Forschung

Aktuelle Forschungsprojekte

Die Erweiterung des MeMPhIs-Projekts widmet sich Studierenden und Mentor*innen in Schulkontexten, die durch besonders große Heterogenität gekennzeichnet sind. In den Blick genommen werden inklusive Klassen („Schulprofil Inklusion“) und Klassen mit hoher migrationsbedingter Heterogenität.

Es wird die Hypothese verfolgt, dass Diversität Aufgabe und Inhalt der Betreuung von Studierenden im Praktikum ist. Studierende sind an diesbezügliche Aufgaben heranzuführen, es gilt, ihnen die dafür nötigen Haltungen und Wissensbestände zu vermitteln. Begegnung, begleitet von Mentor*innen, ermöglicht erste Handlungs(spiel)räume. Auch hier geht es um die Identifikation von Gelingensbedingungen, die Mentor*innen und Mentees durch Gruppendiskussionen und Critical Incident Technique partizipativ erarbeiten.
Projektpartner Münchner Zentrum für Lehrerbildung • Praktikumsamt für Lehrämter an Grund-, Mittel- und Sonderschulen


Projektträger Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung"

Kontakt Prof. Dr. Ewald Kiel • Prof. Dr. Sabine Weiß • Markus Pacher M.A.
sabine.weiss@edu.lmu.de


Publikationen

  • Weiß, S., Braun, A., Pacher, M., Schlegel, C. M. & Kiel, E. (2024). Adapting feedback to the demands of teaching in diverse classrooms. Novel feedback concepts for preservice teachers during practicum. European Journal of Teacher Education, 47 (2), 285-304. Special Issue Navigating transformative assessment and feedback in teacher education: unveiling challenges and innovative practices. https://doi.org/10.1080/02619768.2024.2338846
  • Scheuerer, S., Pacher, M., Huber, C., Weiß, C., Schlegel, C. M. & Kiel, E. (2024). Mentor:in-Mentee-Beziehung in heterogenen und inklusiven Klassen. In A. Schöning, A. Pfeiffer, C. Schlegel & K. Ulbricht (Hrsg.), Lernpsychologische Aspekte in Schulpraktischen Studien. Volition, Emotion und Motivation als Gelingensbedingungen (S. 85-94). Schriftenreihe der Bundesarbeitsgemeinschaft Schulpraktische Studien, Bd. 16. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag.
  • Weiß, S., Pacher, M., Scheuerer, V., Langenohl, S., Schlegel, C. M. & Kiel, E. (2023). Professionalisierung für eine heterogenitätssensible Lernkultur in Praxisphasen?! Gelingensbedingungen aus der Sicht von Mentor:innen und Studierenden. In te Poel, K., Gollub, P., Siedenbiedel, C., Greiten, S. & Veber, M. (Hrsg.), Heterogenität und Inklusion in den Schulpraktischen Studien (S. 43-58). Schulpraktische Studien und Professionalisierung, Band 8. Münster: Waxmann.



Partizipativen und demokratisch orientierten Ausbildungskonzeptionen kommt in der Lehrerausbildung große Bedeutung zu: Solche Konzepte tragen dazu bei, angehende Lehrkräfte auf ihre Rolle als zentrale Akteurinnen und Akteure in der Werte- und Demokratiebildung in einer demokratischen, sozialen und humanen Gesellschaft vorzubereiten. Mit Blick auf die Ausbildung von Werten, Haltungen und Berufsethos angehender Lehrerinnen und Lehrer gilt es zu beachten:

  1. Diese werden entscheidend durch Praxiserfahrungen während des Studiums und die Interaktion mit den betreuenden Lehrkräften (Mentor/Mentee-Beziehung) bestimmt (Oser, 1996).
  2. Berufsbezogene Überzeugungen werden früh in der beruflichen Entwicklung erworben und verändern sich meist im Laufe der Berufsbiografie kaum noch (Pajares, 1992; Richardson, 1996).

Das bedeutet: Hinsichtlich Wertebildung, Demokratielernen, Anerkennung und Mitbestimmung besteht ein Desiderat, Mentor/Mentee-Beziehung neu zu denken – mit Blick darauf, dass schulische Mentorinnen und Mentoren in Praktika zukünftige Lehrerinnen und Lehrer gerade dann in der Berufsbiografie begleiten und beeinflussen, wenn sich Berufsethos, Haltungen und Überzeugungen ausbilden, um hier Kontexte wie Wertebildung, Demokratielernen, Mitbestimmung etc. zu stärken.
Das Forschungsprojekt nimmt dieses Desiderat auf und geht in folgenden drei Schritten vor:

  • Identifikation von Gelingensbedingungen wie auch kritischen Situationen in der Mentor/Mentee-Beziehung im Praktikum mit besonderem Blick auf Wertebildung, Anerkennung und Mitbestimmung;
  • Weiterentwicklung von Materialien und Beratungskonzepten für gängige Konflikte in der Betreuung von Praktikantinnen/Praktikanten sowie
  • Konzeption und Evaluation des Projekts nach dem Prinzip des Participatory Research-Ansatzes (Bergold & Thomas, 2010) durch Fachgespräche/Foren mit Studierenden, Mentorinnen und Mentoren sowie Expertinnen und Experten.

Ausgewählten Fragestellungen zu den Ressourcen, Gründen für dysfunktionale Mentor/Mentee-Verhältnisse, zur vergleichenden Perspektive zwischen unterschiedlichen Praktikumsangeboten und eben Fragen zu Demokratielernen, Mitbestimmung etc. stehen im Mittelpunkt eines zweiphasigen Mixed-Method-Verfahrens mit der Critical Incidents Technique (Butterfield et al., 2005; Flanagan, 1954) und ermittelnden Gruppendiskussionen. Befragt werden Studierende (Mentees) und betreuende Lehrkräfte (Mentorinnen/Mentoren), die jeweils in unterschiedlichen Praktikumsformen und Schularten tätig sind. Die abgeleiteten Implikationen sollen zur Verbesserung der Mentor/Mentee-Beziehung im Praktikum beitragen und die Kontexte Demokratielernen, Wertebildung und Mitbestimmung stärken.

