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Karrierechancen nach der Pandemie

13.04.2022

Im Interview spricht Stephan Pflaum vom LMU Career Service darüber, welche Auswirkungen die Coronapandemie auf die Jobsuche von Studierenden und Absolventen hat.

Dr. Stephan Pflaum, Koordinator Career Community beim LMU Career Service | © LMU

Zwei Jahre dauert ein Masterstudium – und genauso lang hält nun auch schon die Coronapandemie an. Viele Studierende machen gerade ihren Abschluss oder haben ihn frisch in der Tasche – und sind auf der Suche nach einem Job. Aber wie sieht es eigentlich aus mit Karrierechancen nach der Pandemie? Nachgefragt bei Dr. Stephan Pflaum, Koordinator Career Community beim LMU Career Service.

Herr Pflaum, welche Auswirkungen hat die Pandemie auf die Arbeitswelt – und was heißt das für die Jobsuche von Studierenden und Absolventen?

Dr. Stephan Pflaum: Der Pandemie zum Trotz haben es die Studierenden mit einem für sie hervorragenden Arbeitsmarkt zu tun. Die Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen stehen beim Career Service quasi Schlange, um unsere Studierenden und Absolvent:innen bei den Career Events kennenzulernen. Vom Praktikum bis zur Promotion, vom Trainee bis zum Direkteinstieg gibt es hier eine Vielzahl sehr guter Angebote zu entdecken. Das Studienfach spielt dabei immer weniger eine Rolle. Wirtschafts-, Geistes-, Sozial-, Rechts- und Naturwissenschaften werden gleichermaßen gesucht und sind bei uns willkommen. Denn zunehmend wichtiger wird:

Was hat man über das Studium hinaus gemacht, wo, wie, warum hat man seine persönlichen und beruflichen Erfahrungen gesammelt. Und natürlich: Auf welchen Events habe ich welche Kontakte geknüpft. In der Arbeitswelt selbst kehrt Schritt für Schritt die Präsenz im Office wieder zurück. Mit Sicherheit wird es nicht mehr so werden, wie es vor 2020 war. Die Unternehmen haben in den letzten zwei Jahren dazugelernt und auf die Studierenden und Absolvent:innen wartet in den meisten Fällen eine gute Kombination aus Vor-Ort- und Remote-Arbeit.

Ich wünsche mir sehr, dass diese Entwicklung sich trotz Pandemie und des Kriegs in der Ukraine fortsetzt. Denn bei allem Optimismus wird es mit Sicherheit auch die eine oder andere gesellschaftliche und natürlich auch persönliche Herausforderung geben.

Kontakte knüpfen, Arbeitserfahrungen sammeln – Praktika neben dem Studium sind oft eine wichtige Zusatzqualifikation, die bei Arbeitgebern gut ankommt. Was empfehlen Sie Absolventen, die aufgrund der Pandemie keine Arbeitserfahrungen anhand von Praktika sammeln konnten?

Jetzt ist die beste Zeit, dies nachzuholen. Dabei ist es am Ende auch gar nicht wichtig, wie viele Praktika man macht, sondern welche bzw. welches und warum. Immer beliebter werden z.B. Werkstudent:innen-Stellen, wo Studierende über einen längeren Zeitraum bei einem Unternehmen parallel zum Studium arbeiten. Es kann sowohl sinnvoll sein, mehrere verschiedene Praktika zu machen, als auch während des Studiums beim selben Arbeitgeber zu bleiben. Das ist Geschmackssache. Ein neuer Trend ist, dass Unternehmen Studierenden kurz vor ihrem Abschluss ein Praktikum anbieten, das dann in einen Festeinstieg mündet.

Um sich ein berufliches Netzwerk aufzubauen, empfehle ich jedem Studierenden, unsere Career und Networking Events zu besuchen. Unser Ziel ist es, hier nachhaltige und passende Kontakte für die Studierenden in die sehr vielseitige, aber zuweilen auch unübersichtliche Berufs- und Arbeitswelt herzustellen. Eine wachsende Zahl Studierender findet über unsere Angebote entweder den schon immer gesuchten Job oder den Einstieg in einen Beruf, den man vorher nicht auf dem Radar hatte.

