Science Talks: Die LMU im Gespräch mit Wirtschaft, Politik und Gesellschaft

Öffentliche Ringvorlesungsreihe der LMU im Wintersemester 2022/23

Welche Rolle spielt die Wissenschaft in unserer heutigen Gesellschaft? Welche Aufgaben stellen sich ihr angesichts globaler Krisen und komplexer wirtschaftlicher und politischer Kontexte? Welchen Geltungsanspruch kann Wissenschaft in der Gesellschaft noch erheben und welche Bedeutung kommt dabei der Universität als zentraler wissenschaftlicher Lehr- und Forschungsinstitution zu?

In einer zunehmend vernetzten Welt bestehen zahlreiche Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Damit einher gehen gleichermaßen Chancen sowie Herausforderungen, denen sich Forschung und Lehre stellen müssen. Um zu verstehen, wie sich Wissenschaft und eine offene Gesellschaft gegenseitig bedingen, braucht es einen ebenso intensiven wie konstruktiven Dialog.

Die Ringvorlesung der LMU widmete sich diesem Austausch im Wintersemester 2022/23 in insgesamt acht Veranstaltungen: In Kooperation mit der Münchener Universitätsgesellschaft und der MEDIASCHOOL Bayern lud die Universität zur Teilnahme an einer öffentlichen Veranstaltungsreihe ein, die sowohl vor Ort in der Großen Aula der LMU als auch online im Livestream besucht werden konnte. Vom 25. Oktober 2022 bis zum 7. Februar 2023 traten renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit zahlreichen Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in den Dialog, um die drängenden Fragen unserer Zeit mit ihren vielfältigen Facetten und in der Breite der Wissenschaften zu diskutieren.

Kontakt: ringvorlesung-lmu@lmu.de

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Programm:

Nicht erst seit der Corona-Pandemie, hier aber ganz besonders augenfällig, erscheint die Wissenschaft in der Öffentlichkeit oftmals als Hoffnungsträgerin für die Lösung der vielfältigen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit. Zuweilen ist sie jedoch auch Stein des Anstoßes von Kritik, und manche Akteure stellen ihre Ergebnisse oder gar Legitimität insgesamt in Frage.

Im Gespräch mit vier renommierten Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft nähert sich die Ringvorlesung zum Auftakt diesem Spannungsfeld aus diversen Blickwinkeln an. Welche Chancen eröffnen sich durch ein stärkeres Miteinander über die verschiedenen Handlungsfelder hinweg? Und wo liegen womöglich auch Grenzen einer öffentlichen Kommunikation von und über Wissenschaft sowie über deren Leistung?

Gäste:

  • Dr. Michael Blume ist Beauftragter der Landesregierung Baden-Württemberg gegen Antisemitismus. Der Religions- und Politikwissenschaftler engagiert sich seit vielen Jahren in der Wissenschaftskommunikation und klärt unter anderem mit einem Podcast über Verschwörungsmythen und Antisemitismus auf.
  • Dr. Wolfgang Heubisch ist Vizepräsident des Bayerischen Landtags und war von 2008 bis 2013 bayerischer Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Als Abgeordneter der Fraktion der Freien Demokratischen Partei (FDP) im Bayerischen Landtag liegen seine Arbeitsschwerpunkte in den Themenfeldern Wissenschaft, Kultur und Fragen des Öffentlichen Diensts.
  • Prof. Dr. Armin Nassehi ist Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Soziologie und Gesellschaftstheorie an der LMU München. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit Fragen der Kultursoziologie, Politischen Soziologie und Religionssoziologie sowie Wissens- und Wissenschaftssoziologie.
  • Sina Trinkwalder ist Sozialunternehmerin aus Augsburg und ehemalige Studentin der LMU. Sie wurde für ihr ökologisches und soziales Engagement unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Moderation:

  • Dr. Christina Berndt ist Autorin und Wissenschaftsredakteurin bei der Süddeutschen Zeitung.

