Galina Volovik studiert an der LMU Chemie und Biochemie. Aufgewachsen ist sie in Israel, ihre Familie hat ukrainische Wurzeln. Die 25-Jährige erlebt die aktuellen globalen Krisen daher aus sehr persönlicher Perspektive. Doch die Menschen in München, das Deutschlandstipendium und ihr soziales Engagement geben ihr den nötigen Rückhalt, um sich weiterhin auf ihr Ziel zu konzentrieren: eine Zukunft in der Forschung.
Galina Volovik verfolgt aufmerksam das aktuelle Weltgeschehen. Sie ist in Israel aufgewachsen, ihre Eltern stammen ursprünglich aus der Ukraine – zwei Länder, die derzeit regelmäßig die Schlagzeilen bestimmen. Seit 2023 lebt die 25-Jährige in München und studiert an der LMU Chemie und Biochemie. „Ich wusste schon früh, dass Chemie meine Richtung ist.“ Es war jedoch eine engagierte Chemielehrerin, die sie letztlich motivierte. „Ich sollte in den Sommerferien einen Kristall herstellen“, erzählt sie. Zwar sei der Versuch gescheitert, aber das habe sie trotzdem fasziniert.
Nach dem Abitur in einer Kleinstadt nahe Haifa war Galina bis 2020 im israelischen Geheimdienst tätig. Viel darf sie darüber nicht sagen, aber allgemein ging es um Ballistische Rakete. 2021 wurde sie Forschungsassistentin am Forschungs- und Entwicklungsinstitut Arava. Dort arbeitete sie im Bereich Meeresbiologie – insbesondere mit Larven, die organische Abfälle fressen und so zur umweltfreundlichen Abfallverwertung beitragen könnten. „Die Idee war, herauszufinden, ob man damit einen Teil des Mülls recyceln kann, der sonst verbrannt werden müsste.“
Ihr damaliger Professor hatte einige Jahre in Deutschland gelebt und eine deutsche Frau geheiratet – so entstand bei Galina die Idee, ebenfalls hierher zu kommen. „Ich wusste aber, wenn ich die Sprache lernen will, muss ich ins Land ziehen“, berichtet sie. Also ließ sie alles hinter sich und ging nach Heidelberg, um einen Deutschintensivkurs zu belegen. „Am Anfang war es schwer“, erinnert sie sich. Doch mit der Zeit ging das Lernen schneller als erwartet – und sie bewarb sich an der LMU – „weil ich München so mag“, sagt sie und grinst.
"Ich muss immer Nachrichten aus beiden Ländern checken"
Ihr Studium begann im September 2023 – kurz darauf eskalierte die Lage im Nahen Osten. „Es war wirklich schlimm und fast unmöglich, mich auf mein Studium zu konzentrieren“, erzählt Galina. Ein anderer Teil ihrer Familie lebt noch in der Ukraine. „Ich muss also immer die Nachrichten aus beiden Ländern checken und hoffen, dass es allen gut geht“, sagt sie. Mehrfach spielte sie mit dem Gedanken, nach Israel zurückzukehren. Doch Freunde und Familie überzeugten sie letztlich, dass es wichtiger ist, ihr Studium fortzusetzen.
Ursprünglich plante Galina, das erste Studienjahr mit eigenen Ersparnissen zu finanzieren, da sie zuvor viel gearbeitet hatte – und ab dem zweiten Jahr nebenbei zu arbeiten. Doch die sprachlichen Herausforderungen machten ihr einen Strich durch die Rechnung. „Weil ich in einer neuen Sprache studierte, brauchte ich mehr Zeit zum Lernen als geplant.“ Zum Glück berichtete ihr ein Kommilitone vom Deutschlandstipendium an der LMU. Zunächst war sie skeptisch, ob sie eine Chance hätte. Doch inzwischen erhält sie dank der Unterstützung von Förderinnen und Förderern monatlich 300 Euro – eine wichtige finanzielle Entlastung.
Heute ist sie froh, in München geblieben zu sein. Nach dem 7. Oktober 2023 war es ihr zunächst unangenehm, offen über ihre Herkunft zu sprechen. Doch dann erlebte sie große Solidarität in der Stadt – auch durch die israelischen Flaggen am Marienplatz. „Das ist wichtig für jüdische Menschen in Deutschland.“ Gleichzeitig habe sie Empathie und Verständnis für andere Perspektiven entwickelt. „Ich vertrete mein Land, aber ich werde niemals wegen politischer Ansichten mit jemandem streiten“, betont sie.
Englischlehrerin in Kambodscha - per Zoom
Neben dem Studium ist Galina sozial engagiert – wie auch ihre Mutter, die in einem Altenheim arbeitet. Ihr Vater ist als Wachmann tätig. Schon während ihrer Schulzeit war Galina mehrere Jahre freiwillig beim Roten Davidstern aktiv. Vor dem Studium unterrichtete sie einen Monat lang ehrenamtlich Englisch an einer Schule in Kambodscha. Trotz Zeitverschiebung konnte sie diese Tätigkeit per Zoom weiterführen. „Das hat mich sehr glücklich gemacht“, erzählt sie.
Nach dem Bachelor möchte Galina auch ihren Master und PhD an der LMU machen – und später in der Forschung und Lehre bleiben. Wenn ihre Leistungen gut genug sind, am liebsten weiterhin an der LMU: „Hier gibt es einfach die besten Vibes“, sagt sie und lacht.
Fördern Sie mit dem Deutschlandstipendium
Das Deutschlandstipendium an der LMU lebt von der Unterstützung von Unternehmen, Stiftungen oder Privatpersonen. Ihre steuerlich absetzbare Spende in Höhe von 150 Euro pro Monat wird von der Bundesregierung verdoppelt und kommt ohne Abzüge bei den Stipendiatinnen und Stipendiaten an. So können sich junge Menschen auch in Krisenzeiten wie diese ohne Geldsorgen um die Zukunftsfragen unserer Gesellschaft kümmern.