Sonderpädagogik - Förderschwerpunkt Lernen einschließlich inklusiver Pädagogik
Willkommen auf der Homepage des Lehrstuhls für Sonderpädagogik mit dem Schwerpunkt Lernen und inklusive Pädagogik! Hier finden Sie Informationen zu unseren Forschungsprojekten, aktuellen Lehrveranstaltungen sowie zu unserem Team. Wir laden Sie ein, unsere Seiten zu entdecken und freuen uns über Ihr Interesse an unseren Arbeiten und Angeboten.
Empirische Inklusionsforschung
Aktuelle Inhalte zu Themen der Forschung und pädagogischen Praxis sowie zu schulischer Inklusion und dem Sonderpädagogik Studium veröffentlichen wir auf unseren Blog.
Aktuelle Forschungsprojekte
Education System Simulation
Wir beschäftigen uns mit der Simulation von Schulsystemen (Education System Simulation), um die strukturelle Transformation von Schulsystemen in Richtung Inklusion zu untersuchen. Mithilfe simulationsgestützter Modelle wird analysiert, welche Folgen Reformen, wie z.B. die Schließung von Förderschulen oder neue Formen der Ressourcenzuweisung, auf die Platzierung von Schülerinnen und Schülern, die personelle Ausstattung oder die Erreichbarkeit wohnortnaher Bildungsangebote haben. Mithilfe simulationsgestützter Methoden können verschiedene „Was-wäre-wenn“-Szenarien durchgespielt und datenbasiert bewertet werden, um mögliche Entwicklungswege hin zu einem inklusiven Schulsystem sichtbar zu machen. Ziel dieses Forschungsbereichs ist es, wissenschaftlich fundierte Grundlagen für bildungspolitische Entscheidungen bereitzustellen, damit Inklusion nicht nur programmatisch gefordert, sondern auch im schulischen Alltag zielgerichtet und nachhaltig umgesetzt werden kann.
Alle Publikationen und weitere Informationen sind hier zu finden.
Simulationsbasiertes Lernen gilt als vielversprechender Ansatz, um theoretisches Wissen und praktische Handlungskompetenzen zu verbinden. Digitale Entwicklungen ermöglichen in diesen Simulationen zunehmend eine Personalisierung der Lernunterstützung, die sich an den individuellen Bedürfnissen von Lernenden orientiert. Damit wird berücksichtigt, dass unterschiedliche Voraussetzungen Lernprozesse, Aktivitäten und Ergebnisse maßgeblich beeinflussen.
In diesem Projekt wird eine Avatarsimulation eingesetzt, bei der Studierende in ein diskursives Gespräch mit einem KI-basierten pädagogischen Agenten treten. Der Avatar arbeitet mit Spracherkennung und einem Large Language Model und skriptet das Gespräch. Er wurde vorab streng gepromptet, sodass er den diagnostischen Prozess einhält, wie er in der Lehrerbildung vermittelt wird. Das Szenario bildet ein Gespräch im Lehrerzimmer mit einem Lehrer-Avatar über eine Schülerin oder einen Schüler mit Lernschwierigkeiten nach. Ziel für die Studierenden ist es, den diagnostischen Prozess zu durchlaufen und im Austausch mit dem Avatar passgenaue, datenbasierte Fördermaßnahmen für das Kind zu entwickeln. Der Avatar reagiert flexibel auf Fragen und Vorschläge der Studierenden und schafft dadurch ein immersives, interaktives Setting, das diagnostisches Denken und die Ableitung von Förderstrategien unterstützt.
Untersucht wird, für wen sich dieses offene Simulationsformat eignet und welches diagnostische sowie technische Vorwissen notwendig ist, um es erfolgreich zu bearbeiten. Zusätzlich werden Einflussfaktoren wie Motivation und die Wahrnehmung des Avatars als Lerntutor als Kovariaten berücksichtigt. Die diagnostische Qualität wird quantitativ nach Heitzmann et al. (2019) anhand von Effizienz und Akkuratheit gemessen. Zunächst kommen offene Antwortformate zum Einsatz, anschließend wurden Likert-Items entwickelt, um eine quantitative Erfassung zu ermöglichen. Darüber hinaus werden ausgewählte Fälle in Form von Prozessanalysen vertieft, um individuelle Lernwege und adaptive Strategien zu illustrieren.
Die Erhebungen erfolgen in Kooperation mit der Universität Augsburg und der HfH Zürich. Ein Teilprojekt wurde mit dem Preis für das innovativste KI-basierte Forschungsprojekt ausgezeichnet. Das Projekt leistet einen Beitrag zur evidenzbasierten Weiterentwicklung digitaler Lehr-Lernformate und prüft das Potenzial KI-gestützter Avatare als personalisierte Simulation in der Aus- und Weiterbildung diagnostischer Entscheidungskompetenzen.