Projektpartner Münchner Zentrum für Lehrerbildung • Praktikumsamt für Lehrämter an Grund-, Mittel- und Sonderschulen
Projektträger Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung"

Kontakt Prof. Dr. Ewald Kiel • Prof. Dr. Sabine Weiß
sabine.weiss@edu.lmu.de


Publikationen (Auswahl)

  • Weiß, S., Langenohl, S., Braun, A., Schlegel, C. M. & Kiel, E. (2024). How to achieve ‘egalitarian’ interaction between student teachers and mentor teachers? A study of a one-school-year teacher practicum in Germany. European Journal of Teacher Education, 47 (5), 951-969. Special Issue: The practicum in initial teacher education: Enduring challenges, evolving practices and future research directions. https://doi.org/10.1080/02619768.2024.2359708
  • Kiel, E., Hugo, J., Langenohl, S., Schlegel, C. M. & Weiß, S. (2024). Beziehungsgestaltung zwischen Studierenden und betreuenden Lehrkräften im Praktikum. Journal of Educational Research Online (JERO), 14 (2), 117-135. Open Access.
  • Braun, A., Weiß, S., Langenohl, S., Schlegel, C. M. & Kiel, E. (2022). „Du musst noch nicht die ganze Welt bewegen, du hast gerade erst angefangen“ - Feedbackprozesse in Mentor/in-Mentee-Beziehungen im Praktikum. Zeitschrift für Bildungsforschung, 12, 497-514. Open Access.
  • Kiel, E., Hugo, J., Langenohl, S., Schlegel, C. M. & Weiß, S. (2022). Emotionale Unterstützung in der professionellen Beziehung von Studierenden und Praktikumslehrkräften in Schulpraktika. Lehrerbildung auf dem Prüfstand, 22 (2), 259-276.
  • Kiel, E., Weiß, S., Langenohl, S., Pacher, M. & Schlegel, C. M. (Juli, 2022). Zusammenarbeit leicht gemacht. Digitale Tools im Praktikum. Interaktiver Tagungsbeitrag für die Tagung Einfach.digital.machen. Tagung Digital Together des Münchener Zentrums für Lehrerbildung, München.


Im Fokus der dritten Förderphase von "Schule für alle" stehen die Weiterentwicklung, Evaluation, ggf. Modifikation und die dauerhafte Verankerung von bestehenden sowie die Entwicklung neuer Maßnahmen. Die bisher konzipierten Maßnahmen zu Schulentwicklung und virtuellen Angeboten (Lehrveranstaltung, Online-Plattform) sowie zur schulischen Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund wurden in den Förderphasen 1 und 2 erarbeitet.

Insbesondere sollen folgende Maßnahmen in der nächsten Förderperiode initiiert bzw. durchführt werden:

  • Evaluation, Weiterentwicklung und Modifizierung des Online-Seminars „Interkulturelle Bildung und Schulentwicklung“ sowie die Verankerung des Seminars als verpflichtender Teil der Lehramtsausbildung. Die Weiterentwicklung des Seminars dient v.a. der Optimierung und Aktualisierung von Seminarinhalten sowie der Erprobung neuer Methoden, um angehende Lehrkräfte bestmöglich auf den Umgang mit migrationsbedingter Diversität und Differenz vorzubereiten.
  • Erweiterung des Webportals „Interkulturelle Schulentwicklung“ um eine moderierte Plattform sowie die stetige Aktualisierung und Weiterentwicklung bestehender Portalinhalte. Hierbei soll der Fokus stärker auf die Vernetzung der Akteure im Feld sowie den Austausch der Teilnehmenden zu relevanten Themen und Erfahrungen im Bereich interkultureller Schulentwicklung gelegt werden. Zur Förderung des kritischen, mehrperspektivischen Umgangs mit konkreten (Problem-)Situationen im interkulturellen Kontext soll der bereits bestehende Fundus an Fallinterpretationen und -lösungen erweitert sowie zur gemeinsamen Diskussion und Ergänzung genutzt werden.
  • Beratung und Begleitung von Schulen bei interkulturellen Schulentwicklungsprozessen: In diesem Rahmen sollen weitere Schulen, die ihre Strukturen und Praktiken hinsichtlich des Umgangs mit migrationsgesellschaftlichen Herausforderungen optimieren wollen, über einen Zeitraum von zwei Jahren begleitet werden. Dabei bietet es sich an, neben den bereits geförderten Schularten (Mittelschulen und Förderschulen) weitere Schularten (Grundschulen, Realschulen und Gymnasien) in den Prozess interkultureller Öffnung einzubeziehen, um das ganze Bildungsspektrum abzudecken.
  • Entwicklung von Publikationen sowie (Weiter-)Bildungsmaterialien für Lehr- und Fachkräfte zu den o.g. Themen und Fragestellungen: Geplant sind u.a. weitere Broschüren und Handreichungen zu mehrperspektivischer Fallarbeit und praxisorientierten Schulentwicklungsmethoden.
  • Im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Deutschdidaktik und Didaktik des Deutschen als Zweitsprache sowie dem Münchner Zentrum für Lehrerbildung ist die Etablierung eines gemeinsamen Zertifikates für Lehramtsstudierende geplant, die eine gewisse Anzahl an ECTS-Punkten im Bereich „Interkulturelle Bildung“, „DaZ“ sowie „Inklusion“ erbringen.

Projektpartner Landeshauptstadt München, Sozialreferat, Stelle für interkulturelle Arbeit • Lehrstuhl für Deutschdidaktik und Didaktik des Deutschen als Zweitsprache an der LMU München
Projektträger Asyl-, Migrations-, Intregrations-Fonds (AMIF) der Europäischen Kommission, ausführend das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)

Kontakt Prof. Dr. Ewald Kiel • Dr. Jessica Lindner • Prof. Dr. Sabine Weiß
sabine.weiss@edu.lmu.de

