Der Universität etwas zurückgeben: Viele Stifterinnen und Stifter haben einen engen Bezug zur LMU, deren Gründung selbst als Stiftung gelten kann. Wie die Stiftungen an der LMU den Studierenden sowie Forschung und Lehre zugutekommen.
Sie unterstützen die medizinische Betreuung schwerstkranker Kinder, bezuschussen Studierende, damit diese sich aufs Lernen konzentrieren können, statt jobben zu müssen, oder sammeln Gelder für Forschungsprojekte ein: Die Stiftungen an der LMU sind so zahlreich wie vielfältig.
„Vielen ist gar nicht bekannt, dass wir an der LMU so viele Stiftungen eigenständig verwalten. Das ist einzigartig in Deutschland“, sagt Ernst G. Wittmann, Leiter der Stiftungsverwaltung an der LMU. Und das reicht weit in die Geschichte zurück. Selbst die Gründung der LMU im Jahr 1472 durch Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut könne man als Stiftung ansehen, wie das Stifterblatt (vergleichbar einer Stiftungsurkunde) belegt, das eingebunden ist in das älteste Matrikelbuch der LMU. Zunächst wurden Reise- und Familienstiftungen gegründet, um Studierenden einen Aufenthalt am Studienort zu finanzieren.
Im Stadtbild ersichtlich
Das Herzogliche Georgianum, gestiftet 1494 von Herzog Georg dem Reichen von Bayern-Landshut, ist ein schönes Beispiel dafür, wie sehr die Stiftungen mit der Stadtgeschichte und auch -architektur Münchens verwoben sind. Das gleichnamige Kolleg, das sich vor allem der Ausbildung von Theologiestudenten widmet, ist seit Beginn des 19. Jahrhunderts am Professor-Huber-Platz angesiedelt.
Das Café Reitschule ein paar Straßen weiter, in der Königinstraße am Englischen Garten gelegen, kann ebenfalls eine Stiftungsgeschichte vorweisen. Das Gebäude wurde der LMU im Jahr 1932 von Dr. Hermann Anschütz-Kaempfe, dem Erfinder des Kreiselkompasses, vermacht. Schon damals gab es eine Reitschule, „sie wurde ursprünglich für die Leibesübungen der heimkehrenden Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg gegründet“, erzählt Wittmann.
Jeder kann stiften
Angesichts der so unterschiedlichen Stiftungen, die die LMU verwaltet, lässt sich leicht mit einem hartnäckigen Mythos aufräumen: Man muss nicht über ein großes Vermögen verfügen, um zu stiften. „Stiften ist nicht gleichbedeutend mit großem Geld oder einem Testament.“ Vielmehr gelte: „Jeder kann stiften.“ Und das jederzeit. Ernst G. Wittmann ist selbst immer wieder überrascht von der Vielfalt der Motive und Anlässe dafür. Zum einen gibt es Stifterinnen und Stifter, die selbst an der LMU studiert haben und der Universität etwas zurückgeben möchten.
Andere verfolgen eher ein disziplinübergreifendes und gesellschaftliches Ansinnen, so wie Dr. Hadumod Bußmann. Die Sprachwissenschaftlerin gründete 1997 die Prinzessin Therese von Bayern-Stiftung mit dem Ziel, die wissenschaftliche Laufbahn von Frauen an der LMU zu fördern. Die Stiftung, mit knapp 15.000 Euro gegründet, sei ein anschauliches Beispiel dafür, wie man mit einer kleinen Stiftung, die eine klare Ausrichtung hat, viel bewirken kann. Das gelte insbesondere, wenn die Stiftungsarbeit mit Fundraising-Aktivitäten, Kommunikationsarbeit und der Ansprache von potenziellen Stifterinnen und Stiftern unterstützt werde.
Die LMU verwaltet inzwischen den kompletten Blumenstrauß der Stiftungsformen. Ein aktuelles Beispiel ist der Stiftungsfonds. „Hier handelt es sich um eine Schenkung mit der Auflage, das Zugewendete für die Forschung und Lehre einzusetzen.“ Ein weiterer Stiftungs- und Spendenweg ist eine sogenannte „Hybridstiftung“, bei der ein Teil des Stiftungsvermögens erhalten bleibt, während ein anderer für den vereinbarten Zweck zeitnah ausgegeben werden kann. Damit schaffe man eine sofortige Wirkung für den Stiftungszweck.
