ab und an abstrakt wirken, deshalb hat sich ein Kurs von Frau Dr. Claudia Gruber, Sammlungsbetreuerin des Instituts zusammengetan und eine Ausstellung entwickelt, die Besucherinnen und Besuchern den Arbeitsalltag eines Archäologen näherbringen möchte.
„Die Ausstellung ist im Rahmen eines Seminars entstanden, bei dem die Studierenden mitkuratieren und -diskutieren konnten.“, erzählt Gruber. Coronabedingt wurde die Diskussion größtenteils online abgehalten. Das Besondere an diesem Seminar, nämlich die direkte Interaktion mit den Exponaten und Objekten, konnte durch eine Sonderregelung dennoch aufrechterhalten werden: „Wir haben den Kurs aufgeteilt, sodass jeder einmal in die Uni kommen konnte und die Exponate dem restlichen Kurs, der dann daheim vor der Kamera saß, vorführen konnte“, erklärt Gruber. Die besondere Situation hat der Kreativität der Studierenden jedoch keinen Abbruch getan.
Scherbenkunde als Detektivgeschichte
Denn allein die Zurschaustellung von Objekten und Fachtexten erschien dem Kurs zu einseitig. Und so haben sich die Studierenden zusammengetan und interaktive Elemente in die Ausstellung integriert. Die archäologische Betrachtung von Fundstücken erschien den Studierenden manchmal wie eine Detektivgeschichte: Um die einzelnen Elemente einander zuzuordnen, müssen sie zuerst mit historischen Gegebenheiten verknüpft werden.
Eine Studentin kam so auf die Idee, diese Erfahrungen in eine Detektivgeschichte einfließen zu lassen und als Hörbuch einzusprechen. Die Besucher:innen können diese nun mittels Code nach der Ausstellung auf ihr Handy laden und etwa beim Sonntagsspaziergang oder der Heimfahrt anhören. Die fiktive Geschichte erzählt, wie aufwendig und spannend die Suche nach den richtigen Spuren bei der Scherbenkunde sein kann.
„Es ist immer wieder schön zu beobachten, wie sich Studierende mit den Artefakten auseinandersetzen und ihre eigenen Ideen und Gedanken in diese interaktiven Seminare miteinbringen.“, freut sich Claudia Gruber.
Zusätzlich gibt es eine digitale Abstimmung zu den Zugehörigkeiten einzelner Elemente und Kinder können kleinere selbstgestaltete Objekte mitbringen, die ebenfalls ausgestellt werden. Gruber schmunzelt: „Normalerweise hätten wir dazu das Publikum aufgefordert. Das war jetzt aber wegen der strengen Verordnungen schwieriger und so haben alle Teilnehmer:innen die Kinder in ihrem Umkreis um kleine Objekte gebeten.“
Alltagsstücke
Neben all den kreativen und Neugier weckenden Elementen bietet die Ausstellung den Besuchenden auch einen Ausblick auf das entsprechende Fachwissen. Ziel war es, auch die archäologische Arbeitsweise darzustellen und erste wissenschaftliche Erkenntnisse zu teilen. Gut lässt sich das etwa anhand einer Schale eines groben Gefäßes betrachten: „Durch die Entdeckung mehrerer formgleicher Tonschalen entstand der Gedanke, dass es sich um Alltagsgegenstände handeln könnte“, erklärt Gruber. „Bei genauer Analyse anderer massenhaft auftretender Gefäße konnte man auch Bierrückstände rückweisen. Das ist für Archäologen total spannend, weil man so mehr über die Verbreitung einzelner Gewohnheiten oder Alltagsgegenstände erfahren kann."
Weitere Informationen zu der Ausstellung finden Sie auf der Webseite der Universitätsbibliothek.