Literatur

  • Weiß, S., Lindner, J. & Kiel, E. (2024). Hard-to-reach schools? Discrimination experienced by parents with a migrant background. A participatory research approach. Pedagogy, Culture & Society. Online first. https://doi.org/10.1080/14681366.2024.2361853
  • Lindner, J., Scheuerer, V., Weiß, S. & Kiel, E. (2024). Gelingensbedingungen für die Eltern-Schule-Zusammenarbeit aus der Perspektive von Eltern mit Migrationsgeschichte. Zeitschrift für Diversitätsforschung und -management, 9 (1), 24-37.
  • Weiß, S., Lindner, J. & Kiel, E. (2024). Transitionen, Selektionsentscheidungen und Bildungschancen. Die Perspektive von Eltern mit Migrationsgeschichte auf Übergänge in der Grundschule. Zeitschrift für Grundschulforschung, 17 (1), 165-182.
  • Weiß, S., Scharfenberg, J. & Kiel, E. (2023). How can multilingual classrooms succeed? An analysis of critical incidents. Journal of Language, Identity & Education, 22 (5), 445-462.
  • Schuler, R., Guadatiello, A., Scharfenberg, J., Weiß, S. & Kiel, E. (2022). Der Weg vom monolingualen Habitus zur diversitätssensiblen Schule – zentrale Ressourcen zur Ermöglichung von Teilhabe aus Sicht der Lehrpersonen. Zeitschrift für Deutsch im Kontext von Mehrsprachigkeit, 38 (1+2), 126-141.
  • Scharfenberg, J., Weiß, S. & Kiel, E. (2022). Die Rolle von Helfersystemen für die Schule der Migrationsgesellschaft: Gelingensbedingungen für sprachsensiblen Unterricht. Pädagogische Rundschau, 76 (2), 177-191.
  • Weiß, S., Scheuerer, V. & Kiel, E. (2021). Wie Lehrende über geflüchtete, traumatisierte Kinder und Jugendliche in der Schule berichten. Zeitschrift für Flucht- und Flüchtlingsforschung, 5 (2), 238-269.
  • Weiß, S., Scharfenberg, J., Wilczek, M. & Kiel, E. (2021). Wie konzeptualisieren Lehrende Unterricht in Hinblick auf sprachliche Diversität didaktisch? Eine Studie mit Critical Incidents in mehrsprachigen Grundschulklassen. Jahrbuch für Allgemeine Didaktik, 11, 70-87.
  • Schuler, R., Guadatiello, A., Weiß, S. & Kiel, E. (2021). Wie Lehrkräfte sprachbezogenes Lernen im mehrsprachigen Klassenzimmer wahrnehmen und gestalten. Critical Incidents zu Sprache(n) in der Schule. Zeitschrift für Diversitätsforschung und -management, 6 (2), 138-152.
  • Kiel, E., Scharfenberg, J. & Weiß, S. (2020). Checkliste Interkulturelle Schule. München: Lehrstuhl für Schulpädagogik, LMU München.

Checkliste Interkulturelle Schule


Kurzbeschreibung

„Die Kinder lernen Toleranz und Zuhören, Offenheit für anderes, weil sie sich mit ihren Mitschülern, zu denen sie einen Bezug haben, auseinandersetzen, ins Gespräch kommen und vielleicht besser verstehen, warum der eine so handelt und der andere so handelt oder so denkt.“ (Zitat einer Lehrkraft aus dem Projekt)

Interkulturelle Kompetenzen sowie Sprachfähigkeiten sind heutzutage wichtige Voraussetzungen für Karrieren auf allen Ebenen. Je früher man einem Kind/Jugendlichen derartige Erfahrungen im Alltag ermöglicht, desto wahrscheinlicher ist es, dass es später problemlos in internationalen, multikulturellen Teams bestehen kann. Gleichzeitig liefern zahlreiche Studien einen Einblick in das Schulwahlverhalten von Eltern bzw. Familien aus der Mittelschicht (Drope, 2019; Jurczok, 2019; Krüger, Roch & Breidenstein, 2020; Mayer & Koinzer, 2019; Ramos Lobato, 2017). Für viele Eltern, besonders aus der Mittelschicht, macht dabei der Anteil an Schüler:innen mit Migrationshintergrund den entscheidenden Unterschied, ob sie ihr Kind auf der ihnen zugewiesenen Schule, der Sprengelschule, anmelden oder einen Antrag stellen, die Schule zu wechseln. Auch bei weiterführenden Schulen zeigen sich solche Selektions- und Segregationsprozesse. Diese Eltern sind durch hohes kulturelles, soziales und ökonomisches Kapital charakterisiert – sie sind wohlhabend und bildungsnah. Um den eigenen Status zu erhalten und um die passende Ausbildung ihrer Kinder zu garantieren, entscheiden sich diese Eltern häufig gegen bestimmte Schulen, manchmal auch gegen solche, die ihnen qua ‚Sprengelpflicht‘, also durch den Gesetzgeber, zugeteilt wurden (Mayer, 2019). Defizitorientierte Schulwahl findet vor allem in urbanen, gemischten Vierteln statt, da hier auf alternative Angebote in räumlicher Nähe ausgewichen werden kann (Drope, 2019; Mayer & Koinzer, 2019).

Das Projekt nimmt, entgegen defizitorientierter Ansätze, explizit die ressourcenorientierte Seite in den Blick: Der Fokus liegt auf dem Gewinn und den Chancen, die heterogene Schulklassen für alle Beteiligten mit sich bringen sowie auf entsprechend ausgerichteten Schulwahlprozessen:

  • Wie lassen sich Eltern und Kinder/Jugendliche bei einer möglichst vorurteilsfreien Schulwahl zu unterstützen, eventuell vorhandene Ängste zu mindern und Chancen des Besuchs einer Schule mit diverser Schülerschaft aufzuzeigen?
  • Gibt es in der aktuellen Debatte bisher übersehene Vorteile von Schulen mit einem hohem Anteil an Schüler:innen mit Migrationshintergrund? Überwiegen die Chancen etwaige Risiken?
  • Welche Rahmenbedingungen sollte eine Schule hierfür schaffen?

Die methodische Umsetzung erfolgt durch Gruppendiskussionen mit Eltern, Lehrkräften, Schulleitungen und Schüler:innen verschiedener Schularten.