Zusatzqualifizierung für Lehrkräfte an beruflichen Schulen und Forschung zu Inklusion an beruflichen Schulen
Art. 24 (5) UN-Behindertenrechtskonvention: „Die Vertragsstaaten stellen sicher, dass Menschen mit Behinderungen ohne Diskriminierung und gleichberechtigt mit anderen Zugang zu (...) Berufsausbildung (...) haben.”
Die berufliche Bildung besitzt ein besondere Bedeutung für den Inklusionsdiskurs. Eine sinnstiftende berufliche Ausbildung steigert nicht nur die Chancen auf die Inklusion in den Arbeitsmarkt, sondern damit verbunden auch eine weitere gesellschaftliche und soziale Teilhabe. Deshalb stellt die Berufsausbildung eine besonders relevante Bildungsepisode dar. International besitzt das deutsche berufliche Bildungssystem großes Ansehen. Im Bereich der Inklusion hat es sich seit der UN Behindertenrechtskonvention auf den Weg gemacht jungen Menschen mit und ohne Behinderung eine Ausbildung in einer inklusiven Lernumgebung zu ermöglichen. Besonders die enge Verzahnung von Theorie und Praxis bietet für Schülerinnen und Schüler mit (sonderpädagogischem) Förder- oder Unterstützungsbedarf die Chance auf eine neue Form des Lernens.
Die Weiterentwicklung inklusiver Beschulung erfordert dabei innovative Ansätze auf verschiedenen Ebenen des Schulsystems und setzt umfassende pädagogische Kompetenzen in vielfältigen Aufgabenfeldern voraus. Neben Forschungsprojekten - sowohl von Ministerien als auch von Drittmittelgebern zur inklusiven beruflichen Bildung - unterstützt der Lehrstuhl die inklusive Schulentwicklung durch die universitäre Phase der „Sonderpädagogischen Zusatzqualifizierung für Lehrkräfte an beruflichen Schulen“. Im Zentrum der Zusatzqualifizierung steht die Frage, wie pädagogische Barrieren präventiv vermieden und systematisch abgebaut werden können, sodass eine inklusive Umgestaltung im Sinne einer Pädagogik der Ermöglichung gelingt.
Ausgewählte Publikationen des Lehrstuhls:
Bodensteiner, J. & Laun, D. (2025): Inklusive Kompetenzen von Lehrkräften in der beruflichen Bildung. Impulse & Material für die Praxis. München: Ludwig-Maximilians-Universität München. https://epub.ub.uni-muenchen.de/127096/
Gebhardt, M., Tretter, T., Schwab, S. & Gasteiger-Klicpera, B. (2011). The Transition from School to the Workplace for Students with Learning Disabilities: Status Quo and the Efficiency of Pre-Vocational and Vocational Training Schemes. European Journal of Special Needs Education, 26(4),443–459. http://dx.doi.org/10.1080/08856257.2011.597181
Miesera, S., & Gebhardt, M. (2018). Inclusive vocational schools in Canada and Germany. A comparison of vocational pre-service teachers′ attitudes, self-efficacy and experiences towards inclusive education. European Journal of Special Needs Education, 33(5), 707-722. https://doi.org/10.1080/08856257.2017.1421599
Einrichtungen und Kooperationen des Lehrstuhls
Willkommen im MediaLab
Das MediaLab an unserem Lehrstuhl ist ein innovativer Lern- und Forschungsraum, der sich der Verbindung von inklusiver Bildung und digitaler Medienkompetenz widmet. Seit seiner Eröffnung im Oktober 2023 bietet es Studierenden der Sonderpädagogik die Möglichkeit, eigene Medienprodukte wie Podcasts, Erklärvideos, Legetrickfilme oder interaktive Lernmaterialien zu entwickeln und so theoretisches Wissen praxisnah umzusetzen.
Im Zentrum steht die Förderung von Medienkompetenz als wesentlicher Bestandteil zukünftiger Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Studierende arbeiten projektbasiert, selbstgesteuert und in enger Zusammenarbeit mit Dozierenden. Durch die Kombination von Praxisprojekten, kritischer Reflexion und forschungsorientiertem Arbeiten werden sie befähigt, digitale Medien kreativ und verantwortungsvoll im schulischen Kontext einzusetzen.
Das MediaLab ist zugleich Lehr- und Forschungsort. Neben der Integration in Seminare wie Sonderpädagogische Medienbildung in Theorie und Praxis werden hier auch innovative Technologien untersucht. Dazu gehören zum Beispiel KI-gestützte Pädagogische Agenten, Virtual-Reality-Anwendungen oder adaptive Lernumgebungen. Ziel ist es, neue Wege aufzuzeigen, wie digitale Medien Lernprozesse unterstützen, Barrieren abbauen und Inklusion fördern können.
