06 Nov

Sustainability Week – Kunst, Recht & Nachhaltigkeit – Vortrag und Podiumsdiskussion

Termin:

Do.:
16:00 - 18:00 Uhr

6. November 2025

Ort:

Großer Hörsaal B201 (Hauptgebäude) Geschwister-Scholl-Platz 1 80539 München

Das in der westlichen Moderne verankerte Subjekt-Objekt-Verhältnis von Mensch und „Natur“ gerät immer stärker ins Wanken. Umweltkatastrophen, Erdsystemkrisen und Artensterben offenbaren im Moment der Zerstörung die wechselseitigen Abhängigkeiten von Mensch und Nicht-Mensch. Ein gesteigertes Bewusstsein von Relationalität und Interdependenz führt unweigerlich auch zur Frage der Repräsentanz, die die klassischen Grenzen der Fachdisziplinen überschreitet. Während im Gerichtssaal Natur- und Tierreich nicht aufgrund ihres Eigenwerts, sondern lediglich durch den Menschen in Erscheinung treten, gilt im Theater dasselbe auf narrativer und ästhetischer Ebene. Nicht-Menschen sind keine Protagonisten, ihre Geschichten bleiben ungehört.

Auf Grundlage eines Impuls-Vortrags von Schauspieler und Autor Maximilian Grünewald geht das aus Kunst, Rechtswissenschaft und Philosophie transdisziplinär besetzte Panel der Frage nach, wie eine „Natur“ repräsentiert werden kann, die begonnen hat, die engen Grenzen zu sprengen, die die Moderne ihr gesetzt hat.

Die Veranstaltung wird eröffnet von Dr. Margit Weber, Vizepräsidentin für Chancengerechtigkeit, Talentförderung und Diversität der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Podiumsdiskussion:

Maximilian Grünewald (Autor, Schauspieler, Forscher)

Alexander Eisenach (Hausregisseur am Residenztheater)

Dr. Sophie Kargruber (Rechtanwältin, Kanzlei Beukelmann | Müller | Partner Rechtsanwälte mbB)

Dr. Regina Schidel (Institut für Politikwissenschaften, Goethe-Universtität Frankfurt am Main)

Moderation: Dr. Nicolai v. Maltitz (LMU München)

Maximilian Grünewald (Künstler, Schauspieler, Forscher)

© Maximilian Grünewald

"Die Geschichten des Anthropozän handeln von der Verflechtung dessen, was uns früher als getrennt erschien: Kultur und Natur, das Belebte und das Unbelebte, das Menschliche und das Nicht-Menschliche. Will man diese Geschichten auf die Bühne bringen, dann braucht es eine ebensolche Verflechtung von Kunst und Wissenschaft. Diese Verflechtung sowohl narrativ, als auch strukturell vorzubereiten, ist das Programm des neuen Wissenschaftstheaters."

Maximilian Grünewald ist Künstler/Schauspieler, Forscher und Initiator transdisziplinärer Forschung. In seiner Praxis konzentriert er sich auf die Kraft des Storytellings um verschränkte menschliche und nicht-menschliche Situationen zu erzählen. Seine Ausbildung als Schauspieler kombiniert er mit seinem Interesse an Philosophie und Wissenschaftstheorie und hinterfragt so gängige Berufsbilder in Kunst und Wissenschaft. Seine künstlerische Forschung widmet sich einem Theater, das auf die Klimakrise reagiert und dabei erkenntnistheoretischen Fragen adressiert.

Dr. Sophie Kargruber (Rechtsanwältin, BM-Partner)

© Sophie Kargruber

"Mensch und Tier teilen sich einen gemeinsamen Lebensraum. Wir sollten daher anerkennen, dass wir mit den Tieren in einer Gemeinschaft leben. Das Ziel dieser Gemeinschaft muss ein widerspruchsfreies Mensch-Tier-Verhältnis sein, das den Interessen des Menschen als auch denen des Tiers in angemessener Weise Rechnung trägt."

Sophie Kargruber studierte Rechtswissenschaften an der LMU München mit dem Schwerpunkt Strafjustiz, Strafverteidigung, Prävention. Sie promovierte über das Thema „Die Würde des Tiers“ und beschäftigte sich als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Herrn Prof. Dr. Helmut Satzger u.a. mit straf-(verfassungsrechtlichen) Fragen im Kontext von Klima- und Umweltschutz. Seit April 2025 arbeitet Sophie Kargruber als Strafverteidigerin.

Alexander Eisenach (Hausregisseur am Residenztheater München)

© Joel Heyd

"Die hierarchischen Verhältnisse unserer Weltwahrnehmung sind eingeschrieben in die kanonischen Erzählungen unserer Kultur. Der patriarchale Protagonist, für dessen Heldenreise die Welt eine Bühne ist. Alle Welt Requisite, Nebendarstellerin und existent nur in Bezug zum menschlichen Hauptdarsteller. Wollen wir den Blick auf die Welt und unser Verhältnis zu ihr ändern, müssen wir nach anderen Narrativen, nach anderen Erzählstrukturen suchen."

Alexander Eisenach, geboren 1984 in Ostberlin, ist Autor und Regisseur. Er arbeitet unter anderem am Deutschen Theater Berlin, dem Schauspiel Stuttgart und als Hausregisseur am Residenztheater München. Hier verantwortet er gemeinsam mit Max Grünewald die Reihe „Im Dickicht der Stadt“, in der sich Kunst und Wissenschaft in Fragen urbaner Naturwahrnehmung begegnen.

Dr. Regina Schidel (Philosophin, Goethe-Universität Frankfurt a. M.)

© David Ausserhofer

"Bei Nachhaltigkeit denken wir zunächst an die Natur und unsere natürliche Umwelt. Aber der Begriff impliziert viel mehr. Denn die Gestaltung nachhaltiger Beziehungen auf diesem Planeten erfordert es auch, zwischenmenschliche Relationen und ihre Bedingtheiten in den Blick zu nehmen. Soziale und ökologische Faktoren müssen hier stets zusammen gedacht werden. Nachhaltigkeit erweist sich damit als Herausforderung an ein fragiles bio-soziales-Beziehungsgewebe."

Regina Schidel ist Akademische Rätin a.Z. am Arbeitsbereich für Politische Theorie und Philosophie der Goethe-Universität Frankfurt a. M. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit Menschenwürde, Menschenrechten, epistemischer Ungerechtigkeit, der Marginalisierung von Menschen mit Behinderung und Fragen der Relationalität. Ihr neues Buch 'Behinderung und Gesellschaft. Ableismus aus gesellschaftstheoretischer Perspektive' erscheint im Dezember dieses Jahres bei Suhrkamp stw.