Projektpartner

Lichterkette e.V. • Landeshauptstadt München, Sozialreferat, Stelle für interkulturelle Arbeit

Kontakt am Lehrstuhl

Prof. Dr. Ewald Kiel • Eva Kraft • Prof. Dr. Sabine Weiß

Der Lehrerberuf stellt für viele (angehende) Studierende ein attraktives Berufsziel dar. Bisher ist jedoch kaum Abgleich der eigenen Motive, Handlungsfeldvorstellungen, Erwartungen usw. mit der realen Praxis möglich. Ziel des Projekts ist daher die Erstellung und Pflege einer Onlineplattform, die

  • Personen vor dem Lehramtsstudium unterstützt, ihre individuellen Motiven, Erwartungen usw. für das Studium festzustellen und diese mit realen beruflichen Anforderungen abzugleichen,
  • Personen während des Lehramtsstudiums unterstützt, ihre individuelle Eignung zu überprüfen und gegebenenfalls in Frage zu stellen bzw. sich entsprechende Beratung zu suchen.

Die geschieht empiriegeleitet durch

  • die Identifizierung empirisch gesicherter, domänenübergreifender Kriterien einer erfolgreichen Berufsausübung von Lehrpersonen,
  • die Überführung dieser Kriterien in ein Messinstrument,
  • dessen Evaluation und die gegebenenfalls daraus folgende Modifikation unterstützt durch eine Online-Umgebung,
  • die Überführung der Online-Umgebung in ein Selbsterkundungstool, welches die Passung von beruflichen Anforderungen und personalen Merkmalen aus bereits in Vorarbeiten erstellten schulartenspezifischen Anforderungsprofilen überprüft,
  • mit der Konzeption und Umsetzung eines innovativen Feedbacksystems mit Hilfe von ressourcenorientierten Entwicklungsaufgaben für ein professionelles Selbst.

Inzwischen ist die Plattform fertiggestellt und zur Nutzung freigegeben. Sie ist u.a. verpflichtender Bestandteil der Online-Begleitveranstaltung zum pädagogisch-didaktischen Schulpraktikum an der LMU München.

Link zur Plattform

https://reflex.edu.lmu.de/de

Projektträger

Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung"

Kontakt

Prof. Dr. Ewald Kiel • Prof. Dr. Sabine Weiß

sabine.weiss@edu.lmu.de

Studien zu Berufswahlmotiven von angehenden Lehrer/innen haben lange Tradition und liefern seit Jahrzehnten kontinuierliche Befunde. Häufig erfolgt dabei eine Gruppierung der Motive in intrinsisch und extrinsisch. In der Gewichtung der Motive spiegelt sich die gewählte Schulart wider. So ist bei weiterführenden Lehrämtern eine starke Orientierung am Fachwissen der gewählten Unterrichtsfächer und dessen Vermittlung festzustellen. Eine pädagogische bzw. adressatenspezifische Motivstruktur weisen vor allem Studierende von Grund-, Mittel- und Förderschulen auf. Beschrieben sind zudem extrinsische, an den Rahmenbedingungen der Lehrertätigkeit orientierte Motive wie ein sicherer Arbeitsplatz, selbstbestimmte Arbeitseinteilung und die Möglichkeit der Integrierbarkeit von Familie und Beruf. Diese Motivstrukturen sind auch international dokumentiert.

In diesem Projektrahmen bestehen unterschiedliche Teilprojekte und werden verschiedene Fragestellungen verfolgt:

  • Es werden Berufswahlmotive und Selbstkonzepte von Lehramtsstudierenden verschiedener Länder verglichen. Gegenwärtig nehmen neben der LMU München Hochschulen aus der Schweiz, Schweden, Rumänien, Ukraine, Japan, Brasilien und Hongkong teil.
  • Weitere Teilprojekte fokussieren speziell Berufswahlprozesse von einerseits Studierenden sonderpädagogischer Lehrämter sowie andererseits von Studierenden der Frühpädagogik.

Aus allen Teilprojekten sollen Maßnahmen sowohl für berufliche Professionalisierungsprozesse als auch für die Gestaltung der Lehrerausbildung abgeleitet werden.

Projektpartner

Pädagogische Hochschule Zürich, Fachbereich Pädagogische Psychologie • Södertörn University Stockholm, School of Culture and Education • Justus-Liebig Universität Gießen, Lehrstuhl für Erziehungswissenschaft mdS Pädagogik der Kindheit • Lehrstuhl für Lernbehindertenpädagogik der LMU München • Lehrstuhl für Pädagogik bei Verhaltensstörung und Pädagogik bei geistiger Behinderung der LMU München

Eigenprojekt des Lehrstuhls für Schulpädagogik an der LMU München und der Professur für Professionsentwicklung an der PH Zürich

