Epidemien in der islamischen Welt des Mittelalters: Wie die Erben des Hippokrates mit ansteckenden Krankheiten umgingen. Die Veranstaltung ist Teil der Vorlesungsreihe: „Basiswissen Islam 2020: Migrationen - Menschen, Ideen, Krankheiten“.
Ansteckende Krankheiten sind schon seit Urzeiten bekannt: Homers Ilias beginnt mit einer Seuche und Thukydides beschrieb die Pest von Athen klinisch genau. Im sogenannten Corpus Hippocraticum, einer Sammlung von Schriften, die dem Hippokrates von Kos zugeschrieben wurden, findet sich ein Werk mit dem Titel Epidemien, das oft kommentiert wurde, nicht zuletzt von dem grössten römischen Arzt, Galen von Pergamon (129–216). Dieses klassische Erbe bildete auch die Basis dafür, wie sich Ideen über Seuchen in der mittelalterlichen Islamischen Welt entwickelten.
Obwohl griechischen, römischen und arabischen Ärzten bekannt war, dass es Seuchen gab, lehnten sie dennoch die Idee der ‘Ansteckung’ (arabisch ʿadwā) weithin ab. Der theologische Diskurs ist ebenso von einer ähnlichen Ambivalenz gekennzeichnet. Ein einflussreicher Ausspruch (ḥadīṯ) des Propheten Muḥammad lautet, dass es ‘keine Ansteckung’ (lā ʿadwā) gäbe. Doch soll er auch gesagt haben, man solle ‘von Leprakranken wie von einem Löwen fliehen’ und nicht in ein Seuchengebiet gehen, noch es verlassen.
Der Vortrag von Dr. Peter Pormann (Universität Manchester) wird dieses Paradoxon unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchten.
Weitere Informationen finden Sie auf der Veranstaltungs-Webseite.