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Gute Bildung für alle

28.04.2022

LMU-Studentin Lucinda Hyska hat ein Förderprojekt gegründet, bei welchem Lehramtsstudierende Schülerinnen und Schülern ehrenamtlich Nachhilfe geben.

LMU-Studentin Lucinda Hyska hat ein ehrenamtliches Förderprojekt für Schülerinnen und Schüler gegründet.

Lucinda Hyska ist Vertreterin der Lehramtsstudierenden für Gymnasiallehramt beim Münchener Zentrum für Lehrerbildung und engagiert sich für Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten, die sich Nachhilfe nicht leisten können. Im Zuge der Coronapandemie gründete die LMU-Studentin ein Förderprojekt, bei welchem Lehramtsstudierende Schülern ehrenamtlich Nachhilfe geben.

Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Förderprojekt von Studierenden für Schüler:innen ins Leben zu rufen?

Lucinda Hyska: Gerade Kinder aus sozial schwächeren Familien brauchen in der Schule stärker Unterstützung, um nicht aus dem Bildungssystem zu fallen. Mich beschäftigen diese Fragen schon lange: Wie kann man angesichts dieser Bildungsfrage an Schulen unterstützend tätig sein? Ich möchte ja selbst Lehrerin werden und daher schon jetzt etwas bewirken. Meine Eltern kommen selbst nicht aus Deutschland. Sie mussten sehr viel arbeiten, aber vor allem haben wir ganz großes Glück gehabt, dass wir jetzt dort stehen können, wo wir stehen. Viele haben dieses Glück einfach nicht.

Und überhaupt sollte Glück nicht die Voraussetzung sein, um eine gute Bildung zu erhalten. In der Pandemie hat sich das Problem noch verstärkt, da im Distanzunterricht gerade Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten im Nachteil sind. Ich habe mir also überlegt, was man angesichts dieser Probleme tun kann – und bin so auf dieses Projekt gekommen, das die Aufmerksamkeit auf das Themenfeld „Bildungsangebot für alle Kinder" lenken soll. Im Herbst 2021 ist unser „Förderprojekt“ schließlich an den Schulen gestartet.

Wie funktioniert der Förderunterricht?

Unser Förderprojekt richtet sich an Lehramtsstudierende, die Förderunterricht für Schülerinnen und Schüler anbieten. Aktuell bieten wir den Förderunterricht für die unteren Jahrgangsstufen (5. bis 7. Klasse) am Karolinen-Gymnasium in Rosenheim an. Hier sind wir als Pilotprojekt gestartet. Anders als beim bekannteren „Brücken.bauen“-Projekt des Bayerischen Kultusministeriums können sich die Studierenden dank der Unterstützung des MZL und des Praktikumsamts die gehaltenen Unterrichtsstunden als Teil der Schulpraktika anrechnen lassen. Der Unterricht findet online statt. Wir bekämpfen gewissermaßen den Online-Unterricht mit Online-Unterricht. Er findet in Kleingruppen statt. Jede und jeder Studierende hat einen eigenen Kurs – teilweise betreut diese Person auch nur eine Schülerin oder einen Schüler. Gemeinsam treffen sie sich mindestens einmal pro Woche für 45 Minuten zu einer Unterrichtssitzung. Dort üben die Studierenden mit den Schülerinnen und Schülern größtenteils den Schulstoff, erklären bei Bedarf nochmal die Inhalte und bringen die Online-Tools mit ein, wie z.B. Spiele.

Was hofft ihr mit dem Förderunterricht zu erreichen?

Vordergründig geht es darum, auf die einzelnen Schülerinnen und Schüler einzugehen. Ein Vertrauensverhältnis aufzubauen ist meistens wichtiger, als den Lernstoff 45 Minuten durchzugehen, da der persönliche Austausch mit den Schülerinnen und Schülern in einem geschützten Rahmen außerhalb des Klassenraums schon sehr viel bewirkt. Wichtig ist, dass die Kinder die Möglichkeit haben, offen und ohne Zeitdruck ihre Fragen zu stellen. Das Ziel lautet, Lücken zu schließen und den Lernstoff, der unverständlich geblieben ist, nochmal zu erklären.

Wie organisiert ihr euch?

Ich bin die Organisatorin des Projekts, das heißt ich stelle alle Kurse zusammen, bekomme alle Anmeldungen von den Eltern, kommuniziere mit der Schule, die übrigens mein altes Gymnasium ist, auf dem ich zur Schule gegangen bin. Ich bin also gewissermaßen die Schnittstelle der Organisation und Kommunikation. Es ist zwar schon recht viel Organisationsaufwand. Ich hatte jedoch bisher den Vorteil, dass die Anmeldungen in den Semesterferien stattgefunden haben. So konnte ich mich nach den Klausuren dem Projekt widmen. Sehr erleichternd finde ich die Kommunikationsregelung über Whatsapp. Dort haben wir eine gemeinsame Gruppe, in der Fragen gestellt werden können, die sich zum Glück nicht ständig wiederholen. Natürlich nimmt die Kommunikation viel Zeit in Anspruch. Mir macht sie aber sehr viel Spaß und das Thema liegt mir am Herzen. Deshalb mache ich die Arbeit auch so gerne.

Wie viele Schüler:innen und Studierende nehmen an dem Förderprojekt teil?

Im ersten Halbjahr waren es seitens der Schülerinnen und Schüler insgesamt 54 Anmeldungen. Im zweiten Halbjahr hat sich die Zahl fast verdoppelt. Da waren es schon 85, also fast eine ganze Jahrgangsstufe. Seitens der Studierenden waren es im ersten Halbjahr 32 Anmeldungen und im zweiten 37. Wir haben so viel gutes Feedback bekommen und anscheinend hat sich das Förderprojekt bereits rumgesprochen. Ich muss sagen, wir waren alle sehr positiv überrascht von den Zahlen.

Was wünschst du dir für die Zukunft des Projekts?

Da denke ich ganz groß: Ich hoffe sehr, dass die Zusammenarbeit zwischen den Universitäten und Schulen gestärkt wird. Schließlich wollen Lehramtsstudierende Lehrkräfte werden. Warum können wir nicht im Studium schon unterrichten und Schülerinnen und Schüler unterstützen? Ich fände es ganz toll, wenn diese Zusammenarbeit implementiert werden würde und wir das Projekt auf weitere Schulen und Schularten ausweiten könnten. Entweder als Variante Nebenjob oder als Teil von einem Praktikum in Form eines Moduls. Es hat für alle ja nur positive Seiten. Das wäre mein Traum.

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