Kontakt

Prof. Dr. Ewald Kiel • Prof. Dr. Sabine Weiß

sabine.weiss@edu.lmu.de

Literatur

  • Kammermeier, M., Muckenthaler, M., Weiß, S. & Kiel, E. (2025). Feminization of teaching: Gender and motivational factors of choosing teaching as a career. Frontiers in Education, 10. https://doi:10.3389/feduc.2025.1471015
  • Keller-Schneider, M., Kahre, I., Weiß, S. & Kiel, E. (2024). Berufswahlmotive von ostasiatischen, schweizerischen und deutschen Lehramtsstudierenden im Vergleich. journal für lehrerInnenbildung, 23 (4), 24-39. Open Access.
  • Scharfenberg, J., Weiß, S., Hellstén, M., Keller-Schneider, M., Sava, S. & Kiel, E. (2022). Die Studien- und Berufswahlmotive von Grundschullehramtsstudierenden im internationalen Vergleich. Zeitschrift für Grundschulforschung, 15 (2), 251-272.
  • Barros, S., Peixoto, C., Pessanha, M., Ferreira, T., Barros, A., Kiel, E., Weiß, S. & Keller-Schneider, M. (2021). A escolha de uma carreira no ensino em Portugal: Motivos e autoeficácia de estudantes de mestrado. Revista Portuguesa de Educação, 34 (1), 188-209.
  • Tillmann, T., Weiß, S., Scharfenberg, J., Kiel, E., Keller-Schneider, M. & Hellsten, M. (2020). The relationship between student teachers’ career choice motives and stress-inducing thoughts: a tentative cross cultural model. SAGE Open, April-June 2020: 1-18.
  • Braun, A., Weiß, S. & Kiel, E. (2020). How to cope with stress? The stress-inducing cognitions of teacher trainees and resulting implications for teacher education. European Journal of Teacher Education, 43 (2), 191-209.
  • Scharfenberg, J., Drahmann, M., Cramer, C., Weiß, S. & Kiel, E. (2019). Anforderungen an geförderte Lehramtsstudierende und deren Studien- und Berufswahlmotive am Beispiel des Studienkollegs der Stiftung der Deutschen Wirtschaft. Lehrerbildung auf dem Prüfstand, 12 (1), 101-119.
  • Weiß, S., Syring, M., Keller-Schneider, M., Hellsten, M. & Kiel, E. (2018). Career choice motives of early childhood educators – A cross-country comparison of four European countries. Research in Comparative and International Education, 13 (4), 499-515.
  • Scharfenberg, J., Keller-Schneider, M., Weiß, S., Hellstén, M. & Kiel, E. (2018). Konstruktion von Vergleichbarkeit. Messtheoretische Reflexionen zur Verwendung measurement-invariance-abgesicherter Skalen in quantitativ-länderübergreifenden Settings. Tertium Comparationis, 24 (1), 57-83.
  • Scharfenberg, J., Braun, A., Weiß, S., Markowetz, R. & Kiel, E. (2019). Warum entscheiden sich Studierende für ein Lehramt im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung? Spezifische Studien- und Berufswahlmotive. Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete, 88 (3), 191-204.
  • Keller-Schneider, M., Weiß, S. & Kiel, E. (2018). Warum Lehrer/in werden? Idealismus, Sicherheit oder „da wusste ich nicht besseres“? Ein Vergleich von Berufswahlmotiven zwischen deutschen und schweizerischen Lehramtsstudierenden und die Bedeutung von länderspezifischem Bedingungen. Schweizerische Zeitschrift für Bildungswissenschaften, 40 (1).
  • Syring, M., Weiß, S., Keller-Schneider, M., Hellsten, M. & Kiel, E. (2017). Berufsfeld „Kindheitspädagoge/in“: Berufsbilder, Professionalisierungswege und Studienwahlmotive im europäischen Vergleich. Zeitschrift für Pädagogik, 63 (2), 139-162.
  • Weiß, S., Braun, A., Neuss, N. & Kiel, E. (2016). Motive der Berufswahl – Studierende der Studiengänge Grundschullehramt, Förderschule und Frühpädagogik im clusteranalytischen Vergleich. Zeitschrift für Grundschulforschung, 9 (1), 148-163.
  • Kiel, E., Heimlich, U., Markowetz, R., Braun, A. & Weiß, S. (2016). How to cope with stress in special needs education? Stress-inducing dysfunctional cognitions of teacher students: The perspective of professionalisation. European Journal of Special Needs Education, 31 (2), 202-219.
  • Weiß, S., Keller-Schneider, M., Neuss, N., Albrecht, C. & Kiel, E. (2016). „Warum Frühpädagog/in werden?“ Eine vergleichende Studie zu Berufswahlmotiven von angehenden Frühpädagog/innen und Grundschullehrer/innen. Frühe Bildung, 5 (1), 1-9.
  • Weiß, S., Heimlich, U., Markowetz, R. & Kiel, E. (2015). Motivprofile angehender Lehrer im Förderschwerpunkt Lernen - Eine Clusteranalyse. Zeitschrift für Heilpädagogik, 66 (12), 596-608.
  • Kiel, E., Heimlich, U., Markowetz, R. & Weiß, S. (2015). Gemeinsam und doch unterschiedlich – Ein Vergleich der Berufswahlmotive von Studierenden der verschiedenen sonderpädagogischen Fachrichtungen und der Regelschularten. Empirische Sonderpädagogik, 7 (4), 300-319.
  • Weiß, S., Heimlich, U., Markowetz, R. & Kiel, E. (2015). Die Entscheidung für ein sonderpädagogisches Lehramt – Was macht Studierende sicher? Eine Clusteranalyse unter Berücksichtigung verschiedener sonderpädagogischer Fachrichtungen. Heilpädagogische Forschung, 41 (3), 122-135.

Abgeschlossene Forschungsprojekte (Auswahl)

Die hohe Zahl dienstunfähiger und frühpensionierter Lehrkräfte verweist auf die erheblichen psychosozialen Belastungen des Lehrerberufs. Um dem entgegenzuwirken, wurden im Rahmen des LeguPan-Projekts zwei verschiedene Präventionsprogramme für Lehrkräfte entwickelt. Diese setzen unterschiedliche Schwerpunkte:

  • AGIL (Arbeit und Gesundheit im Lehrerberuf) schult gesundheitsförderliches Verhalten, das auf der Erkennung und Entschärfung von Stressoren basiert.
  • PAUER, ein Klassenführungstraining, zielt auf effektives und Ressourcen schonendes Führen von Klassen ab, um dadurch eine Vielzahl von täglichen Belastungen zu vermeiden.

Beide Trainings vermitteln den Teilnehmer/innen langfristig tragfähige Handlungskompetenzen, um die eigenen Belastungen im Umgang mit beruflichen Anforderungen niedrig zu halten. Das Projekt wurde von einer Evaluation begleitet – ausgehend von der Prüfhypothese, ob sich die Programm als wirksam erweisen, nachhaltig Strategien im Umgang mit Stress und arbeitsbezogene Selbstkonzepte in gesundheitsfördernder Richtung zu modifizieren. Die Befindlichkeit der teilnehmenden Lehrer/innen wurde zweimal vor Beginn der Trainingsmaßnahme, nach Abschluss und ein Jahr später mit spezifischen Fragebögen dokumentiert.

Um das Projekt langfristig zu etablieren,

  • liegen für beide Trainings Manuale zur selbsttätigen Durchführung vor.
  • fand in beiden Trainingsprogrammen eine umfangreiche Ausbildung von mehr als 100 Multiplikator/innen statt, die diese Programme nun selbstständig anbieten können.
  • haben in moderierten Workshops Schulleiter/innen Modelle und Strategien beruflichen Gratifikationserlebens sowie Entwicklungsschritte einer gesundheitsförderlichen Schulkultur erarbeitet.
  • fanden Fortbildungen, Workshops usw. für Schulberatungsstellen, Praktikumslehrkräfte statt.

Das Programm AGIL einschließlich der Evaluation durch das Projekt LeguPan wurde im April 2019 für den beispielhaften Einsatz für Gesundheitsförderung und Prävention beim 7. IBK-Preis für Gesundheitsförderung und Prävention ausgezeichnet.

