09 Dez

Die Seuche als Medienereignis

Öffnungszeiten / Beginn:

Do.:
18:00 - 20:00 Uhr

9. Dezember 2021

Veranstaltungsort:

online

09.12.2021 // PD Dr. Klaus Kipf / Katharina Strika M.A.: Die Seuche als Medienereignis – Die erste europäische Syphilis-Epidemie in Text und Bild

Die Syphilis trat in Europa erstmals 1495 im französischen Heer Karls VIII. bei der Belagerung Neapels so vehement in Erscheinung, dass die Chronisten von einer Plage sprachen. Bereits ihre Benennung war divergent: In Frankreich wurde die Krankheit als 'mal de Naples' bezeichnet, in Italien als 'morbus gallicus', in Deutschland als ‚die Franzosen‘.

Auch ihre Neuartigkeit wurde diskutiert. So vertrat Niccolò Leoniceno einen möglichen antiken Ursprung. Erst der von Girolamo Fracastoro 1530 eingeführte Neologismus Syphilis gab der Krankheit ihren überzeitlichen nationslosen Namen. Die Schwere der Epidemie lässt sich an der Publikationsfülle der Zeit ablesen. Im deutschsprachigen Raum schrieben Sebastian Brant, Joseph Grünpeck, Konrad Celtis und Ulrich von Hutten über die Krankheit, Albrecht Dürer begegnet als Illustrator.

Ringvorlesung des Zentrums für Mittelalter- und Renaissancestudien im Wintersemester 2021/2022

In zahllosen Fernseh- und Vortragsreihen, Podcasts, Social Media Stories sowie in Zeitungen, Zeitschriften und anderen Medien sind in den vergangenen anderthalb Jahren die medizinischen und virologischen Hintergründe, aber auch die psychischen sowie andere gesellschaftlich relevante – etwa ökonomische, soziale und politische – Auswirkungen der Corona-Pandemie beleuchtet worden. Nie zuvor standen Seuche und Krankheit, Heilung und Genesung so sehr im Blickpunkt eines weltweiten öffentlichen Interesses wie in diesen Zeiten.

Seuche und Krankheit, ihre kulturellen und sozialen Auswirkungen sowie ihre medizinische Überwindung beschäftigen die Menschheit jedoch schon seit viel längerer Zeit. So haben in Europa insbesondere wiederkehrende Pest-Epidemien und Geschlechtskrankheiten wie die Syphilis, aber auch andere weit verbreitete Krankheitsbilder tiefe Spuren hinterlassen, die heute medizinhistorisch, aber auch allgemein kulturgeschichtlich erforscht werden.

Die Ringvorlesung des Zentrums für Mittelalter- und Renaissancestudien (ZMR) wird den überlieferten Spuren von Seuche und Krankheit, Heilung und Genesung in Mittelalter und Renaissance nachgehen und dabei nicht nur räumlich und zeitlich einen weiten Bogen vom sechsten Jahrhundert bis in die frühe Neuzeit und von Konstantinopel bis über den Ärmelkanal ziehen, sondern durch die unterschiedlichen fachlichen Perspektiven der Vortragenden auch die verschiedensten Untersuchungsgegenstände hervorheben.

Die Ringvorlesung findet online via Zoom statt. Alle über LSF angemeldeten Studierenden erhalten den Zoom-Link zur Vorlesungsreihe per Mail an ihre Campus-Adresse. Alle weiteren Interessierten können sich jederzeit bei Jan Glück oderKlaus Kipf per E-Mail anmelden. Sie erhalten dann ebenfalls per E-Mail den Link zu den Zoom-Konferenzen.

Wonach suchen Sie?