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„Bei Praktika geht Qualität über Quantität“

05.07.2021

Der Berufseinstieg macht vielen Studierenden Angst. Dass man nicht unzählige Praktika braucht, erzählt Stephan Pflaum vom Career Service der LMU.

Dr. Stephan Pflaum

Dr. Stephan Pflaum

„Nach dem Studium habe ich die ersten Jahre im Controlling einer Großbank gearbeitet – und ich bin eigentlich Soziologe.“ | © Sabine Jakobs

Die Pandemie hatte große Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Hat sich die Situation auch für Studierende verändert, die nach dem Studium einen Berufseinstieg planen?

Dr. Stephan Pflaum: In der Beratung und bei unseren Career Events spüren wir, dass diese Sorge da ist. Zu Beginn der Krise gab es definitiv auch einen Einbruch bei den klassischen Stellenanzeigen. Aber aus diesem Tal bewegen wir uns langsam wieder heraus. Wir merken aber gleichzeitig, dass Unternehmen jetzt sogar sehr stark bemüht sind, neue Kontakte zu knüpfen sowie den Kontakt zu den Studierenden aufrechtzuerhalten und sie für Praktika oder für den direkten Einstieg zu begeistern. Das hat man auch bei unseren Career Events gemerkt. Wir haben letztes Jahr knapp 50 „Meet & Greet“-Events veranstalten können. Dieses Jahr bis Juni sogar schon 30. Die Resonanz ist überwältigend.

Praktika werden in der Regel als DIE Möglichkeit gesehen, die Jobchancen zu verbessern. Ist mehr immer auch besser?

Die frohe Botschaft ist: Bei Praktika geht Qualität über Quantität. Kein Personaler wird einen Bewerber ablehnen, weil er nur zwei Praktika gemacht hat oder während des Studiums immer die gleiche Werkstudentenstelle hatte. Wichtiger ist, warum man sich diese Stellen ausgesucht hat – und was man davon mitgenommen hat.

Besonders wertvoll sind heutzutage Praktika im Ausland oder ein Auslandssemester, weil Unternehmen immer mehr Wert darauf legen, dass man auch mal über den Tellerrand hinausgeschaut hat. Auch fachfremde Erfahrungen sind gerne gesehen.

Mikropraktikum OSIF: Bewerbung bis 18. Juli 2021 möglich

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Der Career Service der LMU „Student und Arbeitsmarkt“ bietet mit den Mikropraktika ein neues Format an. Was verbirgt sich dahinter?

Unser Online Summer Internship Flash (OSIF) richtet sich an Studierende, die – gerade auch jetzt wegen Corona – keine Zeit für ein sechsmonatiges Praktikum haben. Beim Internship Flash haben Studierende über zwei Wochen die Möglichkeit, bei zwei von unseren Partner-Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen ein Mikropraktikum zu machen. Dabei lösen sie in interdisziplinären Teams einen echten Business Case aus dem Unternehmen. Im Rahmen der Praktika erhalten die Teilnehmenden nicht nur einen Einblick in unterschiedliche Bereiche von der Beratung bis zur IT, sie lernen auch viel über die Zusammenarbeit in Online-Teams – eine wichtige Fähigkeit heutzutage.

Wie geht es denn nach dem Mikropraktikum weiter, um eine Stelle im Wunschunternehmen zu ergattern?

Man kann sich natürlich ganz normal auf Stellenanzeigen bewerben. Unsere Jobbörse ist da eine gute Anlaufstelle. An unseren kostenfreien Career Events teilzunehmen, hilft aber, um sich von der Masse abzuheben. Auf den Events bekommt man Tipps zur Bewerbung und auch Internes aus dem Unternehmen mit. Studierende können sich dort vernetzen und erfahren von anderen Working Students, wie es so ist, in dem Unternehmen zu arbeiten. Man lernt auch Ansprechpartner des Unternehmens kennen und kann Fragen stellen.

Was jedem Personaler das Herz aufgehen lässt, ist wenn in der Bewerbung steht: “Ich war beim Meet & Greet der LMU und habe dort Frau Meyer/Herrn Meyer kennengelernt.” Und selbst wenn es dann doch eine Absage gibt, würde ich mich nach einer Weile einfach noch einmal bewerben. Es kommt immer wieder vor, dass Bewerber im zweiten oder dritten Anlauf genommen wurden. Bei manchen Unternehmen wie Google kann das sogar die Regel sein.

Wie bleibt man am besten im Gedächtnis, wenn der Kontakt zum Unternehmen schon eine Weile her ist?

Ich empfehle immer, ein möglichst großes Netzwerk aufzubauen. Am besten im Praktikum oder direkt nach dem Kennenlernen. Über LinkedIn oder XING kann man dann auch über längere Zeit gut in Kontakt bleiben. In der Bewerbung darf man sich ruhig darauf beziehen. Dann stehen die Chancen schon einmal sehr gut.

Gerade Studierende der Geistes- und Sozialwissenschaften haben oft Angst, dass ihnen der Berufseinstieg schwerfällt. Sind die Befürchtungen berechtigt?

Oft bekommt man das Gefühl vermittelt, dass man sich in diesen Fächern ein Handicap anstudiert. Dem ist aber definitiv nicht so. Man erwirbt wie in jedem Studium Qualifikationen. Nach dem Studium habe ich die ersten Jahre im Controlling einer Großbank gearbeitet – und ich bin eigentlich Soziologe.

Beim Berufseinstieg geht es auch nicht mehr nur um die Frage “Was hat die Person studiert?”, sondern vielmehr darum, was sie neben dem Studium gemacht hat. War sie im Ausland? Welchen Engagements ist sie nachgegangen? Deswegen möchte ich jeden ermutigen, sich auf Stellenanzeigen zu bewerben, die einen ansprechen, auch wenn man nur zur Hälfte auf die Beschreibung passt. Das ist vollkommen ausreichend. Die andere Hälfte lernt man im Unternehmen.

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