02 Dez

Der sêle arzât daz ist ein ieglich priester

Öffnungszeiten / Beginn:

Do.:
18:00 - 20:00 Uhr

2. Dezember 2021

Veranstaltungsort:

online

02.12.2021 // Dr. des. Magdalena Butz: Der sêle arzât daz ist ein ieglich priester – Zur Semantik von Krankheit und Heilung vor dem Horizont spätmittelalterlicher Buß- und Beichtdiskurse

Sünden, Verstöße gegen die göttlichen Gebote, wurden im christlichen Mittelalter oftmals als Krankheiten und Wunden der Seele beschrieben. Komplementär dazu findet sich die Gleichsetzung des Priesters mit einem Arzt der Seele (medicus animarum). Diese Zuschreibung begegnet insbesondere dort, wo der Priester als Beichtvater auftritt: Als solchem trägt er Verantwortung und Autorität dafür, die „Sündenwunden“ des Beichtenden zu inspizieren und den Sünder von seinen Verletzungen zu heilen.

Am Beispiel einer Predigt des Berthold von Regensburg sowie der allegorischen Erzählung Der Seele Rat des Heinrich von Burgeis wird gezeigt, wie diese Vorstellung in der Volkssprache aufgegriffen, modifiziert und schließlich instrumentalisiert wird, um die fürsorgliche Seite der kirchlichen Institution der Beichte zu betonen.

Ringvorlesung des Zentrums für Mittelalter- und Renaissancestudien im Wintersemester 2021/2022

In zahllosen Fernseh- und Vortragsreihen, Podcasts, Social Media Stories sowie in Zeitungen, Zeitschriften und anderen Medien sind in den vergangenen anderthalb Jahren die medizinischen und virologischen Hintergründe, aber auch die psychischen sowie andere gesellschaftlich relevante – etwa ökonomische, soziale und politische – Auswirkungen der Corona-Pandemie beleuchtet worden. Nie zuvor standen Seuche und Krankheit, Heilung und Genesung so sehr im Blickpunkt eines weltweiten öffentlichen Interesses wie in diesen Zeiten.

Seuche und Krankheit, ihre kulturellen und sozialen Auswirkungen sowie ihre medizinische Überwindung beschäftigen die Menschheit jedoch schon seit viel längerer Zeit. So haben in Europa insbesondere wiederkehrende Pest-Epidemien und Geschlechtskrankheiten wie die Syphilis, aber auch andere weit verbreitete Krankheitsbilder tiefe Spuren hinterlassen, die heute medizinhistorisch, aber auch allgemein kulturgeschichtlich erforscht werden.

Die Ringvorlesung des Zentrums für Mittelalter- und Renaissancestudien (ZMR) wird den überlieferten Spuren von Seuche und Krankheit, Heilung und Genesung in Mittelalter und Renaissance nachgehen und dabei nicht nur räumlich und zeitlich einen weiten Bogen vom sechsten Jahrhundert bis in die frühe Neuzeit und von Konstantinopel bis über den Ärmelkanal ziehen, sondern durch die unterschiedlichen fachlichen Perspektiven der Vortragenden auch die verschiedensten Untersuchungsgegenstände hervorheben.

Die Ringvorlesung findet online via Zoom statt. Alle über LSF angemeldeten Studierenden erhalten den Zoom-Link zur Vorlesungsreihe per Mail an ihre Campus-Adresse. Alle weiteren Interessierten können sich jederzeit bei Jan Glück oderKlaus Kipf per E-Mail anmelden. Sie erhalten dann ebenfalls per E-Mail den Link zu den Zoom-Konferenzen.

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