Projektpartner

Schön Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee • St. Augustinus Kliniken / St. Alexius-/St. Josef-Kliniken Neuss

Projektträger

Robert-Bosch-Stiftung

Kontakt

Prof. Dr. Ewald Kiel • PD Dr. Sabine Weiß

sabine.weiss@edu.lmu.de

Manuale zu den im Projekt entwickelten Trainings

PAUER - Klassenführungstraining:

Kiel, E., Frey, A. & Weiß, S. (2013). Trainingsbuch Klassenführung (Buch mit Film-DVD). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

AGIL - Arbeit und Gesundheit im Lehrerberuf:

Hillert, A., Lehr, D., Koch, S., Bracht, M., Ueing, S. & Sosnowsky-Waschek, N. (2012). Lehrergesundheit: AGIL - das Präventionsprogramm für Arbeit und Gesundheit im Lehrerberuf. Stuttgart: Schattauer.

Publikationen

  • Frey, A., Weiß, S. & Kiel, E. (2019). Empathie als Baustein von Klassenführung. Pädagogische Führung, 30 (2), 47-50.
  • Kiel, E. & Weiß, S. (2016). Klassenführung als Ressource. Erziehung & Unterricht (Schwerpunktthema: Klassenführung: dem Lernen einen Rahmen geben), 166 (5-6), 344-350.
  • Albrecht, C. (2016). Belastungserleben bei Lehrkräften und Ärzten. Neue Ansätze für berufsgruppenspezifische Prävention. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
  • Hillert, A., Koch, S., Kiel, E., Weiß, S. & Lehr, D. (2014). Psychische Erkrankungen von Lehrkräften: Berufsbezogene Therapie- und Präventionsangebote. Empirische Pädagogik, 28 (2), 190-204.
  • Weiß, S., Schramm, S., Hillert, A. & Kiel, E. (2013). Lehrerinnen und Lehrer kommentieren Fragebögen – Wie quantitative Forschung von qualitativer Forschung lernen kann. Forum Qualitative Sozialforschung/Forum Qualitative Social Research, 14 (3). Verfügbar unter: http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/issue/view/44
  • Kiel, E., Weiß, S. & Lerche, T. (2013). Wie Lehrerinnen und Lehrer sich verausgaben! Verhaltenstherapie & Verhaltensmedizin, 34 (Supplement 1), 80.
  • Weiß, S. & Kiel, E. (2013). Lehrergesundheit – Belastung, Ressourcen und Prävention. In M.A. Marchwacka (Hrsg.), Gesundheitsförderung im Setting Schule (S. 347-363). Wiesbaden: Springer.

Zahlreiche Studien und die hohe Zahl erkrankter Lehrkräfte verdeutlichen die psychosozialen Belastungen des Lehrerberufs. Die Zielsetzung des Projekts lag daher in einer präventiven Schulung von Referendar/innen im Rahmen der Seminarausbildung – um diese bereits während der Ausbildung auf den Umgang mit potentiellen Stressoren und mit beruflichen Belastungen vorzubereiten. Dazu wurden die im LeguPan-Projekt für Lehrkräfte entwickelten Trainingsprogramme AGIL und PAUER herangezogen, die für das Referendariat modifiziert sowie an die Bedürfnisse von Referendar/innen und deren Situation angepasst wurden.

Bei der Evaluation stand – wie schon im LeguPan-Projekt für Lehrkräfte – die Prüfhypothese im Mittelpunkt, ob sich die Programme als wirksam erweisen, nachhaltig Strategien im Umgang mit Stress und arbeitsbezogene Selbstkonzepte in gesundheitsfördernder Richtung zu modifizieren.

Aus Forschungsperspektive ließen sich zusätzlich bestehende Desiderate aufgreifen, das Erleben der zweiten Ausbildungsphase aus Sicht der Lehramtsanwärter/innen zu beschreiben. Schwerpunkte lagen in einer Erfassung, wie Referendar/innen vor allem die Betreuung durch die Mentor/innen, das Unterrichten/erste Unterrichtsversuche, die Interaktion mit Schüler/innen usw. wahrnehmen. Daraus lassen sich Maßnahmen/Strategien der Unterstützung (besonders von hochbelasteten) Referen-dar/innen generieren.

Projektpartner

Schön Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee

Projektträger

Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus

Kontakt

Prof. Dr. Ewald Kiel • PD Dr. Sabine Weiß • Annika Braun • Gabriele Kurz

sabine.weiss@edu.lmu.de

Literatur

  • Braun, A., Weiß, S. & Kiel, E. (2021). Das Referendariat als Entwicklungsaufgabe: Räume für Freizeit und Entspannung. In J. Peitz & M. Harring (Hrsg.), Das Referendariat. Ein systematischer Blick auf den schulpraktischen Vorbereitungsdienst (S. 214-225). Münster: Waxmann..
  • Weiß, S., Lerche, T. & Kiel, E. (2016). Die zweite Ausbildungsphase in Deutschland aus Sicht von Lehramtsreferendarinnen und Lehramtsreferendaren im Kontext von Gestaltungsmöglichkeiten und Anpassungsnotwendigkeiten. In J. Kosinar, S. Leineweber & E. Schmid (Hrsg.), Professionalisierungsprozesse angehender Lehrpersonen in den berufspraktischen Studien (S. 119-137). Münster: Waxmann.
  • Weiß, S., Braun, A., Schlotter, P., Hillert, A. & Kiel, E. (2015). Kann man sich im Referendariat erholen? Eine clusteranalytische Studie zum Erholungsverhalten von Lehramtsreferendaren. Schulpädagogik heute, 6 (12). Verfügbar unter: http://www.schulpaedagogik-heute.de/neue-ausgabe-122015/ausserthematische-forschungsbeitraege/
  • Braun, A., Weiß, S. & Kiel, E. (2015). Wie erleben Lehramtsreferendare den Vorbereitungsdienst? Eine Clusteranalyse zum Erleben der zweiten Ausbildungsphase in Abhängigkeit von personalen Merkmalen. Lehrerbildung auf dem Prüfstand, 8 (1), 21-37.
  • Kiel, E. & Weiß, S. (2015). Gesund im Referendariat – Die zweite Ausbildungsphase des Lehramts aus salutogener Perspektive. Seminar, 21 (1), 93-106.
  • Weiß, S. Schlotter, P. & Kiel, E. (2014). Das Referendariat – Eine Zeit „schwieriger Beziehungen“? Schulpädagogik heute, 5 (9). Verfügbar unter: http://www.schulpaedagogik- heute.de/index.php/sh-zeitschrift-0914/empirische-forschungsbeitraege
  • Weiß, S., Kurz, G., Stanglmayr, K. & Kiel, E. (2014). Unterrichtsversuche, Lehrproben, schwierige Schüler, Abhängigkeit - Eine Analyse des Belastungserlebens in der zweiten Ausbildungsphase. Pädagogische Rundschau, 68 (3), 307-318.