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Auch Erasmus-Aufenthalte waren in den letzten zwei Jahren nur bedingt möglich. Wie wichtig ist diese Auslandserfahrung für Arbeitgeber? Und gibt es Möglichkeiten, diese zu kompensieren?

Auslandserfahrung ist in der Tat eine sehr wichtige Schlüsselqualifikation. Wer nur irgendwie kann, sollte für ein mehrwöchiges Praktikum und/oder für ein Semester ins Ausland gehen. Wenn dadurch das Studium ein, zwei oder gar drei Semester länger dauert, macht das nichts. Arbeitgeber wollen sehen, dass man eine längere Zeit in einer anderen Kultur verbracht hat, die Sprache dort gelernt hat und mit Menschen aus anderen Ländern zusammen studiert und/oder gearbeitet hat. In einer zunehmend international geprägten Wirtschaft ist das essenziell. Und: Nur während des Studiums ist es vergleichsweise einfach, einen längeren Auslandsaufenthalt zeitlich unterzubringen.

Die Studierenden sind es aufgrund von Online-Lehre mittlerweile gewöhnt, remote zu arbeiten. Eine Fähigkeit, die auch im Berufsleben helfen kann?

Die Zukunft auf dem Arbeitsmarkt ist nicht nur blendend, sondern sie wird auch „blended“ sein. Unternehmen und Organisationen werden zunehmend auf einen Mix aus Arbeiten „remote“ und im Office setzen. Die Studierenden von heute sind darauf – leider gezwungenermaßen – bestens vorbereitet. Einen klaren Vorteil wird haben, wer – nach dem Motto „best of both worlds“ – beides beherrscht, die Arbeit online und die vor Ort. Schon aus diesem Grund sollten Studierende auch weiterhin Kurse, Seminare und Events online und live&local nutzen.

In der Career Community und bei den zahlreichen weiteren Angeboten des Career Service haben wir 2020 sehr schnell und erfolgreich Events, Seminare und persönliche Beratungsangebote auf online umgestellt. Auch wir haben in dieser Zeit viel gelernt, das wir selbstverständlich auch in die Zeit nach der Pandemie einfließen lassen. Ein guter Mix aus Online- und Präsenzveranstaltungen ist meiner Meinung nach in den meisten Bereichen die Zukunft.

Sind durch die Coronakrise vielleicht sogar Alternativen zum herkömmlichen Arbeiten entstanden – etwa durch verstärkte Verbreitung von Homeoffice und Co?

Ich denke, dass wir noch mitten im Lernen und Ausprobieren sind, um das beste aus der Online- und Offline-Welt für unseren Arbeits- und auch Lebensalltag herauszuholen. Vorteile sehe ich ganz klar darin, dass man weniger orts- und auch ein weniger zeitgebunden ist, wenn man online oder gemischt online/offline miteinander arbeitet. Auch unsere Online Career Events funktionieren seit 2020 sehr gut und wir konnten vielen Studierenden auch während der Pandemie eine Brücke in den nächsten Job, ins nächste Praktikum bauen.

Was ich aber in den letzten beiden Jahren schmerzlich vermisst habe, ist das, was vor und nach einem Career Event passiert: Der persönliche Austausch der Studierenden mit Referent:innen und Unternehmensvertreter:innen vor Beginn und nach der Veranstaltung, bei einem Networking Snack&Drink. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr es mich freut, dass wir seit Mitte März auch wieder Präsenz-Events durchführen können. Und ich sehe es an den Gesichtern, dass es allen Teilnehmer:innen ebenso geht. Um allen ein Gefühl der Sicherheit zu geben, werden wir uns bis auf Weiteres weiter an die 2G-Regel bei externen Events halten.

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