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Engagement von Studierenden: „Raus aus der kleinen, nationalen Bubble”

12.06.2023

LMU-Studentin Leandra Engelfried setzt sich für globale Gerechtigkeit ein und ist unter anderem Jugendbotschafterin einer internationalen Initiative, die extreme Armut bekämpft.

Porträt von Leandra Engelfried

Politikstudentin Leandra Engelfried unterstützt Initiativen, die sich für globale Gerechtigkeit einsetzen. | © LMU

„Wo ein Mensch geboren ist, darf nicht dafür entscheidend sein, wie er sein Leben leben kann“, findet Leandra Engelfried. Die 21-Jährige studiert Politikwissenschaften und Geschichte an der LMU, verbringt gerade die letzten Wochen eines Auslandsjahres in Tel Aviv – und engagiert sich in mehreren Initiativen, die sich für Kinderrechte und globale Gerechtigkeit einsetzen. Seit März ist Leandra Jugendbotschafterin der internationalen Initiative „ONE“.

„ONE geht es darum, extreme Armut und vermeidbare Krankheiten in der Welt bis zum Jahr 2030 abzuschaffen“, erklärt Engelfried. „Vermeidbare Krankheiten – das sind etwa Aids, das heute zwar behandelbar ist, in manchen Ländern aber noch immer etwa von Müttern an ihre Kinder weitergegeben wird. Oder auch Krankheiten, für die es in unseren Breitengraden längst Impfstoffe gibt, die aber international nicht genügend verteilt werden.“ Die Kampagnen-Organisation „ONE“, vor 20 Jahren von U2-Sänger Bono Vox gegründet, will gleiche Chancen für alle schaffen. „Wir wollen, dass die Länder, in denen wir leben, sich ihrer Verantwortung bewusst sind und dieser auch gerecht werden – etwa, indem sie genug Geld in Entwicklungszusammenarbeit stecken.“ Die Organisation sieht sich dabei als unabhängig und überparteilich und wird fast ausschließlich von Stiftungen, Philanthropinnen und Philanthropen sowie Unternehmen gefördert.

Lobbygespräche mit Politikerinnen und Politikern

Leandra Engelfried wurde durch einen ehemaligen Schulfreund, der ihre Leidenschaft für Fragen globaler Gerechtigkeit teilte, auf die Organisation aufmerksam. „Mit ihm zusammen war ich Schülersprecherin – im Pausenhof haben wir damals zum Beispiel eine Aktion zum Welt-AIDS-Tag gemacht.“

Leandra ist eine von 50 ONE-Jugendbotschafterinnen und -botschaftern in Deutschland, drei davon leben in München. „Neben mir sind das ein Politik-Kommilitone an der LMU sowie ein Film-Student der Hochschule Macromedia.“ Bei einer Kick-off-Veranstaltung in Berlin im März lernten sich alle auch persönlich kennen; mittlerweile tauscht man sich digital aus – bei einem monatlichen Online-Stammtisch und in einer WhatsApp-Gruppe.

„Ein aktueller Fokus unserer Arbeit liegt auf feministischer Außen- und insbesondere Entwicklungspolitik“, so Engelfried. „Wir wollen darauf aufmerksam machen, wie viel unbezahlte Arbeit Frauen in von Armut betroffenen Ländern leisten – von der Schulbildung, die sie ihren Kindern oft mitgeben, bis zur medizinischen Versorgung zuhause. Das Phänomen kennt man hier natürlich auch. Aber in solchen Ländern sind die Auswirkungen dieser Ungleichheit oft einfach noch drastischer.“ Man wolle zudem zeigen, dass die Emanzipation der Frau auch ein Schritt in Richtung wirtschaftlichen Fortschritts sei.

Auch das Studium trägt zum Engagement bei

Entwicklungszusammenarbeit, findet die Studentin, solle dabei nicht auf der Ebene von Almosen geleistet werden, sondern auf Augenhöhe. „Es ist einfach eine Frage der Gerechtigkeit.“ Schließlich seien es nicht zuletzt historische Abhängigkeiten, die viele Länder maßgeblich in die Armut getrieben hätten, erklärt die Politikstudentin mit Blick auf die Kolonialisierung. „Globale Gerechtigkeit ist mir gerade aufgrund meiner eigenen, in vieler Weise begünstigten Herkunft super-wichtig, aber auch wegen meinem Interesse an der Geschichte und historischen Zusammenhängen.“

Das Bewusstsein für das politische und gesellschaftliche Gefüge sei auch von ihrem Studium an der LMU geprägt. „In den Politikwissenschaften lernt man natürlich, wie ein politisches System funktioniert und wo man Druck ausüben muss, um etwas zu verändern.“ Insbesondere interessiert sie sich aber für internationale Beziehungen. „Da geht es auch um Machtgefälle, um Hegemonie-Strukturen im weltweiten Gefüge.“ In einem späteren Master hofft Engelfried sich noch intensiver mit solchen Themen befassen zu können.

„Generell ein Wort-Mensch“

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Leandra Engelfrieds Engagement geht über ihre Arbeit als Jugendbotschafterin für ONE hinaus. Daneben leitet sie zusammen mit einem Kommilitonen die Unicef-Hochschulgruppe München. Diese sammelt mit kreativen Aktionen Spenden, informiert in Schulen über die Rechte von Kindern oder organisiert Poetry-Slams und Benefizkonzerte. Zudem engagiert Engelfried sich bei der Graswurzel-Organisation „Brand New Bundestag“, die sich für progressive politische Ideen und eine breitere Repräsentation gesellschaftlicher Gruppen im Bundestag einsetzt. Neben ihren Ehrenämtern begeistert sie sich für das Lesen und Schreiben, was ihr etwa beim Verfassen von Pressemitteilungen zu geplanten Aktionen zupasskommt. „Ich bin generell wohl ein Wort-Mensch. Und gerade jetzt im Ausland liebe ich es, zu reisen. Den Nahen Osten per Land zu erkunden, ist natürlich super-super-spannend.“

Ab Mai ist Leandra Engelfried wieder in München – und kann ihre Arbeit als neue ONE-Jugendbotschafterin auch vor Ort aufnehmen. „In München können wir lokal viel auf die Beine stellen: bei Festivals und Straßenveranstaltungen Infostände organisieren, mit Wahlkreisabgeordneten ins Gespräch kommen, Kontakt mit Münchner Journalisten aufnehmen und nicht zuletzt an Demos teilnehmen“, sagt Leandra Engelfried. „Wir wollen die Menschen einfach auf internationale Krisen aufmerksam machen – und sie herausholen aus der kleinen, nationalen Bubble, in der wir hier leben.“

Links zum Thema

Initiative One: Infos über die Organisation und ihre Aktionen

Unicef-Hochschulgruppe München: News und Events

Brand New Bundestag: Infos zur Organisation

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