Der Lehrstuhl für Schulpädagogik und der Lehrstuhl für Pädagogik bei geistiger Behinderung und Pädagogik bei Verhaltensstörungen haben im Auftrag der Landeshauptstadt München ein Unterstützungskonzept zur Umsetzung von Inklusion an allen städtischen Schulen entwickelt. Das langfristige Ziel ist die Umsetzung des Artikels 24 der UN-Behindertenrechtskonvention an Münchner Schulen.

Hierfür fand ein mehrstufiges Vorgehen mit folgenden Schritten statt:

  • Schritt 1: Vollerhebung bzw. Befragung an allen Schulen der Stadt München mit einem quantitativen Verfahren (Ist-Analyse)
  • Schritt 2: Vertiefung und Spezifizierung der Ist-Analyse an ausgewählten Schulen mittels quantitativer und qualitativer Methodik
  • Schritt 3: Ableitung von konkreten Bedarfen (Soll-Analyse) basierend auf diesem Multi-Method-Approach, einer Triangulation der quantitativen und qualitativen Daten
  • Schritt 4: Entwicklung eines Unterstützungskonzepts für die Umsetzung schulischer Inklusion basierend auf den Ergebnissen der Ist- und Soll-Analyse

Die Erhebung erfasste so den aktuellen Stand der Umsetzung von Inklusion an Münchner Schulen und ermittelte bestehende Bedarfe der Praxis für eine erfolgreiche Realisierung. Es zeigten sich verschiedene Bedarfe auf unterschiedlichen Ebenen (etwa auf struktureller Ebene, dem Bereich der Einzelschule oder im Umfeld städtischer Schulen); für diese hält das Stufenkonzept vielfältige differenzierte Maßnahmen und Empfehlungen bereit, um die Umsetzung eines inklusiven Schulsystems an städtischen Münchner Schulen zu unterstützen.

Projektpartner

Landeshauptstadt München, Referat für Bildung und Sport

Projektträger

Landeshauptstadt München, Referat für Bildung und Sport

Kontakt

Prof. Dr. Ewald Kiel • Prof. Dr. Sabine Weiß • Magdalena Muckenthaler M.A.

sabine.weiss@edu.lmu.de

Laufende Dissertationen

Im erziehungswissenschaftlichen Diskurs um den Umgang mit Migration in innerdeutschen Bildungssystemen werden derzeit unter dem Stichwort ‚interkulturelle Öffnung‘ vermehrt pädagogische und hier schulentwicklungsbezogene Ansätze diskutiert. Bisher nur marginale wissenschaftliche Beachtung finden demgegenüber Bildungsinstitutionen, die per se grenzüberschreitend agieren und somit das nationalstaatliche Paradigma überschreiten.

Vor jenem Hintergrund richtet sich das Forschungsinteresse der geplanten Arbeit auf das Deutsche Auslandsschulwesen im europäischen Raum, welches sich einerseits in der Antinomie deutscher und Nationalstaaten überschreitender Prägung bewegt, andererseits angesichts der diversen Nationalitäten im schulischen Kontext sowie der institutionellen Rahmenbedingungen durchaus als transnationale Bildungsorganisation identifiziert werden kann, die sich selber als ‚Ort interkultureller Begegnung‘ präsentiert. Das Forschungsvorhaben nimmt deshalb in den Blick, wie sich Schulstrukturen und Schulentwicklungsprozesse unter den transnationalen Gegebenheiten am Auslandsschulwesen als langfristig etablierte Institution konstituieren und inwieweit dabei interkulturelle – bzw. analog zu der transnationalen Terminologie – transkulturelle Schulentwicklungstendenzen eine Rolle spielen.

Dafür werden die Oberflächenstrukturen aller Exzellenten Deutschen Auslandsschulen im europäischen Raum anhand extern zugänglicher Dokumente wie Schulprofile und -programme als Instrumente von Schulentwicklung analysiert und inhaltlich klassifiziert. Vor dem Hintergrund der nationenübergreifenden Zusammensetzung der Schülerschaft soll hier insbesondere die Darstellung interkultureller Öffnung untersucht werden. Darauf aufbauend werden empirisch Tiefenstrukturen aus Sicht der Schulleitungsebene erhoben, welche Aufschluss über Schulentwicklungsprozesse sowie deren Dynamiken wie Pfadabhängigkeiten, Druck- und Zugkräfte geben und damit einen Einblick in die Entstehungsbedingungen als auch Wirkungszusammenhänge von Veränderungsprozessen ermöglichen. Abschließend diskutiert wird ein Transfer der Ergebnisse auf bestehende Modelle ‚interkultureller Öffnung‘ und die Frage danach, inwiefern die Erkenntnisse aus langfristig etablierten Organisationen, welche transnationalen Bedingungen ausgesetzt sind, gewinnbringend für die Entwicklung der innerdeutschen Schulsysteme – insbesondere in Anbetracht skizzierter Entwicklungen – sein können.

Wer die Wahl hat, hat die Qual.