Die im MediaLab entstehenden Produkte werden als Open Educational Resources veröffentlicht. Damit wird nicht nur der freie Zugang zu hochwertigen sonderpädagogischen Materialien ermöglicht, sondern auch der Austausch zwischen Wissenschaft, Schule und Gesellschaft gefördert.
Darüber hinaus versteht sich das MediaLab als Plattform für Wissenschaftskommunikation. Forschungsergebnisse und Fachgespräche werden in Form von Videos oder Podcasts aufbereitet und über den eigenen YouTube-Kanal öffentlich zugänglich gemacht.
Mit diesem Ansatz verbindet das MediaLab Lehre, Forschung und Praxis in einem offenen und kollaborativen Raum, der Studierende auf die Anforderungen einer inklusiven und digital geprägten Bildungswelt vorbereitet.
Weitere Informationen und das vollständige Rahmenkonzept finden Sie hier:
Ebenbeck, N., Koch, J., Giering, S. & Gebhardt, M. (2025). Lehre und Forschung im Medi-aLab. Ein Rahmenkonzept (Version 0.1). Münchner Beiträge zur Inklusions- und Sonder-pädagogik. München: Ludwig-Maximilians-Universität München. https://doi.org/10.5282/ubm/epub.125338
Levumi als Forschungsprojekt
Levumi ist ein Forschungsprojekt zur Entwicklung und Erprobung von Instrumenten für die inklusive Bildung in und außerhalb der Schule. Da die Erforschung inklusiver Bildungsprozesse verlässliche und vergleichbare Daten benötigt, stellt Levumi theoretisch fundierte und erprobte Diagnoseinstrumente zur Verfügung. Alle Fragebögen und Tests sind kostenlos, nicht-kommerziell nutzbar und unter einer freien Lizenz (CC BY-NC-SA) veröffentlicht. Entwickelt werden sie von Mitgliedern des Lehrstuhls für Sonderpädagogik an der Universität Bremen sowie in Kooperation mit externen Partnern. Die Instrumente können sowohl digital über die Plattform Levumi.de als auch in Papierform als informelles Verfahren eingesetzt werden. Neben etablierten Testverfahren, wie dem Les-In-Screening für die Klassenstufen 2 bis 4, bietet Levumi kontinuierlich Materialien zur Lernverlaufsdiagnostik, die von Lehrkräften praxisnah genutzt und wissenschaftlich reflektiert werden können.
Die digitale Lernentwicklungsmappe – eine neue Lösung der Förder Fokus GmbH
Individuelle Förderung mit lernbegleitender Diagnostik gehören zu den wirksamsten Maßnahmen schulischer Unterstützung. Mit der Lernentwicklungsmappe steht dafür eine professionelle, digitale Lösung zur Verfügung. Entwickelt wurde das Tool von der neu gegründeten Förder Fokus GmbH, die mit Bedürfnissen der Praxis vertraut ist und diese verbunden mit Forschungsergebnissen in eine alltagstaugliche und nachhaltige Anwendung überführt.
Die Lernentwicklungsmappe verknüpft Unterrichtsplanung, Förderung und Dokumentation in einem einheitlichen, digitalen System. Lehrkräfte können Beobachtungen, Praktika und Diagnostik unmittelbar erfassen und diese mit Kompetenzbewertungen verbinden. Daraufhin schlägt das Tool Fördermaßnahmen vor, deren Umsetzung erneut festgehalten und evaluiert werden können. Mit wenigen Klicks lassen sich Ergebnisse direkt in Lernentwicklungsgespräche, Zeugnisse, Förderpläne oder sonderpädagogische Gutachten übertragen.
Damit werden zwei zentrale Herausforderungen gelöst: Zum einen wird das diagnostische und fördernde Handeln der Lehrkräfte professionalisiert, zum anderen reduziert sich der bürokratische Aufwand deutlich. Für Schulleitungen bietet die Lernentwicklungsmappe die Chance, dass Lernentwicklung konsequent begleitet, dokumentiert und evaluiert wird. Gleichzeitig ist eine lückenlose Förderung über die gesamte Schulzeit gesichert.
Mit der Gründung der Förder Fokus GmbH wird die Lernentwicklungsmappe nun erstmals langfristig verfügbar gemacht – inklusive Support, Fortbildungen, Datenschutzlösungen und kontinuierlicher Weiterentwicklung. Damit entsteht ein Werkzeug, das sowohl die Professionalität der Lehrkräfte unterstützt als auch die Qualität schulischer Förderung nachhaltig verbessert.