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„Damit die Welt nicht aus den Fugen gerät“

02.10.2023

Studierende der LMU engagieren sich im Team von LCOY, der größten Klimakonferenz Europas für junge Menschen. Sie findet dieses Jahr in München statt. Tagungsort ist das Biomedizinische Centrum.

Wie lässt sich die Erderwärmung noch drosseln? Wie könnte eine globale Energiewende aussehen? Und wie schließlich lassen sich Beseitigung und Ausgleich von Klimaschäden – gerechter als bislang – finanzieren? Darum geht es auf den Weltklimakonferenzen, die es seit 1995 gibt. Diese „Conferences of the Parties (COP)“ im offiziellen UN-Sprech sind Jahr für Jahr ein großer politischer und medialer Auftrieb. Die kommende Konferenz – mit der Laufnummer 28 – beginnt Ende November in Dubai. Seit 2009 gibt es nicht nur COP, sondern auch COY – das offizielle Pendant für junge Leute: alljährlich eine „Conference of Youth“, ebenfalls mit UN-Stempel. Und in vielen Ländern, so auch in Deutschland, gibt es mittlerweile lokale Jugendklimakonferenzen – womit wir bei der LCOY wären, einer „Local Conference of Youth“, die vom 6. bis zum 8. Oktober in München stattfindet; Tagungsort ist das Biomedizinische Centrum der LMU. Mit dabei sind nicht nur eine Handvoll LMU-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als Vortragende, sondern auch zahlreiche Studierende der LMU unter den rund 60 jungen Organisatorinnen und Organisatoren. Fünf von ihnen geben zu Protokoll, was sie von der Tagung erwarten und warum sie sich bei LCOY engagieren.

Bewusstsein schaffen für den Richtungswechsel

LMU-Medizin-Studentin Lucia in einem blauen LCOY-Pulli

„Es sind die jungen Menschen in unserer Gesellschaft, die sich heute entscheiden, in welche Richtung ihr Leben gehen soll“, sagt Medizinstudentin Lucia Richter. | © LCOY Deutschland

„Warum es eine Klimakonferenz für junge Leute braucht? Die Klimakrise ist allgegenwärtig. Unser Planet Erde leidet sicht- und fühlbar unter der Art und Weise, wie wir ihn bewohnen, bewirtschaften und ausbeuten. Die Folgen sind zahlreich und gewaltig. Das Bewusstsein für einen größeren Zusammenhang und für die Tatsache, dass unsere Handlungen und Nicht-Handlungen Konsequenzen für Gegenwart und Zukunft mit sich bringen, sind essenziell. Es sind die jungen Menschen in unserer Gesellschaft, die sich heute entscheiden, in welche Richtung ihr Leben gehen soll. Es sind die jungen Menschen und ihre Nachkommen, die für ihr gesamtes Leben mit einer Welt konfrontiert sein werden, die eines bewussten und nachhaltigen Umgangs bedarf, um nicht aus den Fugen zu geraten. Deshalb brauchen wir eine Klimakonferenz für junge Leute. Die Möglichkeit, sich gezielt mit den Herausforderungen der Klimakrise auf wissenschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Ebene zu beschäftigen und dabei ganz viele andere junge Menschen zu treffen, die sich auch fragen, wie wir eben dieser Krise am besten begegnen können.“

Lucia Richter studiert Medizin im 8. Semester. „Ich halte die LCOY für eine wunderbare Initiative, bei der ich neues Wissen erlangen, bestehendes vertiefen und mich mit Expertinnen und gleichaltrigen interessierten Leuten austauschen kann. Außerdem macht es sehr viel Spaß, die Leute sind super cool :). Sonst versuche ich mit meiner großen Leidenschaft Musik beizutragen, indem ich zum Beispiel beim Klimacamp aufgetreten bin.“

Abbilden, wie Wirtschaft in nachhaltig geht

LMU-Studentin Maya in einem blauen LCOY-Pulli

Welche Hebel sie als junger Mensch habe, fragt LMU-Studentin Maya Bukowski. | © LCOY Deutschland