Dieses Sprichwort trifft auch bei der vermeintlichen Entscheidung für eine passende Schule zu. Denn obwohl in Deutschland die Schulwahl mehr oder weniger streng durch den Gesetzgeber vorgegeben wird, sehen sich viele Eltern in der Pflicht die richtige Schule für ihre Kinder zu finden. Schlagzeilen wie „Kinder unter Leistungsdruck: Worauf sollten Eltern bei der Schulwahl achten?“ oder „Einschulung: Zu diesen Tricks greifen die Eltern“ spiegeln dieses Phänomen wider. Auch laut den PISA-Befragungen der letzten Jahre zeichnet sich ein gewisser Trend zur freieren Schulwahl ab. So hingen Regularien zur Schulzuweisung von Schüler:innen im Jahr 2015 deutlich weniger von der Wohnadresse ab als noch 2000. Viele Eltern wollen oder müssen also in der Lage sein, eine „gute“ von einer „schlechten“ Schule zu unterscheiden und so die passende Wahl zu treffen. Die Anforderungen an Familien steigen, der Druck sich, um die richtige Schule für sein Kind zu kümmern, wird erhöht. Durch diese Situation entsteht das Phänomen, dass sich Eltern in städtischen Gebieten unter bestimmten Bedingungen gegen die zugewiesene oder wohnortnahe Schule entscheiden. Dabei ist ein Einfluss auf die Leistungen von Schüler:innen durch aktive Schulwahl umstritten.

Vor allem im strenger regulierten Primarbereich gibt es eine zunehmende Zahl an Eltern, die sich gezielte Strategien für eine Schulvermeidung zurechtlegen und diese auch anwenden. Diese Tricks reichen vom Gastschulantrag über einen rechtzeitigen Umzug vor der Einschulung bis ihn zur erschlichenen falschen Meldeadresse, damit die ortsnahe Schule vermeiden werden kann. Familien entscheiden sich also aktiv gegen bestimmte Schulen und nehmen dafür teilweise beachtliche Hürden, im Zweifel sogar illegale Mittel in Kauf. Im Übergang zur Sekundarstufe spielt das Verhalten der Eltern oft sogar noch eine wichtigere Rolle, da hier im Gegensatz zur Primarstufe in den meisten Fällen aktive Schulwahlentscheidungen von den Familien gefordert werden. Auch hier ist defizitorientiertes Schulwahlverhalten, vor allem von gutverdienenden und bildungsnahen Eltern, zu beobachten.

Das geplante Dissertationsprojekt möchte gezielt einen Gegenpol zum beschriebenen Phänomen setzen. Anstatt der defizitorientieren Schulwahl soll der Fokus auf ressourcenorientierte Schulwahlprozesse gelenkt werden. Es sollen Gründe für eine mögliche Passung zu bestimmten Schulen untersucht werden, anstatt die Gründe für vermeidendes Verhalten in den Vordergrund zu stellen. Dabei soll nicht nur die Perspektive der Eltern beleuchtet werden, sondern auch die der Kinder und Jugendlichen selbst, sowie die der Lehrkräfte und der Schulleitenden. Die Erhebung der Daten erfolgt im Rahmen des Projekts „Klasse, Vielfalt!“ am Lehrstuhl für Schulpädagogik der LMU München

Die Diversität von allen Personen an einer Schule ist in einer modernen Gesellschaft zunächst ein wertfreies Merkmal, das aber in verschiedenen Situationen und Diskursen an Relevanz und normativer Aufladung gewinnt. Die geplante Dissertation legt hierbei die Aufmerksamkeit auf die Frage nach der Relevanz des Migrationshintergrundes von Lehrkräften im Rahmen ihrer erlebten Berufserfahrung. Diese ist im bildungspolitischen Diskurs mit umfangreichen Erwartungen und Potentialen verknüpft, die beide das grundlegende Ziel des Schulerfolgs aller Lernenden beinhalten. Dabei steht der Schulerfolg nicht nur mit Kompetenzen in Verbindung, sondern mit dem prinzipiellen Abbau von Bildungsbenachteiligungen durch Aspekte einer interkulturellen Schulentwicklung oder diversitätssensiblen Interaktionen im Schulraum.

Lehrkräfte mit Migrationshintergrund werden in verschiedenen Diskursen mittlerweile als „exklusive Akteursgruppe“ dargestellt. Hier gibt es eine grundsätzliche Kritik an den möglichen Hintergrundannahmen, dass aus einem „Migrationshintergrund“ eine homogene Akteursgruppe hervorgeht und sich diese zusätzlich migrationsbezogenen Schulthemen annimmt.

Jedoch stellt sich die Frage, inwiefern Lehrkräfte mit Migrationshintergrund trotz ihrer Heterogenität tatsächlich über spezifische Merkmale verfügen, die den Schulerfolg von Lernenden beeinflussen und in welchen Situationen diese an Relevanz gewinnen sowie eingesetzt werden. Dabei können nicht nur die Lehrkräfte mit Migrationshintergrund in verschiedenen Situationen auf ihren Migrationshintergrund bzw. den damit verbundenen Kompetenzen und Erfahrungen (nicht) zurückgreifen, sondern auch das Kollegium, die Eltern, das Führungspersonal oder die Lernenden. Es ist noch nicht geklärt, in welchen Situationen und aus welchen Gründen der Migrationshintergrund von Lehrkräften mit Relevanz besetzt wird und damit auch eine Ressource oder eine Belastung darstellen kann.

Die Perspektive dieser Akteursgruppe ist bislang nur rudimentär untersucht worden und wird nun im Rahmen dieser Dissertation mittels Interviews und einer qualitativen Datenauswertung geschärft. Bleibt ihre Perspektive unerforscht, so deutet dies auf verkürzt gedachte Automatismen und Sinnzusammenhänge bezüglich ihrer erfahrenen Berufsrealität und ihrer Professionalisierung hin. Dabei lassen sich derartige Erkenntnisse nicht ausschließlich auf den Migrationsbereich übertragen, sondern können im Rahmen von multiplen und intersektionellen Zugehörigkeiten einen Erkenntnisgewinn für alle Lehrkräfte und Lernende ermöglichen. Ziel der Dissertation ist dabei ebenso ein intersektionelles Modell für die Analyse des Migrationshintergrundes zu generieren, das der Reduktion auf die „Herkunft“ durch empirisch festgestellte Komplexitätsmerkmale begegnet und dabei den schulischen Kontext von Lehrpersonen berücksichtigt. Für eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse und einer Differenzierung hinsichtlich einer Reihe an denkbaren Migrationshintergründen und Schulkontexten wird exemplarisch der arabische Migrationshintergrund von Sekundarlehrkräften in Baden-Württemberg in den Fokus genommen.