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Steuern besser gestalten

21.04.2024

Ökonom Emanuel Hansen, neuberufen an der LMU, forscht darüber, wie sich das Steuersystem optimieren lässt.

Seit Anfang 2023 Professor für Volkswirtschaftslehre an der LMU: Emanuel Hansen.

Lässt sich ein Steuersystem so ändern, dass alle Personen einer Gesellschaft dadurch bessergestellt werden? Das ist eine der Forschungsfragen von Emanuel Hansen. Der Wirtschaftswissenschaftler entwickelt Methoden, mit deren Hilfe geeignete Steuerreformen identifiziert werden können.

„Wir haben ein Instrument entwickelt, mit dem sich ein beliebiges Steuer-Transfer-System, bestehend aus Einkommensteuer und Wohlfahrtstransfers wie zum Beispiel Wohngeld oder Kinderzuschlag, analysieren lässt“, erklärt Hansen. Am Beispiel der USA und Deutschlands konnten der Forscher und seine Co-Autoren zeigen, dass es häufig sinnvoll ist, Steuern in niedrigen Einkommensbereichen, in denen oft auch Transferleistungen zum Lebensunterhalt gezahlt werden, zu senken. „Es lohnt sich für die Betroffenen dann, mehr zu arbeiten, wodurch sich die Steuereinnahmen insgesamt erhöhen. Wenn man das geschickt macht, lässt sich dadurch eine so starke Erhöhung der Erwerbstätigkeit erreichen, dass die Reform selbstfinanzierend ist, obwohl sich für niemanden die Steuerlast erhöht“, erklärt Hansen.

Aktuell arbeitet der Ökonom daran, die Methodik zu verfeinern. Sie soll künftig auch berücksichtigen, dass in der Regel nur ein Teil der potenziell berechtigten Personen Transferleistungen in Anspruch nehmen.

Emanuel Hansen ist seit April 2023 Professor für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Finanzwissenschaft an der LMU. „In der VWL hat die LMU ein tolles Forschungsumfeld, die Atmosphäre ist sehr kooperativ, zugleich ambitioniert und konstruktiv. In der Finanzwissenschaft und öffentlichen Ökonomik ist die LMU aus meiner Sicht die beste Uni in Deutschland“, sagt Hansen.

Start mit Doppelstudium

Es zeichnete sich schon früh ab, dass Emanuel Hansen einmal an der Schnittstelle zwischen Politik und Wirtschaft arbeiten könnte. Er hat Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre an der Universität Mainz studiert.

Promoviert wurde er an der Universität Bonn mit Arbeiten zu politischem Wettbewerb und Steuergestaltung. Nach einem Jahr an der London School of Economics hat er zunächst in Bonn und Köln geforscht, bevor er im Jahr 2016 Juniorprofessor an der Universität Köln wurde. Vor seiner Berufung an die LMU hatte Emanuel Hansen ein Jahr lang den Lehrstuhl von Professor Clemens Fuest an der LMU vertreten.

Der Einkommensungleichheit von Mann und Frau auf der Spur

Zu den Forschungsinteressen des Ökonomen zählt auch die Familienpolitik. „Die Besteuerung von Paaren ist ein sehr schwieriges Thema. Wir wissen, dass die gemeinsame Besteuerung im Ehegattensplitting in Deutschland derzeit dazu führt, dass der Zweitverdiener geringere Anreize hat, Arbeit aufzunehmen.“

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Aktuell untersucht er gemeinsam mit Kollegen, wie sich die Ungleichheit in den Einkommen von Paaren in Deutschland seit den 1970er-Jahren entwickelt hat und inwiefern sich das durch familienpolitische Reformen erklären lässt. „Die Einkommensungleichheit zwischen Frauen und Männern hat in allen westlichen Ländern über die Zeit abgenommen, aber es wurde keine vollständige Gleichheit erreicht. Bis zur Geburt des ersten Kindes gibt es häufig kaum Unterschiede zwischen Frauen und Männern, auch nicht in Bezug auf die Ausbildung, da sind Frauen eher besser gebildet. Aber nach der Geburt des ersten Kindes ändert sich das ganz stark.“

Seit Emanuel Hansen an der LMU ist, hat er sich auch verstärkt in die Politikberatung eingebracht. Gemeinsam mit Professor Andreas Peichl und weiteren Kolleginnen und Kollegen hat er im vergangenen Jahr ein Gutachten zur Reform des Grundsicherungssystems im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums erstellt. Eine „spannende Erfahrung“, wie Hansen rückblickend sagt. Den Austausch mit Fachpolitikerinnen und -politikern hat er als bereichernd erlebt. „Das war eine besondere Freude, unsere Methoden für den deutschen Kontext anzuwenden, und hat mich zu neuen Forschungsideen inspiriert. Natürlich muss man seine Forschungsergebnisse runterbrechen und verständlicher machen. Aber das halte ich sowieso für eine wichtige Aufgabe der Wissenschaft, insbesondere der Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften.“

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