„Wir haben das ambitionierte Ziel, alle Bereiche des Klimawandels auf der Konferenz abzubilden: Wie geht Wirtschaft in nachhaltig? Was macht die Politik bisher (nicht)? Wie sieht das auf der internationalen Ebene aus? Und welche Hebel habe ich als junger Mensch? Von neuen Entwicklungen aus der Forschung zu CO2-Reduktion über Kompetenzen in der Bildung bis Klimawandel in der Kunst ist so ziemlich alles dabei. Unsere Gäste sind entsprechend der Themen vielfältig: So sind etwa der Comedian Moritz Neumeier und Peter Altmaier von der CDU dabei, ebenso Danyal Bayaz, Grüner Finanzminister in Baden-Württemberg, Lukas Köhler von der FDP und der Wissenschaftler Niko Paech. Und etwa 300 weitere! Und sowieso, die Konferenz lebt von den Teilnehmenden. In allen Formaten bemühen wir uns, sie direkt einzubeziehen. Wir wollen Raum schaffen für Austausch und Vernetzung. Wenn Teilnehmende bei der Podiumsdiskussion mit Lidl, Google, Emilia Fester von den Grünen oder FDPler Lukas Köhler kritische Nachfragen stellen oder nach dem Programmpunkt noch mit Speakern oder miteinander diskutieren, dann haben wir unser Ziel erreicht. Nur durch Perspektivenwechsel und gemeinsame Lösungen schaffen wir Zukunft.“

Maya Bukowski studiert im zweiten Mastersemester Interkulturelle Kommunikation. „Ich bin wegen meines Interesses an Klimabildung zur LCOY gekommen und wegen der Menschen geblieben – gerade der offene Perspektivenaustausch bei der LCOY ist mir unfassbar wichtig.“

Eine treibende Kraft für politische Veränderungen

LMU-Student Julian in einem blauen LCOY-Pulli

Setzt darauf, mehr junge Leute dafür zu interessieren, sich für das Klima einzusetzen: LMU-Student Julian Hirschmann. | © LCOY Deutschland

Das wichtigste Ergebnis der LCOY 2023 wie schon bei den vorangegangenen Konferenzen wird zweifellos sein, dass viele junge Menschen neue Ideen und Kontakte gewonnen haben und sich damit weiter für das Klima einsetzen oder erstmalig damit beginnen. Denn junge Menschen können die treibende Kraft für politische Veränderung sein. Aber auch die vielen Speaker nehmen Anregungen und Begegnungen mit, die sie sonst nicht hätten. Zudem gibt es von der LCOY einen Bericht, der vielfältige Stimmen, Lösungsvorschläge und zentrale Themen sammelt, die den Teilnehmenden wichtig sind. Diese Zusammenfassung können wir durch die Anerkennung von YOUNGO, der globalen Kinder- und Jugendorganisation in der Klimarahmenkonvention, auf die Bühne der globalen Conference of Youth und UN-Klimakonferenz weitergeben und verbreiten ihn zudem an deutsche Entscheidungsträger*innen.

Nach Konferenzen in Kassel, Heidelberg und im vergangenen Jahr in Lüneburg wollten wir mit der LCOY diesmal in den Süden. Wir haben deshalb die LMU angesprochen und freuen uns sehr, dass die Kooperation mit dem Biomedizinischen Centrum (BMC) zustande gekommen ist. Auch die Räume im BMC sind super: Platz für unsere großen Bühnen und eine Outdoorbühne, außerdem viele schöne Seminarräume für viel Interaktivität und, auch immer wichtig, Mensa und Stubistro direkt auf dem Campus, sodass alle gut mit Essen versorgt werden können. Durch die Unterstützung auch aus der Verwaltung kann daher die LCOY 2023 an der LMU stattfinden, die Organisation übernehmen wir als ehrenamtliches Team, viele Professor*innen der LMU sind als Speaker dabei.“

Julian Hirschmann beginnt jetzt sein viertes Mastersemester in der Physik: „Für mich ist die Klimakrise die wichtigste Herausforderung unserer Zeit. Solange wir noch die Chance haben, etwas zu ändern. Mit der LCOY habe ich schon 2019 eine großartige Option gefunden, mich sinnvoll zu engagieren. Daneben bin ich in verschiedenen weiteren Klima-Organisationen aktiv, gerade allerdings primär bei der LCOY.“