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Die Eskalation des russischen Kriegs gegen die Ukraine gilt seit dem 24. Februar 2022 vielen als weltpolitische Zäsur, als „Zeitenwende“. Dabei hat der Krieg nicht nur politische und wirtschaftliche Implikationen, sondern er stellt auch die Gemeinschaft der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor weitreichende Herausforderungen. Wie kann die „Scientific Community“ mit politischen Konflikten umgehen und im Kontext autoritärer Strukturen agieren? Kann Wissenschaftsdiplomatie einen Beitrag zu einer auf dem Völkerrecht basierenden internationalen Ordnung leisten? Haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aufgrund ihrer Position automatisch eine Botschafterrolle? Und wie politisch muss oder darf Wissenschaft überhaupt sein?

Gäste:

  • Prof. Dr. Martin Schulze Wessel ist Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte Ost- und Südosteuropas an der LMU München. In seiner Forschung beschäftigt er sich schwerpunktmäßig neben der Geschichte Ostmittel- und Osteuropas sowie Russlands mit den transnationalen Beziehungen zwischen Ost-, Mittel- und Westeuropa.
  • Prof. em. Dr. Peter Strohschneider ist ehemaliger Inhaber des Lehrstuhls für Germanistische Mediävistik an der LMU München. Er war von 2013 bis 2019 Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie von 2006 bis 2011 Vorsitzender des Wissenschaftsrats.

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In Zeiten multipler Krisen, die vielfach ökonomische Auswirkungen haben, bekommen die Wirtschaftswissenschaften eine deutlich erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit. Schon seit Beginn der Corona-Pandemie sind Ökonominnen und Ökonomen gefragte Experten, wenn es um die Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Krisen und die Abfederung der Rezessionsfolgen geht. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine haben wirtschaftliche Krisenphänomene in Form massiv steigender Energie- und Lebenshaltungskosten für alle spürbar Einzug in den Alltag gehalten; gleichzeitig bedarf es zur Bekämpfung des Klimawandels einer tiefgreifenden Transformation. Welchen Beitrag kann die Wissenschaft in diesem Spannungsfeld leisten? Und welche Art von Innovation(en) braucht zukunftsorientiertes Unternehmertum zur Bewältigung der Krisen unserer Zeit?

Gäste:

  • Prof. Dr. Dr. h.c. Monika Schnitzer ist Inhaberin des Lehrstuhls für Komparative Wirtschaftsforschung der LMU München und Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung („Wirtschaftsweise“).
  • Jona Christians ist einer der Gründer und CEO von Sono Motors, einem jungen Automobilhersteller, der das solarbetriebene Elektroauto Sono Sion entwickelt. Bei Sono Motors ist Herr Christians unter anderem für die Innovationsstrategie des Unternehmens verantwortlich.

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Extreme Temperaturen, Dürre- und Überschwemmungskatastrophen sind nicht erst seit dem Hitzesommer 2022 eine Bedrohung für weite Teile der Welt und inzwischen auch für Europa. In Politik und Gesellschaft schärft sich das Bewusstsein für die drohende Zuspitzung des Klimawandels, und die Wissenschaft spielt in dieser Krise eine Schlüsselrolle. Welche Ansätze können uns helfen, aktuelle und zukünftige Risiken nicht nur zu verstehen, sondern auch zu bewältigen? Wo sehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Chancen und Herausforderungen im öffentlichen Dialog?

Gäste:

  • Prof. Dr. Matthias Garschagen ist Inhaber des Lehrstuhls für Anthropogeographie an der LMU München mit Schwerpunkt Mensch-Umwelt-Beziehungen. Zuletzt wirkte er als einer der Leitautoren im jüngsten Sachstandsbericht des Weltklimarats (IPCC) sowie dem Synthesebericht des sechsten Berichtszyklus mit.
  • Prof. Dr. Elmar Kriegler ist Professor für Integrated Assessment of Climate Change an der Universität Potsdam sowie Leiter der Forschungsabteilung „Transformationspfade“ am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Er ist Leitautor bereits mehrerer Berichte des Weltklimarats (IPCC).

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Gerade in besonders krisenhaft empfundenen Zeiten suchen viele Menschen nach Sicherheit und Sinn. Auf unterschiedliche Weise können sowohl die Wissenschaften als auch der Glaube Orientierung geben. Aber stehen die Antworten aus den beiden Bereichen notwendig in einem Widerspruch, wie religiöser Fundamentalismus und Esoterik nahelegen? Oder entlasten sich wissenschaftliche und weltanschauliche Perspektive gegenseitig und können in einer zunehmend gespaltenen Gesellschaft auf neue Weise Kommunikation ermöglichen und vielleicht sogar friedenstiftend wirken? Immerhin ist beiden gemeinsam, dass das Spannungsfeld zwischen Ambiguität und Eindeutigkeit sie in der Beurteilung vieler Fragen prägt.