Vermehrt werde seit einigen Jahrzehnten für medizinische Forschung gestiftet, etwa im Bereich der Tumorforschung, Demenz oder Kinderkrankheiten. Letzteres ist zum Beispiel der Fokus der Retzbach und Meth-Stiftung. Besonders beeindruckend findet Wittmann: „Hier hat eine Kaufmannsfamilie aus München sich über ihr gesamtes Leben jede Mark abgespart, um Häuser zu kaufen, und mit ihrer Stiftung schließlich eine Basis geschaffen, um die medizinische Betreuung schwerstkranker Kinder zu verbessern.“
Eine Frage des Vertrauens
Aus Sicht der Stiftungsverwaltung sei die Vermögensbewirtschaftung und Ertragsstabilität eine der großen Besonderheiten, wie Wittmann betont. Bei der Finanzplanung werden die zu verwaltenden Vermögenswerte in kurz- und mittelfristige sowie sogenannte Ewigkeitsgelder aufgeteilt. Für ihre professionelle Finanzverwaltung und Rolle als institutioneller Investor erhielt die LMU im Jahr 2021 den Preis „Bester kommunaler Investor“ vom portfolio institutionell-Verlag. Ernst G. Wittmann, der selbst LMU-Alumnus ist, bedeutet die Auszeichnung viel: Die Bestätigung professioneller Strukturen im Umgang mit Stiftungsgeldern und Immobilien schaffe vor allem Vertrauen bei künftigen Stifterinnen und Stiftern.
Bei deren Ansprache und Beratung ist das traditionelle Stiftungswesen längst im digitalen Zeitalter angekommen. Gestiftet werden kann heute über Onlinebezahldienste wie Pay Pal und Klarna. Auch alternative Stiftungsformen wie Crowdfunding werden genutzt. Wittmann erzählt zum Beispiel von einer Studie, die ein Forscher kürzlich mithilfe von Crowdfunding via eines Spendenkontos finanziert habe. „Als Wissenschaftler kann man mithilfe einer Spendenplattform die Finanzierung von Forschungs- und Lehrtätigkeit unterstützen.“
Ausdruck des Mit- und Füreinanders
Insgesamt können an der LMU pro Jahr durchschnittlich circa drei bis fünf Millionen Euro an Stiftungserträgen bereitgestellt werden. Damit dies auch so bleibt oder bestenfalls gar mehr wird, ist die Beratung der einzelnen Stiftungen eine wichtige Aufgabe der Stiftungsverwaltung. „20 Prozent unserer Stiftungen machen 80 Prozent des Stiftungskapitals aus. Die meisten haben ein sehr geringes Stiftungskapital; die Unterstützung der Stiftungsverantwortlichen ist daher sehr wichtig, damit die Stiftungen weiterhin Spenden erhalten und ihren Zweck erfüllen können“, sagt Ernst G. Wittmann.
Die einzelnen Stipendienstiftungen wurden nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs neu strukturiert und in der sogenannten „Vereinigten Stipendienstiftung“ zusammengeführt. „Hier finden sich viele Namen aus dem bayerischen Geschichtswesen wieder“, sagt Wittmann. „Das Stiftungswesen an der LMU ist verwoben mit der Geschichte Münchens und auch den Personen, die hier tätig waren und sind.“
Heute werden über die Vereinigte Stipendienstiftung insgesamt etwa 250 Stipendien finanziert, darunter viele Deutschlandstipendiatinnen und -stipendiaten, die angesichts ihrer herausragenden Leistungen gefördert werden. Es ist ein Stipendium, das gut veranschaulicht, wie sehr beim Stiften Gleichgesinnte aufeinandertreffen, die manchmal der Bezug zur LMU und immer der Gedanke an das Mit- und Füreinander verbindet. Denn auch die Stipendiatinnen und Stipendiaten sind motiviert, sich zu engagieren. So wie der Syrier Ihsann Louleh, der aus seiner Heimat flüchten musste, um weiter Medizin studieren zu können. „Ich bin dem Stipendium und den Förderinnen und Förderern so dankbar“, sagt der Deutschlandstipendiat. „Ich habe die Zeit genutzt, um zu lernen und der Gesellschaft etwas zurückzugeben."
Weiterführende Informationen über die Stiftungen der LMU finden Sie hier