Danylo Hrytsiak

Danylo Hrytsiak hatte die Zulassung für die LMU schon in der Tasche. Dann begann der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, wo er sich zu der Zeit befindet hat. Doch der heute 23-Jährige ließ nicht locker, bis sein Traum von seinem Medizinstudium in München endlich wahr wurde. Auch dank des Deutschlandstipendiums.

Danylo Hrytsiak

Kämpfen – für Bildung, nicht gegen Menschen

In der Nacht vom 24. Februar 2022 wachte Danylo Hrytsiak auf, weil das Haus wackelte. Es war aber kein Erdbeben, sondern es war ein Raketenangriff auf den nahegelegenen Flughafen, die die Erdstöße verursachten. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hatte begonnen. Der damals 22-Jährige war zu dieser Zeit bei seinen Eltern in Iwano-Frankiwsk und stand völlig unter Schock. Als er endlich einen halbwegs klaren Gedanken fassen konnte, dachte er zuerst an sein Studium. Denn alle Männer über 18 Jahren sind wehrpflichtig und dürfen das Land nicht verlassen. Die Zusage der LMU hatte er nach vier Jahren Wartezeit gerade erst in der Tasche. Doch an der Grenze ließen sie ihn nicht passieren. „Am Anfang des Krieges war alles durcheinander“, sagt er. Dabei hieß es offiziell, Studierende dürften ausreisen. Er war verzweifelt.

Danylo interessiert sich schon seit seiner Kindheit für Medizin. Mit 14 Jahren begann er, sich in seiner ukrainischen Heimat auf Festivals ehrenamtlich als Notfallsanitäter zu engagieren. | © jan greune

Beinahe wäre sein Traum geplatzt

Danylo interessiert sich schon seit seiner Kindheit für Medizin. Mit 14 Jahren begann er, sich in seiner ukrainischen Heimat auf Festivals ehrenamtlich als Notfallsanitäter zu engagieren. Dafür ließ er sich eigens in Polen ausbilden. Mit 18 Jahren begann Danylo, an der Nationalen Medizinuniversität Iwano-Frankiwsk mit einem Studium. „Ich hatte schon immer ein Interesse daran, wie der Körper funktioniert“, erklärt er rückblickend in perfektem Deutsch. Nach dem ukrainischen Abitur bis zur Immatrikulation an der LMU absolvierte er in München eine dreijährige Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger beim Bayerischen Roten Kreuz.

All das drohte umsonst gewesen zu sein, als Danylo nach einem Heimaturlaub bei seiner Familie wegen des Kriegsausbruchs plötzlich nicht mehr ausreisen durfte. Doch so schnell gab der 23-Jährige nicht auf und durfte nach viel Verhandlungsgeschick doch noch die Grenze überqueren. Natürlich fiel es ihm nicht leicht, sein Heimatland zu verlassen. „Es ist nicht das schönste Gefühl, wenn man Freunde und Bekannte verliert, die man seit der Kindheit kennt“, sagt Danylo traurig. Kurz hatte er überlegt, ob er als medizinischer Helfer an die Front soll. Der 23-Jährige konzentriert sich in seinem Studium an der LMU seither auf die plastische Chirurgie, um so beispielsweise nach Kriegsverletzungen und Unfällen helfen zu können.

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Entspannung findet der politisch engagierte Medizinstudent in der Musik

Dennoch ist es mit der Konzentration schwierig, während sich die Ukraine im Krieg befindet. „Die Nachrichten machen mich fertig“, erzählt er. Jede eingeschlagene Rakete könnte Freunde oder Bekannte getötet haben. Und regelmäßig befällt ihn ein schlechtes Gewissen, wenn er nach einer Vorlesung im friedvollen München einen Kaffee trinkt. „Manchmal denke ich: Was mache ich hier eigentlich?“ Bis 23. Februar 2023 hat sich Danylo so sehr auf das Studium gefreut, „jetzt sieht die Welt plötzlich komplett anders aus“. Auch seine Eltern kann er bis zu einem Frieden in seinem Land in ferner Zukunft nicht mehr persönlichen sehen. Sein Vater darf wegen des Militärdiensts, seine Mutter wegen der Arbeit als städtische Beamtin nicht ausreisen. Oft scheitert mangels Telefonverbindungen, Internet oder Strom selbst ein Ferngespräch. „Man gewöhnt sich aber irgendwie daran“, betont er.

Entspannung findet der politisch engagierte Medizinstudent in der Musik. Los ging es mit Klavier, danach folgten unter anderem Kontrabass, Waldhorn und Gitarre. Er habe geübt, bis ihm die Finger bluteten. In München spielte er zuletzt im Abaco-Orchester, bald hoffentlich im Medizinerorchester der LMU. Was ihn ebenfalls beruhigt: das Deutschlandstipendium an der LMU. Dadurch habe er mehr Zeit für seine persönliche Entwicklung. Kürzlich hat er sein Staatsexamen absolviert. Ein Nebenjob sei da nicht drin gewesen. Außerdem arbeite er wie in der Ukraine ehrenamtlich als Notfallsanitäter,zum Beispiel bei Konzerten im Münchner Olympiastadion. „Diese Erfahrung hilft mir auch für mein Studium.“ Was die Zukunft für ihn und sein Land bringen wird? Danylo hofft auf ein Ende des Kriegs und auf einen Sieg seines Landes. „Jeder glaubt fest daran.“ Er bleibt ebenfalls optimistisch. „Ich habe schon immer daran geglaubt, dass am Ende alles gut wird.“

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Das Deutschlandstipendium an der LMU lebt von der Unterstützung von Unternehmen, Stiftungen oder Privatpersonen. Ihre steuerlich absetzbare Spende in Höhe von 150 Euro pro Monat wird von der Bundesregierung verdoppelt und kommt ohne Abzüge bei den Stipendiatinnen und Stipendiaten an. So können sich junge Menschen auch in Krisenzeiten wie diese ohne Geldsorgen um die Zukunftsfragen unserer Gesellschaft kümmern.

Kontakt

Programmkoordination Deutschlandstipendium

Alejandra Riedmiller

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