Über 300 Speaker, 1.200 Teilnehmende, viel Organisation

LMU-Student Simon in einem blauen LCOY-Pulli

LMU-Student Simon Hirschmann freut sich auf den Austausch auf der Konferenz LCOY. | © LCOY Deutschland

„Bei der Organisation einer solchen Konferenz sind die Aufgaben, die für uns als Team anfallen, natürlich sehr divers. Inzwischen haben wir vieles bereits abgeschlossen, so haben wir unter anderem ein Spitzenprogramm mit über 300 Speakern, die eingeladen, überzeugt und betreut werden müssen. Um das zu verwalten, haben wir neben der Website außerdem unser eigenes CRM inklusive Programmverwaltung programmiert. Auch die Technik und Logistik vor Ort, vom Check-In bis zum Livestream, muss geplant werden. Gleichzeitig stehen wir mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, das uns fördert, und der BUNDjugend im Austausch und haben die Kooperation mit der LMU in die Wege geleitet. Zuletzt natürlich nicht zu vergessen unsere Öffentlichkeitsarbeit, sodass die ganzen Teilnehmenden von unserer LCOY erfahren – und auch die Betreuung aller Fragen muss übernommen werden. Für all das haben wir ein rein ehrenamtliches Team – weil wir alle natürlich auch etwas anderes machen, studieren, noch in der Schule sind oder schon im Berufsleben, ist das ein großer Aufwand. Es macht aber sehr viel Spaß dank der netten Leute und persönlichen Treffen.“

Simon Hirschmann studiert Informatik im vierten Semester. „In der LCOY bin ich, weil ich nicht tatenlos zusehen möchte, wie die Welt den Bach hinuntergeht. Klimaaktivismus bedeutet, alle Teile der Gesellschaft miteinzubeziehen. Ich denke die LCOY bietet genau den Diskurs zwischen Politik, Wirtschaft und vor allem jungen Menschen, der leider viel zu häufig vernachlässigt wird.“

Habt Spaß dabei!

LMU-Student Lukas in einem blauen LCOY-Pulli

„Das ist es, was mich heute immer noch beeindruckt: Viele junge Menschen, teilweise mit ganz verschiedenen Hintergründen, arbeiten miteinander an dem Ziel, mehr Bewusstsein für den Klimaschutz zu wecken“, sagt LMU-Student Lukas Nanos. | © LCOY Deutschland

„Spaß bei einem ernsten Thema? Klar, gerade wenn man für eine Sache brennt, hat man automatisch Spaß dabei. Ich glaube, das ist die wichtigste Prämisse für die LCOY. Aber nach einem langen, intensiven Tag mit viel inhaltlichem Input braucht es auch einen Ausgleich. Deswegen haben wir auf der Konferenz ein facettenreiches Rahmenprogramm für alle Teilnehmer:innen zusammengestellt. Wir organisieren nicht nur Vorträge, Lesungen und Kamingespräche, sondern bieten auch ein entspanntes Programm mit Live-Musik, Karaoke- oder Spieleabend und Film an. Wer will, kann sich auch dafür entscheiden, einfach mal Party zu machen. Wir geben unseren Teilnehmer:innen ebenso die Möglichkeit, sich beim „Meet&Speed“ kennenzulernen. Auf diese Weise können sie sich deutschlandweit vernetzen und möglicherweise neue Freundschaften schließen. Das alles zeigt, dass die LCOY und Spaß definitiv zusammenpassen!

Lukas Nanos studiert im 7. Semester Gymnasiallehramt für die Fächer Deutsch, Geschichte und Sozialkunde. „Vor nunmehr drei Jahren bin ich über einen Freund, der bereits die erste LCOY 2019 mitorganisiert hatte, dazugestoßen. Die gemeinsame Motivation, etwas Wichtiges zu bewegen, und der Zusammenhalt aller Mitglieder untereinander faszinierte mich bereits bei den ersten Team-Treffen. Das ist es, was mich heute immer noch beeindruckt: Viele junge Menschen, teilweise mit ganz verschiedenen Hintergründen, arbeiten miteinander an dem Ziel, mehr Bewusstsein für den Klimaschutz zu wecken.“

Hier können Sie die LCOY-Konferenz im Livestream verfolgen.

Forschung zum Klimawandel an der LMU

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