Gäste:

  • Prof. em. Dr. Winfried Haunerland war Inhaber des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der LMU München und war Direktor des Herzoglichen Georgianums, dem weltweit zweitältesten katholischen Priesterseminar.
  • Prof. Dr. Thomas Bauer ist Professor für Islamwissenschaft und Arabistik sowie Geschäftsführender Direktor des Instituts für Arabistik und Islamwissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

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Nach drei Jahren der Pandemie, begleitet und befeuert durch entsprechende autoritäre politische Entwicklungen, wird eine durch Populismus, „Fake News“ und Verschwörungserzählungen angetriebene „Spaltung der Gesellschaft“ mitunter als größte Gefahr für die Demokratie angesehen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können in dieser Situation Analysen und Erläuterungen liefern, doch scheinen sie sich gleichzeitig zunehmend selbst verteidigen zu müssen. Wie können sie sich angesichts zunehmender Angriffe auf ihre Glaubwürdigkeit positionieren und welche Chancen bietet eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit solchen Infragestellungen?

Gäste:

  • Prof. Dr. Carsten Reinemann ist Professor für Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt politische Kommunikation an der LMU München.
  • Prof. Dr. Ursula Münch ist Professorin für Politikwissenschaft an der Universität der Bundeswehr München sowie Direktorin der Akademie für Politische Bildung Tutzing.

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Im Rahmen der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie hat die weltweite Forschung zu Infektionskrankheiten und Impfstoffen einen immensen Zuwachs an gesellschaftlicher Aufmerksamkeit erhalten. Was haben wir bisher aus dieser Pandemie gelernt und wie können Wissenschaft und Medizin hier künftig zur Weiterentwicklung der öffentlichen Gesundheit beitragen? Die Forschung zu Risiken und der Eindämmung neuer Pandemien in Zeiten von Klimawandel, schrumpfenden Lebensräumen für Wildtiere und Globalisierung ist von großer Bedeutung. Wo stehen wir auf diesem Weg?

Gäste:

  • Prof. Dr. Oliver T. Keppler ist Vorstand des Max von Pettenkofer-Instituts der LMU München und Inhaber des Lehrstuhls für Virologie sowie Principal Investigator am Genzentrum der LMU München.
  • Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Lothar H. Wieler ist Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), der zentralen biomedizinischen Forschungsinstitution der Bundesregierung. In dieser Funktion berät er die Bundesregierung z.B. bei der Eindämmung von Infektionskrankheiten wie COVID-19 oder jüngst auch Affenpocken.

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In einer Zeit, in der immer weniger Zeitzeuginnen und Zeitzeugen ihre Geschichte selbst erzählen können, droht die Übernahme von Verantwortung für die historischen Verbrechen Deutschlands in den Hintergrund zu geraten. Die Verankerung der eigenen Geschichte in eine mehr oder weniger institutionalisierte Erinnerungskultur gehört damit zu den großen Herausforderungen der Gegenwart. So stellt sich etwa die Frage, wie verantwortungsvolles Erinnern – auch vor dem Hintergrund einer zunehmend diversen Gesellschaft – gelebt werden kann. Inwieweit ist ein Lernen aus der Geschichte überhaupt möglich und welche Rolle kann die Wissenschaft hierbei spielen?

Gäste:

  • Prof. Dr. Andreas Wirsching ist Inhaber des Lehrstuhls für Neueste Geschichte der LMU München sowie Direktor des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin (IfZ), das unter großer internationaler Beachtung unter anderem eine kritische und eingehend kommentierte Edition von Hitlers „Mein Kampf“ herausgab.
  • Dr. Mirjam Zadoff ist Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München, wo sie Ausstellungs-, Veranstaltungs- und Bildungsprogramme für Menschen aller Altersstufen verantwortet. Dieser Lernort steht für einen beständigen Einsatz für Toleranz und Demokratie sowie für die Verantwortung, die jede und jeder Einzelne dafür trägt.

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